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Krypto-Experte Martin Schmidt „Bitcoin wird als Hedge gegen Zentralbankpolitik genutzt“

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 Aber auch andere Krypto-Assets konnten Kurszuwächse verzeichnen. Hier wirkt sich die stetige Entwicklung der Anwendungs-Szenarien positiv aus: Der Einsatz von Smart Contracts in vielen Bereichen der Wirtschaft basiert zum Beispiel auf der Ethereum-Blockchain. Jeder Einsatz solcher Smart Contracts erhöht die Nachfrage nach dem Ether-Token, das wirkt unterstützend für den Kurs. Auch Anwendungen auf Basis der Stellar-Blockchain, oder innerhalb des Ripple-Bankenkonsortiums sind positiv für die Kurse der entsprechenden Token.

Auch in puncto Regulierung geht es voran. So ist es erfreulich, dass sich sowohl die Bafin, die

Bundesbank als auch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) so intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Andererseits hat auch die Bundesregierung erste gesetzliche Regelungen angekündigt, um die Ausgabe von Wertpapieren auf Basis der Blockchain-Technologie zu vereinfachen.

Dass eine rege Diskussion stattfindet, ist erfreulich. Allerdings gibt es auch kritische Aspekte. Mitunter wird versucht, diese dezentrale Technologie in alte Denkmuster packen. Dies führt dazu, dass Innovation erschwert oder sogar verhindert wird, was nicht im Sinne von Verbrauchern, Anlegern oder dem Finanzmarkt im Ganzen sein kann. Dabei bietet gerade der Aspekt der Dezentralität die Möglichkeit, Prozesse und Strukturen neu zu denken.

Aus Sicht von Anlegern hat sich – jenseits von Kursen und Regulatorik – im letzten Jahr Einiges getan: Mittlerweile gibt es Anlageprodukte, die institutionellen Ansprüchen gerecht werden. Allerdings sollten Investoren auch weiterhin genau hinschauen, denn die Investment-Infrastruktur hat oftmals noch nicht den Reifegrad, den Investoren aus anderen Anlageklassen kennen. Leider ist es auch noch so, dass viele Banken und Vermögensverwalter zögern, einen Krypto-AIF zu empfehlen, obwohl regulatorisch und technisch nichts dagegen spricht.

Auch die Erfahrungen in der Praxis sind vielversprechend. Ganz konkret haben wir im Postera Fund Crypto I nach dem Start im Frühjahr 2018 während des größten Bärenmarktes der Kryptogeschichte zunächst die Risikoreduktion in den Fokus gerückt. Seit Frühjahr 2019 steht die Nutzung der Chancen am aktuellen Aufschwung des Kryptomarktes wieder im Vordergrund. Das aktive Fondsmanagement mit Steuerung der Cashquote und Auswahl aus derzeit acht Tokens hat zu einer niedrigeren Volatilität und somit zu einer besseren risikoadjustierten Rendite als im Vergleichsmarkt geführt.

Aus unserer Sicht sollten Kryptoassets mittlerweile ein fester Bestandteil einer professionellen Portfolioallokation sein. In Deutschland ist das noch nicht Standard, international wird dies jedoch zunehmend so gesehen. Wegen ihrer hohen Volatilität werden Kryptoassets im Regelfall zwar nur als Beimischung in Frage kommen. Aufgrund ihrer geringen Korrelation zu anderen Assetklassen, ihrer Liquidität und der Renditechancen sind sie jedoch eine ernst zu nehmende alternative Anlageform.

Wir plädieren für eine langfristige Perspektive auf Kryptoassets. Selbstverständlich können Anleger die hohe Volatilität auch für kurzfristige Spekulationen nutzen. Aus unserer Sicht sind Kryptoassets jedoch gerade für einen längerfristigen Anlagehorizont interessant, da man in eine Zukunftstechnologie investiert. Wenn man von der langfristigen Wertentwicklung überzeugt ist, kann man mit der kurzfristigen Volatilität gut leben. 

Autor Martin Schmidt ist Partner bei der in Düsseldorf ansässigen Postera Capital.

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