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Robert Halver über Krisenzeiten „Man schaut Putin und Xi Jinping eben nur auf, aber nicht hinter die Stirn“

Von in UnternehmenLesedauer: 6 Minuten
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Allerdings ist die allgemeine Untergangsstimmung auch nicht berechtigt. (Geld-)Politik hat kein Interesse an schwerwiegenden sozialen Problemen, die die Straße unsicher machen. Doch sollte sie in Deutschland und Europa ihre marktwirtschaftlichen Aufgaben machen. Mit immer mehr Staatswirtschaft, die die Wertschöpfungspotenziale nicht ausschöpft, bleiben nämlich die Beiträge für einen finanzierbaren Sozialstaat aus.

Ich hoffe, dass die Politik in Europa nicht mehr länger den Weg des geringsten Widerstands geht, sondern als Union zusammenhält. Leider aber muss man am Ölembargo light gegen Putin feststellen, dass der europäische Corpsgeist schnell verschwindet, wenn es an die eigene Komfortzone geht. Ich habe keinen Bock auf ein europäisches Industriemuseum.


Stock Picking ist angesagt

Insgesamt sind zwischenzeitliche Erholungs-Rallyes möglich, wohl aber keine allgemeinen fulminanten Durchmärsche. Man schaut Putin und Xi Jinping eben nur auf, aber nicht hinter die Stirn. Und dass beide kein Interesse an Demokratie- und Freiheitswerten haben und es mit Genugtuung aufnehmen, dass der Westen mannigfaltige Probleme hat, darf auch angenommen werden. China hat aufgrund seiner starken Position auf der Vorproduktebene sogar Erpressungspotenzial.

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Doch ist High-Tech nicht gleich High-Tech. Besonders hart trifft es Tech-Aktien aus der zweiten und dritten Reihe. Bei diesen vor allem Stay-at-Home-Titeln wird kritisch hinterfragt, ob sich die während der Pandemie aufgekommenen Gewohnheiten – zum Beispiel Online-Arztbesuche und -Geschäftsmeetings oder die virtuelle Ausübung von Sport – überhaupt durchsetzen.

Hinzu kommen die Konjunkturwerte, vor allem die großen, die ihre Energiebezugs- und Absatzquellen optimiert haben. Dagegen bleiben die kleineren, die stärker von russischen Energieimporten abhängig sind, noch angeschlagen. Und da man jetzt billiger an Aktien kommt, sollten zumindest die regelmäßigen Sparpläne fortgeführt oder gestartet werden. Es geht darum, günstige Durchschnittskurse zu erzielen.

Liebe Anlegerinnen und liebe Anleger, ich hasse es, angesichts der kaum einschätzbaren Risiken keine klaren Aussagen machen zu können. Aber die Stimmung an den Aktienmärkten ist noch zu sehr auf Krawall gebürstet.


Über den Autor:

Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse der Baader Bank in Frankfurt und ist damit für die Einschätzung der internationalen Finanzmärkte zuständig. Der erfahrene Kapitalmarkt- und Börsenkommentator ist durch seine regelmäßigen Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen einem breiten Anleger- und Finanzpublikum bekannt.

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