Krypto-Spezialist im Interview „Mit dem Einbruch der vergangenen Woche konnte keiner rechnen"
DAS INVESTMENT: Ihr Krypto-Dachfonds ist vor ein paar Monaten an den Markt gegangen, fast parallel zu einem großen und in der Heftigkeit unerwarteten Einbruch, von dem sich der Markt bisher noch nicht erholt hat. Inwiefern ist das ein guter oder herausfordernder Zeitpunkt für den Start?
Maximilian Bruckner: Es ist sicher ein herausfordernder Zeitpunkt. Wir sprechen über den Zusammenbruch einer der führenden Stablecoins im Mai. Das sorgt zunächst für Unsicherheit bei den Investoren. Hinzu kommen die Bewegungen der vergangenen Wochen. Allerdings hat das Terra/Luna-Event so gut wie keine Auswirkung auf unser Portfolio; da zeigt sich die Stärke der Diversifikation. Auch vom Kurseinbruch der letzten Woche blieben wir größtenteils unberührt. Bereits Anfang des Jahres hatten wir uns dazu entschieden, mit einer sehr hohen Allokation in marktneutrale Fonds zu starten, beispielsweise durch Market Making- und Arbitrage-Strategien. Diese schreiben in dem aktuellen Umfeld noch keine Verluste. Für uns ist es also ein bestandener Test.
Investoren können auch direkt oder über Fonds und ETNs in Kryptowährungen investieren. Warum sollten diese in einen Krypto-Dachfonds investieren und eventuell mehr Gebühren zahlen?
Bruckner: Durch eine Diversifikation in verschiedene Kryptowährungen via ETPs erzielt man leider nicht die erwünschten Effekte. Das liegt daran, dass nach wie vor eine hohe Korrelation zwischen den Kryptowährungen existiert. Nur eine Diversifikation über verschiedene Strategien liefert hier einen Mehrwert bezüglich der Drawdowns und Volatilität.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Wenn ein Investor also die gleiche Strategie und Diversifikation erzielen möchte wie wir, müsste er eine eigene Datenbank mit ca. 1.000 Krypto-Fonds aufbauen, eine Selektion und einen tiefgehenden Due-Diligence-Prozess mit diesen Fonds durchführen, ein Portfolio zusammenstellen und modellieren und dieses dann monatlich neu gewichten. Vielleicht wäre das für einen großen, institutionellen Investor noch sinnvoll, ansonsten ist das aber viel zu teuer und aufwändig.