Krypto-Experten Benjamin Horvath und Philipp Sandner
Revolution der Finanzindustrie
Philipp Sandner (links) und Benjamin Horvath sind Krypto-Experten der Frankfurt School of Finance Foto: Frankfurt School of Finance
Die Blockchain-Technologie kann als Infrastruktur für den Finanzsektor und Basis für neue Geschäftsmodelle dienen. Die Schlüsseltechnologie muss nicht zwangsläufig die Finanzindustrie substituieren, wird diese aber revolutionieren.
Crypto Assets und Stablecoins
Neben den „traditionellen“ Kryptowährungen, welche sich meist primär zum Bezahlen eignen, konnte im Frühjahr 2018 bereits eine Reihe von neuen Anwendungsbereichen beobachtet werden. So gibt es beispielsweise mit EURS ein Projekt, um erstmalig den Euro auf der Ethereum-Blockchain abbilden zu können. So wäre es beispielsweise denkbar, Kautionszahlungen für eine Mietwohnung durch Programmierung („Smart Contracts“) zu regeln, ohne eine dritte Partei, etwa in Form eines Treuhändlers, mit einbinden zu müssen. Das EURS-Projekt ist weitesgehend interessant, da es für eine neue Gattung von Kryptowährungen steht: sogenannte „Stable Coins“. Stable Coins...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Crypto Assets und Stablecoins
Neben den „traditionellen“ Kryptowährungen, welche sich meist primär zum Bezahlen eignen, konnte im Frühjahr 2018 bereits eine Reihe von neuen Anwendungsbereichen beobachtet werden. So gibt es beispielsweise mit EURS ein Projekt, um erstmalig den Euro auf der Ethereum-Blockchain abbilden zu können. So wäre es beispielsweise denkbar, Kautionszahlungen für eine Mietwohnung durch Programmierung („Smart Contracts“) zu regeln, ohne eine dritte Partei, etwa in Form eines Treuhändlers, mit einbinden zu müssen. Das EURS-Projekt ist weitesgehend interessant, da es für eine neue Gattung von Kryptowährungen steht: sogenannte „Stable Coins“. Stable Coins sind Kryptowährungen, welche an einen stabilen Vermögenswert gebunden sind und dementsprechend eine oftmals geringere Volatilität aufweisen als herkömmlichere Kryptowährungen. Hierbei stehen im Allgemeinen zwei Mechanismen zur Auswahl, mit welchen eine derart gekoppelte Währung konstant gehalten werden kann.
Einer dieser Mechanismen ist das direkte Absichern über eine Reserve in einer traditionellen Währung, wie z.B. dem Euro oder dem US-Dollar. Das größte und wohl bekannteste Projekt in dieser Kategorie ist die Kryptowährung „Tether“, welche für jede ausgegebene Einheit ihrer Kryptowährung einen US-Dollar in Reserve unterhalten soll. Derzeit ist Tether mit fast 3 Milliarden US-Dollar kapitalisiert, steht aber unter Kritik, weil die Bindung der Kryptowährung an den US-Dollar strukturell fragwürdig ist. Der zweite Mechanismus ist das Absichern über einen oder eine Gruppe von Gegenwerten. So könnte man z.B. Edelmetalle oder Grundstücke dafür einsetzen - sehr populär hierbei ist z.B. Gold.
Institutionelle Investoren
Aufgrund des starken Wachstums von Blockchain-Projekten (zahlreiche Kryptowährungen erfuhren eine bis zu zehnfache Wertsteigerung innerhalb eines Jahres), zieht die Branche verstärkt institutionelle Investoren an. Dabei verändert sich sowohl der Hintergrund, als auch die Kapitalmenge der neu in den Markt strömenden Investoren. So waren ein Großteil der ersten Besitzer des Bitcoins „computeraffine Hobbyisten“. Allerdings erschließt sich für institutionelle Investoren nur eine limitierte Auswahl an Investitionsoptionen.
Aus diesem Grund entstehen momentan zahlreiche alternative Investmentfonds, welche sich den Interessen und Bedürfnissen dieser neuen Klientel annehmen. Die Regulatorik dieser Fonds gestalten sich in vielen Ländern mitunter als sehr komplex, weshalb eine Vielzahl dieser neuen Investitionsvehikel in Ländern mit krypto-freundlicheren, rechtlichen Rahmenbedingungen angesiedelt sind. Zu nennen wären hier Länder wie die Schweiz, Malta oder Liechtenstein. In diesen Staaten haben es die Gesetzgeber verstanden, die rechtliche Infrastruktur so zu gestalten, dass diese neuen Arten von Fonds entsprechend auf einer rechtlichen Basis unterlegt sind, um den benötigten Rechtssicherheitsansprüchen der Anleger gerecht zu werden.
Geographischer Einflussbereich von Blockchain
Betrachtet man die Durchdringungsrate der Blockchain-Technologie außerhalb Deutschlands, stellt man fest, dass sich ein Großteil der Aktivitäten im Krypto-Umfeld auf den asiatischen Kontinent fokussieren. Insbesondere die Länder Südkorea, Japan, China und Singapur sind für große Projekte und die notwenige und ausreichend vorhandene Finanzierung bekannt. Mit Regionen wie dem „Crypto-Valley“ (d.h. Zürich und Zug in der Schweiz und Liechtenstein), Berlin oder dem Baltikum scheint Europa bereits jetzt über außergewöhnlich starke Ökosysteme zu verfügen, allerdings mit einer scheinbar geringeren Investitionskraft. Blockchain-Startups und Blockchain-Projekte in den USA sind zahlreich, kämpfen hier jedoch derzeit mit starken, regulatorischen Hindernissen. Dies resultiert zum Teil auch in der Abwanderung von amerikanischen Firmen nach Asien und Europa.
Aktuell haben Deutschland und Europa im Bereich Blockchain die erstklassige (und vielleicht einmalige) Chance sich in den nächsten Jahren zu einem der weltweit führenden Technologiestandorte zu entwickeln und auszubauen – wir müssen diese Chance aber auch nutzen.
Philipp Sandner leitet das Frankfurt School Blockchain Center an der Frankfurt School of Finance & Management, welches im Februar 2017 initiiert wurde. Zu Professor Sandners Themengebieten gehören Blockchain, Crypto Assets, Initial Coin Offerings (ICOs), Digitalisierung und Entrepreneurship. Er berät Unternehmen hinsichtlich ihrer Blockchain-Aktivitäten, u.a. auch den ersten Crypto Fund Europas oder Startups in Consensys’ Token Foundry Programm. Herr Prof. Dr. Sandner ist im FinTechRat des Bundesministerium der Finanzen, im Blockchain Observatory der Europäischen Union und zudem Mitgründer des Blockchain Bundesverband e.V. und der Multichain Asset Managers Association.
Benjamin Horvath arbeitet seit 2018 am Frankfurt School Blockchain Center. Er hat Betriebswirtschaftslehre an der WHU – Otto Beisheim School of Management studiert. Er war einige Jahre in Asien intensiv im Startup-Umfeld tätig.
Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?
Über die Autoren