Kristina Hooper, Invesco Asset Management „Anleger sorgen sich um europäische Wirtschaft“
In der Geldpolitik tut sich im Moment einiges. Nachdem die Federal Reserve (Fed) in den USA im Januar den Leitzins unverändert im Fenster von 2,25 bis 2,5 Prozent belassen hat, sind im März weitere Zentralbanken dieser Politik gefolgt. Auch die Bank of Canada (BOC) erhöht den Leitzins von 1,75 Prozent vorerst nicht. Die Fed-Spitze sorgt sich zwar um die hohe Verschuldung privater Haushalte, was für höhere Leitzinsen spricht. Jedoch ist ihr das schleppende Wachstum der Weltwirtschaft ein Dorn im Auge. In einer Erklärung heißt es: „Die globale Wachstumsverlangsamung ist ausgeprägter und weitreichender als die Bank prognostiziert hat.“
Auch die Europäische Zentralbank (EZB) sieht vorerst von Zinserhöhungen von einem Ausgangsniveau von null Prozent ab. Die Prognose für das europäische Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Jahres 2019 senkte das Institut von 1,7 auf 1,1 Prozent. Auch die erwartete Inflation wurde von 1,6 auf 1,2 Prozent heruntergeschraubt. Im September startet die EZB sieben langfristige Refinanzierungsgeschäfte. Dabei handelt es sich um günstige Kredite für Banken, mit denen diese dazu gebracht werden sollen, selbst mehr Kredite zu vergeben. Ziel ist letztlich, die konjunkturelle Entwicklung zu unterstützen.
Zentralbanken stützen Konjunktur
Mario Draghi will mit dem Umschwenken in der Geldpolitik „der Marktentwicklung voraus sein“. Die Wirtschaft sei von „anhaltender Schwäche“ und „allgegenwärtiger Ungewissheit“ geprägt, so der Präsident der EZB.
Anleger werten die Kursänderung der EZB überwiegend als Zeichen für wirtschaftliche Probleme. Viele stört, dass sie abrupt stattfand – ähnlich wie bei der Fed und der Bank of Canada. Das bevorstehende Ende von Draghis Amtszeit als Präsident der EZB nährt zudem die Sorge, sein Nachfolger könnte bereits eingeleitete Stimuli für die Wirtschaft wieder zurücknehmen.
Für das Wachstum der Weltwirtschaft ist letztlich entscheidend, wie die Maßnahmen der Zentralbanken wirken. Insgesamt verlangsamt sich die globale Konjunktur nur moderat. Jedoch muss die EZB möglicherweise bald erneut auf quantitative Lockerungsmaßnahmen zurückgreifen. Diese wirken jedoch voraussichtlich nicht mehr so stark wie in den vergangenen Jahren.