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Künftiger Ifo-Chef „Überregulierung erstickt Deutschlands Wachstum“

Clemens Fuest, der künftige Chef des Ifo-Instituts in München
Clemens Fuest, der künftige Chef des Ifo-Instituts in München
„Regulatorische Interventionen – zum Beispiel am Mietmarkt – können sich leicht als kontraproduktiv erweisen", erklärte Clemens Fuest, der derzeit noch das ZEW-Institut in Mannheim leitet, im Interview mit Bloomberg TV. „Es gab eine Tendenz, sich zu stark auf eine Umverteilung zu konzentrieren und zu wenig auf künftiges Wachstum. Mein Rat wäre, dies zu ändern."

Europas größte Volkswirtschaft wuchs 2015 um 1,7 Prozent und damit stärker als die meisten Euroraum-Staaten. Das bescherte Deutschland einen Haushaltsüberschuss von 19,3 Milliarden Euro – den höchsten seit der Wiedervereinigung 1990. Doch der starke Arbeitsmarkt sei die Frucht der Anfang der 2000er Jahre durchgeführten Reformen und der Schub durch den niedrigen Ölpreis und den schwachen Euro könne in diesem Jahr wieder nachlassen, warnte Fuest, der im April Nachfolger von Hans-Werner Sinn als Chef des Ifo-Instituts wird.

Das Wirtschaftswachstum dürfte dennoch relativ ordentlich ausfallen, aber „vielleicht nicht so gut wie einige dies im vergangenen Jahr erwartet haben", sagte Fuest. Damals waren „die Erwartungen noch sehr positiv, und jetzt wurde dies von einer Vielzahl von Dingen beeinflusst: Vor allem durch die Unsicherheit in Verbindung mit dem Flüchtlingszustrom, dessen Ende nicht abzusehen ist, hinzu kommen Bedenken bezüglich einiger unserer Märkte".

Deutschlands auf Exporte ausgerichtete Wirtschaft wird derzeit durch die von China angeführte Abschwächung der Schwellenland-Nachfrage gebremst. Im vergangenen Jahr wirkte sich der Handel unterm Strich negativ auf das Bruttoinlandsprodukt aus.

„In der Vergangenheit ist den deutschen Exporteuren immer ein Ausgleich gelungen", indem sie sich auf neue Wachstumsmärkte konzentrierten, wenn es an anderen schwierig wurde“, erläuterte Fuest. „Diese Fähigkeit müssen sie jetzt wieder zeigen."

Eine offene Frage stelle derzeit der Flüchtlingszustrom dar. „Die Erfahrungen mit früheren Flüchtlingswellen deuten darauf hin, dass es lange dauert, Zuwanderer aus Ländern, die unter Krieg und Gewalt leiden, in den Arbeitsmarkt zu integrieren", sagte Fuest. „Sie stehen hier vor Problemen, vor denen Wirtschaftsmigranten, die hier einen Job suchen, nicht stehen. Es wird eine Weile dauern, und viel wird von politischen Maßnahmen abhängen, vom Umfang der Bemühungen, diese Menschen zu integrieren."

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