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Krisenkommunikation: Floskeln statt Fakten

Quelle: Istock
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Für die Studie, die sich mit der Rechnungslegungspraxis und Finanzkommunikation ausgewählter Banken und Versicherungen befasst, haben die Forscher im Dezember 2008 die Quartalsberichte sowie die Veröffentlichungen von sechs Dax- und zwei M-Dax-Unternehmen – Allianz, AMB Generali, Commerzbank, Deutsche Bank, Deutsche Postbank, Hannover Rück, Hypo Real Estate und Münchener Rück – analysiert. Mehr als 70 Milliarden Euro an Marktkapitalisierung haben die in dieser Studie untersuchten Finanzriesen in den ersten neun Monaten 2008 insgesamt verloren. Das Eigenkapital hat in Summe im selben Zeitraum um mehr als 24 Milliarden Euro abgenommen. Diese Ergebnisse seien, so die Studie, größtenteils auf den zentralen Bewertungsmaßstab der internationalen Bilanzierungsstandards, den Fair-Value-Ansatz, zurückzuführen. „Die Fair Value-Bewertung führt in Krisenzeiten dazu, dass die Unternehmen in ihren Bilanzen hohe Abschreibungen vornehmen müssen und sich damit ihre wirtschaftliche Lage verschlechtert“, erklärt Christian Zwirner von Dr. Kleeberg & Partner. Aufgrund der zeitlichen Komponente, die in die Fair-Value-Bewertung einfließen muss, seien die untersuchten Unternehmen hinsichtlich ihrer Marktkapitalisierung bezogen auf das Eigenkapital nämlich deutlich unterbewertet. An der Finanzkommunikation der Unternehmen bemängelten die Forscher vor allem das Fehlen klarer Botschaften, sowohl was die Schuldfrage als auch was die Zukunftsperspektiven betrifft. So dominierte zwar die Darstellung der globalen Finanzkrise und deren Auswirkungen die wesentlichen verbalen Teile aller Berichte. Jedoch war keines der untersuchten Finanzinstitute bereit, auch eigenes Verschulden an der desolaten Unternehmenslage einzuräumen. Im Gegensatz zu den insgesamt sehr umfangreichen Beschreibungen der Ursachen handelten die Unternehmen den künftigen Umgang mit der Krise nur kurz ab. Dabei vermieden sie konkrete Aussagen und flüchteten sich in Floskeln und schwer verständliche Formulierungen. Welchen Einfluss die öffentliche Meinung auf das Berichtswesen hat zeigt, laut Carsten Rossi, Vorstandsprecher von Kuhn, Kammann und Kuhn, die Reihenfolge, in der die eigene Situation und die allgemeine Marktlage erwähnt werden. So waren die unter dem staatlichen Schutzschirm aufgefangenen Hypo Real Estate und Commerzbank die einzigen, die direkt ihre eigene Lage ansprachen, bevor sie die externen Einflussfaktoren aufführten. „In der Situation von Commerzbank und Hypo Real Estate wäre jede Umgehung der direkten Ansprache öffentlich als Verschleierungstaktik gebrandmarkt worden.“ Und das hätte, so Rossi, weiteren Vertrauensverlust nach sich gezogen.

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