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Krisenherde in Europa Schwäne im Schwarm

Von in WährungenLesedauer: 9 Minuten
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Von Problemen mit internationalen Geldgebern dürfte der südöstliche Nachbar schon ein Lied singen können. Die ziehen seit Monaten ihr in der Türkei investiertes Kapital ab und schicken damit die Währung auf Talfahrt. Diese Entwicklung war allerdings schon lange vorhersehbar. Türkische Unternehmen verschulden sich ebenso wie der Staat seit Jahren massiv in US-Dollar und Euro, gelockt von billigen Krediten. Zugleich legten ausländische Investoren in großem Stil in der Türkei an, weil sie dort mehr verdienten als in den Industriestaaten mit ihren Minizinsen.

Wenig überraschend war dieses Missverhältnis nicht von Dauer. Da in den USA die Zinsen längst wieder steigen und die Leitzinsen bereits zwischen 1,75 und 2 Prozent liegen, haben sich die Geldströme umgekehrt und fließen nun raus aus der Türkei. Der monetäre Aderlass zwingt die türkische Währung in die Knie. Während zu Beginn des Jahres ein US-Dollar nur 3,75 Lira kostete, müssen Türken für die begehrte Devise mittlerweile schon mehr als 6 Lira auf die Tresen der Wechselstuben legen.

                                   Quelle: Morningstar, IWF

Mit dem teuren Dollar wird es zugleich immer kostspieliger, die Schulden in harten Währungen zu bedienen. Selbst der Notenbank fällt es schwer, den Lira-Verfall abzubremsen. Die Währungshüter lie ßen Ende Juli den Leitzins überraschend bei 17,75 Prozent, obwohl Experten fest mit einer Anhebung gerechnet haben. Kritiker bemängeln einen zu großen Einfluss von Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der unlängst seinen Schwiegersohn zum Finanzminister befördert hat.

Erdoğan unterbindet seit Langem eine restriktive Geldpolitik, um das kräftige Wirtschaftswachstum seines Landes nicht zu torpedieren. Noch im Vorjahr lag es bei 7,4 Prozent. „Die beeindruckenden Zuwächse der Vergangenheit begleitete eine unhaltbare Wirtschaftspolitik, die Anleger nervös machte“, sagt Tine Choi. Die Konjunktur sei einfach überhitzt, so die Chefstrategin des Fondsanbieters Danske Invest, angetrieben von der expansiven Finanzpolitik und eben viel zu vielen Krediten aus dem Ausland. Die Notenbanker indes erklärten ihr Stillhalten mit der aus ihrer Sicht ausgewogenen Konjunktur. Diese Einschätzung hatten die Währungshüter allerdings exklusiv: Aktienanleger kehrten der Türkei sofort den Rücken zu und verbilligten den Istanbuler Leitindex ISE 100 allein am Tag dieser Entscheidung um gut 5 Prozent. Insgesamt schrumpfte der Börsenmaßstab seit Februar bereits um mehr als ein Viertel. Zudem lässt die dahinsiechende Lira die Inflation galoppieren: Im Juli standen die Verbraucherpreise rund 16 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

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