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Kryptobranche am Scheideweg „Die Diskussion um eine stärkere Regulierung nimmt Fahrt auf“

Bitcoin-Werbung in Istanbul
Werbung für Bitcoin in Istanbul: Auch der Kurs der beliebten Kryptowährung verzeichnete 2022 hohe Verluste. | Foto: Imago Images / Nur Photo

Die Kryptoindustrie hatte 2022 mit großen Herausforderungen zu kämpfen: stark gefallene Kurse von Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether, das Kollabieren des Stablecoins UST mit der dahinter liegenden Währung Terra sowie die FTX-Implosion. In der Folge hat die Diskussion um eine stärkere Regulierung Fahrt aufgenommen. Mit Blick auf 2023 und darüber hinaus kann niemand sagen, wie die Entwicklung der Kryptoindustrie weitergehen wird. Die Branche steht aktuell an Weggabelungen: Wo fließen Investments hin, wo wird Wert geschöpft, wo sehen wir Wachstum? Dabei geht es vor allem um:

  • Self-Service Defi versus reguliertes Cefi
  • Trading versus Tokenisierung
  • Krypto-Technologie versus Kryptowährungen

Self Service Defi versus reguliertes Cefi

Zum Bereich Central Finance, kurz Cefi, gehören alle Unternehmen in der Kryptoindustrie, die als zentrale Instanzen eigentlich dezentralen Kryptowährungen nutzbar machen, wie Marktplätze, Verwahrer und Lender. Diese durchkreuzen einerseits die dezentrale Utopie des vertrauenslosen Werteaustauschs, andererseits machen sie für Nichttechniker Kryptowerte erst investierbar. Doch die Nutzung von Cefi bedeutet ein Gegenparteirisiko. In der traditionellen Finanzwelt wird dieses Gegenparteirisiko durch Regulierung und damit zusammenhängende Sicherungssysteme verringert.

 

Bei Cefi-Playern wie etwa FTX war und ist das oft nicht der Fall. Es stehen sich zwei Lager gegenüber, die Krypto-Maximalisten und die Krypto-Pragmatiker. Die Krypto-Maximalisten wollen, dass jeder seine Kryptowerte selbst verwahrt und für den Kryptohandel dezentrale Services, kurz Defi, nutzt. Die Krypto-Pragmatiker favorisieren regulierte Cefi-Akteure, wie es sie gerade in Europa und den USA gibt.

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Bei Selbstverwahrung und Defi-Nutzung würden zwar Gegenparteirisiken gar nicht erst 
entstehen, doch könnten auch dezentrale Protokolle gehackt werden sowie private Schlüssel verloren gehen, ohne dass eine Service-Hotline hilft. Darüber hinaus benötigen Anleger dafür technisches Verständnis über die Blockchain, die Speicherbarkeit von Kryptowährungen und die Funktionsweise von Defi. Auch um an Defi-Prozessen teilzunehmen, müssen initial irgendwo Krypto-Assets gegen Euro gekauft und später wieder zurückgewechselt werden.

Mit Blick auf Cefi ist durch die Regulierung gesichert, dass grundlegende Regeln im Umgang mit Kundengeldern und Vermögenswerten eingehalten werden, etwa das separate Halten vom Firmenvermögen und eine teilweise Insolvenzsicherung. Zur Regulierung gehöre auch, dass die technische und prozessuale Infrastruktur Mindeststandards entspricht und damit ein hohes Sicherheitsniveau geboten werden kann.

FTX hätte in Deutschland nicht agieren können

Ein Unternehmen wie FTX hätte in Europa, speziell in Deutschland, schon unter der bestehenden Regulierung gar nicht agieren können. Es hätte weder Kundeneinlagen annehmen, noch Kryptowerte handeln oder verwahren dürfen. Hätte FTX die dafür notwendigen Lizenzen gehalten, wäre es nicht auf diese Weise zusammengebrochen und Anleger hätten nicht ihre kompletten Geld- und Kryptowerte-Einlagen verloren.

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