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FTX-Gründer im Interview Krypto-Unternehmer Sam Bankman Fried gibt sich ahnungslos

FTX-Gründer Sam Bankman Fried in Nassau auf den Bahamas
FTX-Gründer Sam Bankman Fried in Nassau auf den Bahamas: In einem Interview schilderte der FTX-Gründer jetzt seine Sicht auf die Pleite seiner Krypto-Börse. | Foto: ZUMA Wire

Nach der spektakulären Pleite der US-Kryptobörse FTX sucht der Insolvenzverwalter weiter nach den verschwundenen Kundengeldern. Rund sieben Milliarden Euro sollen fehlen. Am Montag wurde der prominente FTX-Gründer Sam Bankman Fried in seiner Wahlheimat, den Bahamas, auf Antrag aus den USA festgenommen. An diesem Dienstag soll er vor dem US-Kongress aussagen – per Video.

Zuvor jedoch hatte Bankman Fried gegenüber mehreren internationalen Medien seine Sicht der Dinge geschildert. Dem deutschen Handelsblatt etwa gab er ein längeres Interview. In dem per Video geführten Gespräch nimmt der FTX-Chef zunächst die Schuld an dem Absturz des von ihm noch bis vor Kurzem geführten Krypto-Handelsplatzes auf sich: „Ich trage eine Menge Verantwortung für den Absturz. Ich hätte besser aufpassen müssen.“ Er habe es versäumt, das Risiko für die Kunden im Blick zu behalten. „Dem bin ich nicht nachgekommen“, räumt Bankman Fried ein.

Gleichzeitig zeichnet der auch unter seinen Initialen SBF bekannte Bankman Fried von sich das Bild eines naiven und überforderten Unternehmers: „Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Kryptokurse so stark einbrechen würden“, klagt Fried. Und: „Ich habe die Bodenhaftung verloren und mich zuletzt zu viel mit anderen Dingen beschäftigt.“ Drei Viertel seiner Arbeitszeit habe er mit regulatorischen Fragen, Personalmanagement und dem Schmieden von Zukunftsplänen verbracht. „Und dann sind schon 75 Prozent meiner Zeit weg, ohne, dass ich mich um das eigentlich Wichtige gekümmert hätte: um das Geschäft, um das Risikomanagement und die Technologie.“

Im Interview legt Bankman Fried auch nahe, dass der von ihm gegründete Hedgefonds Alameda eine maßgebliche Rolle bei der FTX-Pleite spielte. Seit 2021 steht dort Bankman Frieds Ex-Freundin Caroline Ellison an der Spitze. Alameda steht im Verdacht, Kundengelder, die für FTX bestimmt waren, veruntreut zu haben. Gleichzeitig sollen die Vermögenswerte von Alameda als Sicherheiten für das Börsengeschäft fungiert haben. „Grundsätzlich habe ich Alameda insgesamt zu sehr vertraut, vor allem was das Risikomanagement anging. Ich hätte involvierter sein sollen und skeptischer und kritischer nachfragen sollen“, so Bankman Fried im Interview. Über die Investments von Alameda gibt sich der Gründer uninformiert: „Das war eine große Bandbreite von Firmen, vor allem aus dem Ökosystem der digitalen Assets. Ich weiß gar nicht genau, was das alles war.“

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Nach dem Zusammenbruch des Geschäfts sorge er sich nun vor allem um das Wohl der Kunden, die Geld bei FTX angelegt hätten, betont Bankman Fried. „Ich will im Moment alles tun, was ich kann, um den Kunden dabei zu helfen, ihre Gelder wiederzubekommen.“

Die Rolle des sich intensiv kümmernden Unternehmers hatte Bankman Fried schon vor dem FTX-Absturz eingenommen. Der 30-Jährige galt als Wunderkind der Kryptobranche. 2019 hatte er FTX gegründet. Auf der Handelsplattform konnten neben Kryptowährungen auch Derivate, Optionen und tokenisierte Aktien gehandelt werden. Zeitweise war eine Übernahme von FTX durch den weltweit größten Kryptohandelsplatz Binance im Gespräch. FTX galt Nummer zwei unter den globalen Kryptohandelsplätzen und war zwischenzeitlich mit 32 Milliarden US-Dollar bewertet worden.

Nach der Insolvenz des Unternehmens Mitte November wurde eine milliardenschwere Liquiditätslücke bei FTX offenbar. Vermögen, das als Sicherheiten dienen sollte, soll teils in der FTX-eigenen Kryptowährung FTT vorgelegen haben – die offenbar frei erschaffen werden konnte. 

In den USA droht Bankman Fried nach einer möglichen Auslieferung eine Haftstrafe.

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