LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 4 Minuten

Künstliche Intelligenz in der Finanzbranche „Der Mensch wird niemals überflüssig“

Seite 2 / 2

Es geht also mehr um die Tonalität, nicht so sehr um den Inhalt der Antworten.

Langer: Ganz genau. Wenn der Unternehmens-Chef klare Kante zeigt und bestätigende Formulierungen wie „sicherlich“, „bestimmt“, „faktisch“, „immer“, „jederzeit“, „klar“ oder „positiv“ benutzt, ist das besser, als wenn Sie Worte der Unsicherheit wie etwa „vielleicht“, „eventuell“, „wenn“, „in etwa“ „meistens“ oder ähnlich vage Formulierungen zu hören bekommen.

In einem Research-Papier spricht Ihr Kollege Michael Fraikin sogar von einer ganzen Korrelationsmatrix mehrerer Sprachindikatoren.

Langer: Man kann das Thema starker oder schwacher Vokabeln natürlich noch verfeinern. Neben diesem sehr einfachen Stimmungsindikator, der auf einer Schwarz-Weiß-Klassifikation von Sentiment-Wörtern beruht, untersuchen wir auch die Stärke vermittelter Stimmungen in den Fragerunden. Dazu müssen wir uns bewusst machen, dass Wörter positive oder negative Stimmungen nicht immer mit gleicher Intensität vermitteln. Man denke etwa an Begriffe wie „schlecht“ und „schrecklich“ oder „gut“ und „herausragend“. Auch lässt sich die Intensität eines Wortes durch das Hinzufügen bestimmter Begriffe steigern oder abschwächen. Für diese Analyse haben wir mit einem Team von Sprachwissenschaftlern zusammengearbeitet, die uns geholfen haben, eigene Wörterbücher mit starken und schwachen Sentiment-Wörtern sowie verstärkenden und abschwächenden Begriffen zusammenzustellen.

Und welche Art von Informationen leiten Sie als Portfoliomanager für sich ab?

Langer: Unsere Analysen haben ergeben, dass die durchschnittliche Stimmung der Manager in den vergangenen zwölf Monaten und ihre emotionale Ausgeglichenheit während der Fragerunden einer Bilanzpressekonferenz zukünftige Erträge erklären und ein wichtiger zusätzlicher Faktor für Investoren sein können. Daraus berechnen wir Kennzahlen für jede untersuchte Firma. Jeden Monat bilden wir den Durchschnitt der Indikatorwerte jeder Firma aus allen zur Verfügung stehenden Telefonkonferenzen der letzten zwölf Monate. Am Ende erhalten wir eine Kennzahl für jedes Wertpapier.

Kommt man so wieder an einen Informationsvorsprung gegenüber dem Markt?

Langer: Wenn Sie an das Bild von Core Beta und Smart Beta denken, dann ist der Geschäftsbericht eines Unternehmens Core Beta, die mit KI ausgewerteten Fragerunden der Bilanzpressekonferenz Smart Beta. Das gezielte Lesen zwischen den Zeilen verschafft Ihnen echten Mehrwert.

Setzen Sie den NLP-Ansatz bereits im Portfoliomanagement ein?

Langer: Wir arbeiten momentan daran, NLP langfristig in alle unsere Fonds einzubinden. Den Beginn wird unser Flaggschiff-Fonds Invesco Pan European Structured Equity machen.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion