Finanzexperte Jan Viebig
Finanzexperte Jan Viebig
Die zunehmende Öffnung der traditionellen Finanzdienstleistungen für digitale Produkte hatte den Kyptowährungen im Jahr 2021 einen kometenhaften Aufstieg beschert. Im Januar 2021 hatte Paypal bekannt gegeben, man werde künftig auch den Kauf und Verkauf von Kryptowährungen ermöglichen. Im Februar ließ Elon Musk wissen, dass Tesla für 1,5 Milliarden US-Dollar Bitcoins gekauft habe und künftig auch Bitcoins akzeptieren werde.
Mitte April 2021 legte Coinbase, eine Handelsplattform für Kryptoprodukte, einen fulminanten Börsenstart hin: Das Unternehmen wurde an der Nasdaq mit 85 Milliarden US-Dollar bewertet (was ungefähr der aktuellen Kapitalisierung der Allianz SE entspricht). Im Mai 2021 wurden an der Chicago Mercantile Exchange (CME) Terminkontrakte auf Bitcoin und Ether eingeführt, im Oktober 2021 schließlich wurde der erste Exchange Trade Fund (kurz: ETF) auf Bitcoin – genauer gesagt: den Bitcoin Future – von der US-Börsenaufsicht zugelassen.
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Die zunehmende Öffnung der traditionellen Finanzdienstleistungen für digitale Produkte hatte den Kyptowährungen im Jahr 2021 einen kometenhaften Aufstieg beschert. Im Januar 2021 hatte Paypal bekannt gegeben, man werde künftig auch den Kauf und Verkauf von Kryptowährungen ermöglichen. Im Februar ließ Elon Musk wissen, dass Tesla für 1,5 Milliarden US-Dollar Bitcoins gekauft habe und künftig auch Bitcoins akzeptieren werde.
Mitte April 2021 legte Coinbase, eine Handelsplattform für Kryptoprodukte, einen fulminanten Börsenstart hin: Das Unternehmen wurde an der Nasdaq mit 85 Milliarden US-Dollar bewertet (was ungefähr der aktuellen Kapitalisierung der Allianz SE entspricht). Im Mai 2021 wurden an der Chicago Mercantile Exchange (CME) Terminkontrakte auf Bitcoin und Ether eingeführt, im Oktober 2021 schließlich wurde der erste Exchange Trade Fund (kurz: ETF) auf Bitcoin – genauer gesagt: den Bitcoin Future – von der US-Börsenaufsicht zugelassen.
Parallel dazu explodierte die sogenannte Marktkapitalisierung der Kryptowährungen: Anfang 2021 hatte diese bei 751 Milliarden US-Dollar gelegen, bis Mitte 2021 verdoppelte sie sich fast auf 1,41 Billionen US-Dollar. Am 9. November 2021 hatte sie sich ein weiteres Mal auf rund 2,93 Billionen US-Dollar verdoppelt (Quelle: Coinmarketcap). Bitcoin hat zwar an relativer Bedeutung verloren, ist aber mit einem Anteil von 40 bis 50 Prozent nach wie vor das Zentralgestirn am Krypto-Himmel. Entsprechend spiegelt der Kursverlauf „Bitcoin in US-Dollar“ die kometenhafte Entwicklung: Von Beginn des Jahres bei rund 29.200 US-Dollar stieg der Bitcoin-Kurs in der Spitze, am 9. November 2021, auf 67.688 US-Dollar.
Dem steilen Aufstieg folgte eine heftige Implosion. Zu Jahresbeginn 2022 war die Kapitalisierung der Kryptowährungen um rund 700 Milliarden US-Dollar auf 2,24 Billionen US-Dollar geschrumpft, der Bitcoin-Kurs auf knapp 46.000 zurückgefallen. Nach einem kleinen Zwischenhoch Ende März 2022 beschleunigte sich der Absturz nochmals, bis Mitte Mai verflüchtigte sich eine weitere Billion US-Dollar. Nach dem Desaster der Kryptowährungen Terra und Luna liegt der Gesamtwert aller Kryptowährungen derzeit noch bei knapp 1,30 Billion US-Dollar. Der Bitcoin-Kurs ist unter 30.000 US-Dollar zurückgefallen.
Was sind die Lehren aus der Entwicklung der letzten Monate? Zum einen die, dass Kryptowährungen und „digitale Assets“ bei weitem nicht so speziell sind, wie sie gerne glauben machen. Die Krypto-Wirtschaft ist längst nicht mehr (nur) die virtuelle Spielwiese libertärer Tech-Enthusiasten, unabhängig von den „Legacy Assets“ des konventionellen Finanzsystems. Vergleicht man die Kursentwicklung der Nasdaq und die Preise der wichtigsten und liquidesten Kryptowährungen, so sieht man einen verblüffenden Gleichlauf, insbesondere in der Abwärtsbewegung seit November letzten Jahres.
Das lässt vermuten, dass die Triebkräfte hinter beiden Märkten ähnlich sind: Beide Märkte sind hochspekulativ, die Werte leben von einer „vielversprechenden“ Investment-Story mit meist technologischem Hintergrund. Die Krypto-Kreationen repräsentieren zwar im Unterschied zu Aktien keine Eigentumsrechte im strengen Sinn, sie ermöglichen allerdings eine finanzielle „Teilhabe“ an einem sich entwickelnden virtuellen „Ökosystem“.
Viele der meist technikaffinen und risikobereiten Anleger dürften deshalb sowohl im Aktienmarkt als auch in Kryptowährungen engagiert gewesen sein, beide Assetklassen also als relativ enge Substitute verstehen. Von außen begünstigt wurden die starken Kursgewinne vieler Nasdaq-Werte und Kryptowährungen zudem durch das Zinsumfeld und die reichlich verfügbare Liquidität. Denn niedrige Zinssätze ermöglichen hohe Bewertungen, weil den erwarteten Gewinnen der fernen Zukunft ein höherer Wert in der Gegenwart zugerechnet werden kann.
Mit der zunehmenden Verschärfung der US-Geldpolitik ab November kamen beide Assetklassen unter Druck. Steigende Renditen und höhere Risikoprämien ließen die Kurse der teils sehr üppig bewerteten Technologietitel an der Nasdaq wie auch der Kryptowährungen fallen. Verluste bei den Kryptowährungen dürften die Verluste der Nasdaq verstärkt haben (beispielsweise bei der Handelsplattform Coinbase, deren Geschäftserfolg mit den Umsätzen in Kryptowährungen eng verknüpft ist). Umgekehrt dürften Verluste am Aktienmarkt zu Verkäufen von Bitcoin und anderen Kryptowährungen beigetragen haben, um Verluste auszugleichen.
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