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  • Krypto-Investments für institutionelle Anleger: Ein Leitfaden

Von in KryptohandelLesedauer: 8 Minuten
Zwei Männer im Anzug vor Bitcoins
Gewusst wie: Investments in Krypto bietet institutionellen Anlegern Chancen, aber auch Risiken | Foto: Midjourney

Angesichts der expansiven globalen Geldpolitik mit wieder sinkenden Leitzinsen wenden sich institutionelle Investoren zunehmend Anlageklassen mit einem höheren Risiko-Rendite-Verhältnis zu. Dazu zählen insbesondere digitale Assets wie der Bitcoin. Dank der steigenden Zahl an strukturierten Produkten ist es für professionelle Anleger einfacher geworden denn je, in den Krypto-Markt einzusteigen.

Zwar haben sich Bitcoin und Co. in den letzten Jahren von einem Nischenbereich zu einem ernstzunehmenden Bestandteil des globalen Finanzsystems entwickelt. Dennoch bleiben viele Herausforderungen und regulatorische Komplexitäten, die institutionelle Investoren davon abhalten, den Markt für sich zu erschließen. Wer in den Krypto-Markt einsteigen will, sollte daher gut informiert sein. Der folgende Leitfaden dient als Orientierungshilfe.

Krypto ist mehr als ein klassisches Investment

Professionelle Investoren entwickeln zunehmend differenzierte Strategien, um vom wachsenden Krypto-Markt zu profitieren. Eine verbreitete Methode ist die direkte Investition in einzelne Kryptowährungen wie zum Beispiel Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH).

Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an Blockchain-Projekten. Die Plattform Goingecko listet knapp 14.700 solcher Protokolle mit teils sehr unterschiedlichen Anwendungsbereichen. Die Bewertung dieser Projekte ist mit der von Tech-Aktien vergleichbar. Es gibt Krypto-Projekte für dezentrale Finanzdienstleistungen, aber auch für Infrastruktur sowie Blockchain-Protokolle, die sich Lösungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz widmen, um nur einige zu nennen. Ähnlich wie am Aktienmarkt bietet es sich an, in verschiedene Sektoren zu investieren und das Investment je nach Marktlage zu rotieren.

Direkte Investments bieten Investoren den Vorteil, die Blockchain-Infrastruktur mit ihrer Transparenz, Sicherheit und Dezentralisierung in vollem Umfang nutzen zu können. Je nach Beteiligung können Investoren direkten Einfluss auf Unternehmensentscheidungen oder das Projekt nehmen. Mit Strategien auf Basis dezentraler Finanzdienstleistungen (DeFi) sind stabile Renditen abseits des klassischen Investments möglich.

 

Anleger können zum Beispiel dezentralen Finanzplätzen wie Uniswap Liquidität bereitstellen und so an Transaktionen über das Netzwerk mitverdienen, digitale Assets auf Märkten wie Aave gegen Gebühren verleihen und Preisunterschiede auf Exchanges für Arbitrage-Handel nutzen. Es sind zahlreiche Strategien möglich und für keine ist ein Intermediär notwendig, Investoren können also den vollen Umfang der Renditemöglichkeiten für sich nutzen. Allerdings braucht es hierfür umfangreiches Wissen über den Markt und technisches Knowhow, damit diese Anlagestrategien zum Erfolg führen.

Strukturierte Krypto-Produkte steigern Flexibilität

Auf dem europäischen Markt hat sich in den letzten Jahren eine Vielzahl regulierter und teils börsengehandelter Produkte etabliert, die professionellen Anlegern den Einstieg in Kryptowährungen erleichtern. Eine beliebte Alternative ist der Erwerb von strukturierten Produkten in Form von Exchange Traded Products (ETPs), wie zum Beispiel Exchange-Traded Commodities (ETCs) oder Exchange Traded Instruments (ETIs), die Kryptowährungen, Krypto-Indizes oder ganze Anlagestrategien nachbilden. Der Vorteil dieser Produkte liegt darin, dass Anleger kein durchdringendes Marktwissen mitbringen müssen, sondern sich auf erprobte Strategien verlassen können. 

Ein weiterer Vorteil von ETPs ist ihre flexible Strukturierung sowie die Möglichkeit, mit hybriden Produkten Krypto-Assets mit traditionellen Anlageklassen zu kombinieren. Solche hybriden Fonds bieten potenziell ein besseres Risiko-Rendite-Verhältnis als reine Krypto-Investitionen, da sie ein Investment in digitale Assets mit weniger stark korrelierenden Anlageklassen verbinden. 

Einstiegsvoraussetzungen für institutionelle Investoren

Bevor institutionelle Anleger in den Krypto-Markt einsteigen, sollten sie bestimmte Voraussetzungen prüfen. Ein entscheidender Faktor ist das regulatorische Umfeld. In Europa bieten Länder wie die Schweiz bereits klare rechtliche Rahmenbedingungen. Der europäische Finanz-Hub mit einem eigenen „Krypto-Valley“ in Zug ist einer der fortschrittlichsten Finanzplätze im Fintech- und Blockchain-Bereich mit über 1000 Firmen und innovationsfreundlichen Bedingungen.

Die Schweiz hat bereits am 1. August 2021 als eines der ersten Länder der Welt gesetzliche Regelungen für die Blockchain-Technologie in Kraft gesetzt und so ein Zeichen für Rechtssicherheit und Wachstum gesetzt. Die Krypto-Regulierung der Eidgenossenschaft folgt dem Prinzip der Technologieneutralität, wonach nicht die Technologie selbst, sondern die damit ausgeführten Tätigkeiten reguliert werden. Für Kryptowährungen gelten dieselben Regeln wie für traditionelle Geldwerte, digitale Assets fallen also unter bestehende Gesetze. Zuständig für die Einhaltung ist die Finma, die als oberste Finanzaufsichtsbehörde des Landes auch den Krypto-Bereich überwacht.

Auf EU-Ebene hat sich im Bereich der Regulierung zuletzt ebenfalls viel getan. Die „Markets in Crypto-Assets Regulation“ (Mica) ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines einheitlichen Rechtsrahmens, der dazu beiträgt, regulatorische Unsicherheiten im Krypto-Markt zu verringern. Börsen, Stablecoin-Emittenten und andere Anbieter von Krypto-Dienstleistungen arbeiten nun innerhalb eines EU-weiten rechtlichen Rahmens. Das reduziert das Risiko regulatorischer Unterschiede zwischen den EU-Mitgliedsstaaten und sorgt für einheitliche Wettbewerbsbedingungen.

 

Auch wenn einige Stellen an der neuen EU-Verordnung noch konkretisiert werden müssen, zeichnet sich jetzt schon ab, dass sie Mica-Anlegern mehr Sicherheiten bringen könnte. Das liegt auch an strengeren Vorschriften für Anbieter, wie etwa die Einhaltung von Anti-Geldwäsche-Vorgaben und den Schutz von Kundengeldern. Zudem setzt die Verordnung neue Standards, die sicherstellen, dass Anleger im Fall von Unternehmensinsolvenzen oder Hackerangriffen besser geschützt sind.

Erfolgreiches Risikomanagement im Krypto-Bereich

Der Krypto-Markt ist bekannt für seine Volatilität und komplexe Infrastruktur, weshalb institutionelle Investoren solide Risikostrategien implementieren sollten. Im Folgenden zeigt ein Beispiel aus der Praxis, wie ein solches Risikomanagement aussehen kann.

Aus eigener Erfahrung bietet es sich bei aktiven Anlagestrategien im Krypto-Bereich an, das Risiko durch klare interne Kontrollmechanismen wie das Vier-Augen-Prinzip und die Limitierung von Positionsgrößen effektiv zu managen. Beispielsweise beschränken wir Positionen auf maximal 15 Prozent für einzelne Fondspositionen, während die Mehrheit der Investitionen in kleinere Anteile von 5 Prozent aufgeteilt wird.

Um das Ausfallrisiko weiter zu streuen, nutzen wir Broker und handeln direkt an drei verschiedenen Börsen. Bei unseren Investments verzichten wir auf Hebelwirkungen (Leverage) an diesen Börsen, so dass die Positionen auf die Höhe des Kapitals beschränkt sind, die wir den Börsen zugewiesen haben.

Um einen Vermögenswert von den Börsen zu transferieren, werden strenge Sicherheitsprotokolle genutzt. Wir arbeiten mit einer Whitelist registrierter Konten (Wallet-Adressen), an die Vermögenswerte sicher gesendet oder von denen digitale Assets sicher empfangen werden können. Für jede Übertragung sind mindestens drei separate Bestätigungen erforderlich, sowohl von uns als auch vom Broker.

 

Darüber hinaus gibt es eine verpflichtende Zeitverzögerung von 24 Stunden nach der Genehmigung einer Transaktion, innerhalb derer autorisierte Parteien die Möglichkeit haben, den Vorgang zu stoppen. Dieses Verfahren basiert auf den Vorgaben der Finma-Wegleitung 02/2019, welche die Anforderungen des Artikels 10 GwV-Finma für Zahlungen über die Blockchain präzisiert.

Sichere Verwahrung digitaler Assets mit Cold Storage

Die Verwahrung der Krypto-Assets ist ein weiterer kritischer Punkt. Das beste Portfoliomanagement nützt nichts, wenn Bitcoin und Co. nicht sicher gelagert werden. Assets, die für DeFi-Strategien oder aktives Trading genutzt werden, können durchaus in sogenannten Hot Wallets, die mit dem Internet verknüpft sind, aufbewahrt werden. Das sollte aber nur einen sehr geringen Teil des Portfolios betreffen. Die Blockchain ist zwar technologisch sicher, allerdings sind Computer und Smartphones, über die die Wallets betrieben werden, anfällig für Cyberangriffe und Datenklau.

Cold-Storage-Lösungen, bei denen private Schlüssel offline aufbewahrt werden, bieten den höchsten Sicherheitsstandard. Auf diese Weise sollte der überwiegende Teil des Investments abgesichert sein. Diese Form der Verwahrung wird in der Regel durch spezialisierte Dienstleister gewährleistet. 

Regulatorisch betrachtet stützt sich die Verwahrung vieler institutioneller Krypto-Investitionen auf etablierte rechtliche Rahmenwerke wie die Schweizer Finma-Richtlinien, die spezifische Anforderungen an Blockchain-Transaktionen formulieren.

Krypto kann ein lohnendes Investment sein – mit Vorbereitung

Der Einstieg institutioneller Investoren in den Krypto-Markt erfordert ein sorgfältiges Abwägen verschiedener Faktoren, einschließlich regulatorischer Rahmenbedingungen, Verwahrungslösungen, Risikomanagement und die Auswahl geeigneter Produktstrategien. Die Blockchain und digitale Assets bieten enormes Potenzial, aber auch Risiken. Durch bedachtes Vorgehen können diese minimiert werden, das setzt aber tieferes Wissen über die zugrundeliegende Technologie und Marktmechanismen voraus.

Steffen Basler von Swissone Capital
Steffen Basler von Swissone Capital © Swissone

Über den Autor

Steffen Basler ist Chef des unabhängigen Krypto-Vermögensverwalters Swissone Capital in der Schweiz. Das Unternehmen wurde 2018 gegründet, reguliert und lizenziert durch die Finma (Schweiz) sowie die FCA (Großbritannien). 
 

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