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Kryptowährung „Die Banken werden unter Libra leiden“

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Alles wird viel einfacher 

Mit Libra wird das alles viel einfacher. Wer überweisen will, kauft mit seinem nationalen Geld die neue Kunstwährung. Diese kann er mit einem Klick über seinen Facebook-Ac­count an den Empfänger schicken. Das Ganze kostet so viel wie eine SMS und wird in Sekunden abgewickelt.

Der Empfänger kann die Libra behalten und sie, wenn das in seinem Land möglich ist, hier verwenden. Er kann sie aber auch als Reserve halten. Dafür gibt es spezielle Wallets (Brieftaschen), die aber nicht verzinst werden. Er kann sie aber auch in seine nationale Währung tauschen und hat dann Geld wie jedes andere.

Das Ganze ist wie eine Autobahn für den Zahlungsverkehr.
Wer kann da schon konkurrieren?

Vor allem in Entwicklungsländern sind Libra unschlagbar. Viele haben dort zwar ein Handy, aber kein Bankkonto. Auslandszahlungsverkehr spielt eine große Rolle wegen der Gastarbeiter im Ausland, die ihr Einkommen an ihre Famili­en überweisen. Nach Schätzungen von Facebook gibt es
in der Dritten Welt über 2 Milliarden potenzielle Nutzer für Libra. Das ist ein immenser Markt, der erschlossen werden kann.

Abgewickelt werden Libra-Überweisungen über die Block­chain-Technologie. Sie ist sicherer als normale Überweisun­gen, weil in den „Blöcken“ die gesamte Historie der Zahlun­gen für alle Teilnehmer dokumentiert ist. Wer eine Transak­tion manipulieren will, fällt auf, weil das ganze System in Unordnung gerät. 

Martin W. Hüfner, Assenagon

Manche haben Bedenken wegen der Ähnlichkeit zu Bitcoin und anderen Kunstwährungen. Libra ist aber etwas ganz anderes. Es gibt hier nicht die riesigen Wertschwankungen wie bei Bitcoins. Libra sind relativ stabil. Sie sind vollständig gedeckt durch einen Korb von Staatsanleihen und Bankein­lagen in den großen Währungen der Welt (Stablecoins). Wer Libra kauft, erwirbt ein Stück dieses Währungskorbes. Natürlich gibt es auch hier Schwankungen, wenn sich die Zinsen und Devisenkurse bewegen. Sie sind jedoch viel ge­ringer als die zwischen nationalen Währungen, die sonst beim Auslandszahlungsverkehr anfallen.

Ein großer Nachteil der Bitcoins ist auch die Affinität zu ungesetzlichen oder verbrecherischen Geschäften. Die Organisatoren von Libra versuchen dies auszuschalten, indem sie sich mit großen und renommierten Anbietern im Zahlungsverkehr wie Visa, Mastercard oder Paypal zusam-mengetan haben. Bei der Eröffnung von Wallets für Libra sollen die gleichen Betrugsbekämpfungsverfahren und Überprüfungen angewandt werden wie bei Banken. Eine Einlagensicherung, wie sie bei Banken existiert, gibt es bei Libra allerdings nicht.

Wichtig für den Anleger

Mit einer endgültigen Bewertung von Libra muss man der­zeit vorsichtig sein. Noch sind zu viele Fragen offen. Es muss auch viel reguliert werden. Vieles sind Versprechun­gen von Facebook, die erst eingelöst werden müssen. Ge­nerell aber sollte man nicht zu skeptisch sein. Innovationen sind für Volkswirtschaften und Kapitalmärkte etwas Gutes.

Da gibt es Chancen, Geld zu verdienen. Verlierer sind die Banken, die wegen der niedrigen Zinsen und der hohen Regulierung schon jetzt in Schwierigkeiten sind (siehe Grafik Seite 1). Ihnen entgeht mit dem Zahlungsverkehr nicht nur eine wich­tige Ertragsquelle. Sie verlieren auch einen bedeutsamen Zugang zu den Kunden für andere Geschäfte. 

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