Krypto-Experten Benjamin Horvath und Philipp Sandner
Revolution der Finanzindustrie
Philipp Sandner (links) und Benjamin Horvath sind Krypto-Experten der Frankfurt School of Finance Foto: Frankfurt School of Finance
Die Blockchain-Technologie kann als Infrastruktur für den Finanzsektor und Basis für neue Geschäftsmodelle dienen. Die Schlüsseltechnologie muss nicht zwangsläufig die Finanzindustrie substituieren, wird diese aber revolutionieren.
Fundament der Blockchain Technologie
Um sich diesem Thema jedoch näher zu widmen, ist ein grundlegendes Verständnis der Blockchain-Technologie notwendig. Dabei bedarf es keiner Analyse von technischen Feinheiten, sondern eher den daraus resultierenden Eigenschaften.
- Fundament: die Speicherung von Transaktionen. Die Blockchain-Technologie ermöglicht es, Vermögenswerte wie etwa Geld, aber auch Aktien digital so abzubilden, dass diese nicht kopier- oder manipulierbar sind und sicher zwischen Personen übertragen werden können (Peer-to-Peer). Mithilfe der Blockchain-Technologie lassen sich hierbei Daten dezentral, auf zahlreichen Computern verteilen und somit sicher und unveränderlich lagern. Bisher werden derartige Vermögenswerte von Intermediären verwaltet (z.B. Börsen, Banken, Verwahrungsdienstleiser). Durch die Blockchain-Technologie werden diese Tätigkeiten in Zukunft in weiten Teilen durch die Technologie selbst abgebildet, was unweigerlich dazu führen wird, dass etwa Börsen, Banken oder Finanzdienstleister ihre Geschäftsmodelle signifikant anpassen werden müssen.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Fundament der Blockchain Technologie
Um sich diesem Thema jedoch näher zu widmen, ist ein grundlegendes Verständnis der Blockchain-Technologie notwendig. Dabei bedarf es keiner Analyse von technischen Feinheiten, sondern eher den daraus resultierenden Eigenschaften.
- Fundament: die Speicherung von Transaktionen. Die Blockchain-Technologie ermöglicht es, Vermögenswerte wie etwa Geld, aber auch Aktien digital so abzubilden, dass diese nicht kopier- oder manipulierbar sind und sicher zwischen Personen übertragen werden können (Peer-to-Peer). Mithilfe der Blockchain-Technologie lassen sich hierbei Daten dezentral, auf zahlreichen Computern verteilen und somit sicher und unveränderlich lagern. Bisher werden derartige Vermögenswerte von Intermediären verwaltet (z.B. Börsen, Banken, Verwahrungsdienstleiser). Durch die Blockchain-Technologie werden diese Tätigkeiten in Zukunft in weiten Teilen durch die Technologie selbst abgebildet, was unweigerlich dazu führen wird, dass etwa Börsen, Banken oder Finanzdienstleister ihre Geschäftsmodelle signifikant anpassen werden müssen.
- Fundament: Smart Contracts. Die erste Generation von Kryptowährungen, wie z.B. der Bitcoin, kann lediglich Transaktionen speichern und ist daher primär für Zahlungen konstruiert. Mit der darauffolgenden Entstehung neuer Ökosysteme, wie beispielsweise Ethereum, können nun mit Hilfe sogenannter „Smart Contracts“ Werte nicht nur dezentral gespeichert, sondern auch programmierbar gemacht werden. Smart Contracts sind Computerprotokolle, welche Verträge abbilden, überprüfen oder die Verhandlung und Abwicklung des Vertrags technisch umsetzen können. Die Kryprowährung Ethereum nimmt hier laut Stand heute eine Vorreiterrolle ein, da deren Protokoll es bisher erstmals ermöglichte, Werte „programmierbar“ werden zu lassen. Die Anwendungsbereiche für Smart Contracts sind vielfältig und reichen von der Abwicklung von Wertpapiergeschäften über Kredite, Zinszahlungen bis zum Abschluss von Versicherungsdienstleistungen. In einigen Jahren werden so voraussichtlich alle Finanzinstrumente durch Smart Contracts (zusätzlich zu existierenden vertraglichen Regelwerken) abgebildet werden können. Rechtsanwälte, als auch Mitarbeiter des öffentlichen Sektors (z.B. Bafin) werden sich zunehmend mit diesen auseinandersetzen müssen, da dort die Logik der Geldflüsse abgebildet werden wird. Die regulatorische Prüfung von Finanzinstrumenten wird so beispielsweise in Zukunft zumindest teilweise durch die Prüfung von Programmcode stattfinden.
- Fundament: die Sicherheit der Blockchain. Die Sicherheit wird dabei nicht durch einen externe und zentrale Partei, sondern durch ein rein mathematisches Verfahren, wie der Kryptographie, und fest definierten Regeln gewährleistet. Die Blockchain-Infrastruktur wird üblicherweise über das Internet bereitgestellt und steht einem breiten Kreis an Privatpersonen und Unternehmen zur Verfügung. So gibt es zwar eine Reihe theoretischer Angriffsmöglichkeiten, jedoch ist es im praktischen Kontext für Angreifer nahezu unmöglich, einmal gespeicherte Daten zu verändern. Dies begründet sich mitunter an der redundanten Speicherung von identischen Datensätzen auf einer Vielzahl von Computern. Durch diese Redundanz können Veränderungen von Daten durch andere Netzwerkteilnehmer erkannt und schlussendlich abgelehnt werden. Dies macht Manipulationen, verglichen mit klassischen Client-Server-Architekturen, signifikant schwerer.
Blockchain und die Finanzindustrie
Die Blockchain-Technologie fand ihre erste Anwendung an der bekanntesten aller Kryptowährungen, dem Bitcoin. Der Bitcoin beschreibt ein unmittelbares und digitales Geldsystem, welches ohne die Präsenz eine für geld- oder währungspolitische zuständige Institution auskommt. Dabei übernimmt die Blockchain-Technologie die Funktion eines Registers, in welchen Geldtransaktionen dezentral und unabänderlich gespeichert werden können. Im Bereich des Finanzenwesens haben sich Blockchain-Technologien zunächst vor allem im Bereich des Zahlungsverkehrs angesiedelt und mit Kryptowährungen wie dem Bitcoin von hier aus ihre Popularität gesteigert.
Die Blockchain-Technologie ist jedoch weit über dem Bitcoin und dessen Anwendungspotential hinaus einsetzbar. Die Technologie wird seit ihrer Entstehung im Jahr 2008 weltweit von einer Vielzahl von Personen und Organisationen weiterentwickelt und auf andere Einsatzgebiete, neben dem reinen Zahlungsverkehr, erweitert.
Wertpapiere wie Aktien, Obligationen und Derivate können, wie im traditionellen Transaktionssystem im Finanzwesen, über Blockchain-Systeme übertragen sowie gehandelt werden. Die geltenden Finanzmarktvorschriften im Bezug auf Wertpapiere und Finanzinstrumente sind hierbei weiterhin gültig – unabhängig von der Abbildung auf der Blockchain. In Zukunft ist davon auszugehen, dass eine deutlich größere Bandbreite an Vermögenswerten oder anderen Rechten auf den Blockchain-Systemen abgebildet werden kann und eine Vielzahl von Dienstleistungen mit Bezug auf diese Rechte angeboten werden wird.
Über die Autoren