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  • Krypto-Integration ins Portfolio: Null ist nicht neutral

Von in FondsLesedauer: 6 Minuten
Bitcoin-Automat
Bitcoin-Automat in einem Einkaufszentrum im polnischen Krakau | Foto: Imago Images / NurPhoto

Der Bitcoin ist 15 Jahre nach seinem Launch kein junger Emporkömmling mehr. Zu Beginn gab es mitunter heftige Kritik an der langfristigen Daseinsberechtigung der Kryptowährung. Aber diese Phase ist im Großen und Ganzen vorbei. Mit der Einführung regulierter börsengehandelter Bitcoin-Spotfonds (ETFs) in den USA haben Kryptowährungen einen weiteren Schritt in Richtung vollständiger Institutionalisierung gemacht.

In Anbetracht des weltweiten Angebots regulierter Anlageinstrumente ist es aus Expertensicht praktisch unmöglich, die Assetklasse als Ganzes abzutun. Wie bei jeder anderen Anlageklasse müssen Investoren und Portfoliomanager nun ihre eigenen Einschätzungen entwickeln und Bitcoin, Ethereum und die übrigen Werte unter- oder übergewichten.

 

 

 

Junge Anlageklasse oftmals falsch eingeschätzt

Kryptowährungen sind eine noch junge Anlageklasse und viele Anleger mit ihnen nur wenig vertraut. Daher könnte man leicht zu dem Schluss kommen, dass die neutrale Positionierung eine Investition von null Prozent bedeutet. Alles über Null wäre demnach eine Übergewichtung. Das trifft jedoch nicht zu. Eine gute Möglichkeit, die neutrale Positionierung von Vermögenswerten in Multi-Asset-Portfolios zu beurteilen, ist die Betrachtung des Marktportfolios – sprich des Portfolios, das die Gesamtheit aller Anlegern zugänglichen liquiden Assets simuliert.

Abbildung 1 zeigt das aktuelle Marktportfolio. Dieses besteht aus der gewichteten Summe aller Anlageklassen am Markt. Aus Sicht der meisten Investoren stellt dieses Portfolio die neutrale Asset-Allokation dar – gewissermaßen ein Ausgangsportfolio, das sich anhand strategischer und taktischer Markteinschätzungen individuell adjustieren lässt.

Die gesamte Marktkapitalisierung liquider Anlagen beläuft sich auf rund 191 Billionen US-Dollar. Mit einer Marktkapitalisierung von fast 2 Billionen US-Dollar machen Kryptowährungen etwa ein Prozent davon aus. Das entspricht einem ähnlichen Umfang wie Hochzinsanleihen, inflationsgebundenen Anleihen oder Small Caps aus Schwellenländern.

 

Abbildung 1: Das aktuelle Marktportfolio

Bitcoin Abbildung 1
Quelle: Bloomberg, WisdomTree. Stand: 16. Februar 2024. Die Marktkapitalisierungen sind in Milliarden US-Dollar angegeben. Es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.

 

Mit anderen Worten: Eine Anlage von einem Prozent des Vermögens in Bitcoin beziehungsweise andere Kryptowährungen entspricht für Multi-Asset-Manager einer neutralen Position. Sie ist die rationale Wahl für Anleger in Ermangelung einer starken, fundierten Anlagethese, die das Verschwinden des Krypto-Segmentes stützen würde. Es handelt sich um eine sichere Position, die es ermöglicht, in positiven Szenarien vom anhaltenden Wachstum des Marktes zu profitieren und in negativen Szenarien die Verluste (auf ein Prozent) zu begrenzen.

 

Wette gegen digitale Assets

Wenn Anleger sich gegen eine Investition in digitale Assets entscheiden, gehen sie damit per Definition eine Wette gegen diese Anlageklasse ein – quasi eine Short-Investition. Dann bräuchten sie eine starke und klare Investmentthese zur Begründung dieser Untergewichtung. Short-Investitionen sind asymmetrische Investitionen, bei denen die Asymmetrie gegen den Anleger wirkt. Sie haben eine Höchstgrenze nach oben, da der Vermögenswert nur 100 Prozent verlieren kann, und ein unbegrenztes Abwärtsrisiko, weil der Vermögenswert theoretisch unbegrenzt steigen kann.

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Das Risiko für Portfoliomanager bei der Untergewichtung eines Vermögenswertes ist also viel größer als das bei einer Übergewichtung, da die Asymmetrie bei Long-Positionen zugunsten des Anlegers wirkt. Aus diesem Grund tendieren Anleger zu der Auffassung, dass die Überzeugung und der Rückhalt für eine Untergewichtung stärker sein müssen als für eine Übergewichtung.

Bei stark volatilen Anlagen wie Kryptowährungen ist dieser Aspekt sogar noch wichtiger. Bitcoin war in neun der vergangenen zwölf Jahre die Anlageklasse mit den besten Ergebnissen. Außerdem lagen die Renditen in sechs dieser neun Jahre bei mehr als 100 Prozent1 . Für übergewichtete Anleger wäre die Asymmetrie also ausgesprochen positiv und für untergewichtige Anleger äußerst negativ gewesen. Solche übermäßigen Renditen sind nach wie vor möglich: Erst im vergangenen Jahr warf Bitcoin eine Rendite von 157 Prozent ab2.

Aus einer kurzen Serie von Ereignissen lassen sich nicht allzu viele Rückschlüsse ziehen. Gleichwohl lohnt es sich zu betonen, dass die mageren Jahre für den Bitcoin in der Vergangenheit vier Jahre auseinander lagen. Um genau zu sein, lagen sie genau zwischen zwei Halvings. Im Zuge der Halvings verringert sich – wie in der Bitcoin-Geldpolitik kodiert und alle vier Jahre üblich – die Belohnung, die Miner für das Lösen des Proof-of-Work-Algorithmus erhalten. Dies führt zu einer Verringerung des Bitcoin-Angebots.

 

 

Natürlich ist die Wertentwicklung wichtig. Noch wichtiger für ein Multi-Asset-Portfolio ist aber die Risikostreuung. Denn die Korrelation mit anderen Anlageklassen ist es, die letztlich darüber entscheidet, wie sehr ein Vermögenswert ein Portfolio bereichern kann. Wenn man die Eigenschaften von Kryptowährungen betrachtet, zeigt sich, dass sie Multi-Asset-Portfolios einen Mehrwert bieten können.

Aufgrund ihres Wachstumspotenzials, ihrer Diversifikationsmerkmale und der einfachen Anlage über regulierte Investmentvehikel können Anleger diese Assetklasse immer weniger unberücksichtigt lassen. Mit einer Investition von einem Prozent würden Anleger eine neutrale Haltung zu diesem Bereich einnehmen und sich so positionieren, dass sie von potenziellen Aufwärtsbewegungen profitieren und das Risiko durch Begrenzung des Abwärtsrisikos auf ein einziges Prozent steuern können.

 

Die Anlageklassen im aktuellen Marktportfolio wurden anhand folgender Indizes betrachtet:

Abbildung 2 Bitcoin

1 Quelle: Bloomberg, Wisdomtree. Vom 31. Dezember 2013 bis zum 31. Dezember 2023. In USD. Es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken. Siehe Informationen über die eingesetzten Assets am Ende des Dokuments.


2 Quelle: Wisdomtree, Bloomberg. 31. Dezember 2022 bis 31. Dezember 2023. In USD. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.

 


Pierre Debru
                    Pierre Debru
                 © WisdomTree

Über den Autor:

Pierre Debru ist Leiter Quantitatives Research & Multi-Asset-Solutions bei Wisdomtree.

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