Ökonom Alexander Börsch
Ökonom Alexander Börsch
Künstliche Intelligenz (KI) verbreitet sich rasend schnell: Mit einer Million Nutzern innerhalb von fünf Tagen nach der Markteinführung und mittlerweile gut 100 Millionen Anwendern hat Chat GPT neue Rekorde bei der Verbreitung einer neuen Webanwendung gesetzt.
Aus makroökonomischer Sicht kann KI entscheidend zur Bewältigung von zwei entscheidenden Herausforderungen beitragen: dem nachlassenden Produktivitätswachstum und der schrumpfenden Zahl von Arbeitskräften. Das Produktivitätswachstum in Deutschland, aber auch in vielen anderen Industrieländern, ist seit Mitte der 1990er Jahre rückläufig. Gleichzeitig bedeutet der demografische Wandel, dass es in Deutschland im Jahr 2030 voraussichtlich rund 3,5 Millionen weniger Beschäftigte geben wird. Beide Trends zusammen werden langfristig zu einem geringeren Trendwachstum der deutschen Wirtschaft führen, wenn keine wirtschaftspolitischen Gegenmaßnahmen ergriffen werden oder ein positiver „Produktivitätsschock“ den negativen Trend umkehrt.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Künstliche Intelligenz (KI) verbreitet sich rasend schnell: Mit einer Million Nutzern innerhalb von fünf Tagen nach der Markteinführung und mittlerweile gut 100 Millionen Anwendern hat Chat GPT neue Rekorde bei der Verbreitung einer neuen Webanwendung gesetzt.
Aus makroökonomischer Sicht kann KI entscheidend zur Bewältigung von zwei entscheidenden Herausforderungen beitragen: dem nachlassenden Produktivitätswachstum und der schrumpfenden Zahl von Arbeitskräften. Das Produktivitätswachstum in Deutschland, aber auch in vielen anderen Industrieländern, ist seit Mitte der 1990er Jahre rückläufig. Gleichzeitig bedeutet der demografische Wandel, dass es in Deutschland im Jahr 2030 voraussichtlich rund 3,5 Millionen weniger Beschäftigte geben wird. Beide Trends zusammen werden langfristig zu einem geringeren Trendwachstum der deutschen Wirtschaft führen, wenn keine wirtschaftspolitischen Gegenmaßnahmen ergriffen werden oder ein positiver „Produktivitätsschock“ den negativen Trend umkehrt.
Künstliche Intelligenz ist aktuell der größte Hoffnungsträger für eine solche Beschleunigung der Produktivität. Die Hoffnung ist, dass durch künstliche Intelligenz die Automatisierung ein neues Level erreichen kann. Damit könnte die geringere Zahl von Arbeitnehmern wettgemacht und Unternehmen produktiver werden. Ob sich diese Hoffnungen bewahrheiten und das Potenzial der KI wirklich ausgenutzt wird, hängt neben den technischen Fortschritten vor allem davon ab, wie stark Unternehmen sie nutzen und in ihre Prozesse und Strategien integrieren.
Knackpunkt für die makroökonomischen Effekte ist also ist die Verbreitung der KI im Unternehmenssektor und damit die Frage, ob die Unternehmen bereit sind, in die neue Technologie zu investieren. Die Ergebnisse des aktuellen Deloitte CFO-Survey geben einen Einblick in den aktuellen Stand der Adaption und über die zukünftige Entwicklung. Entscheidend für den Erfolg der künstlichen Intelligenz wird nicht zuletzt sein, dass aus den Erfahrungen mit vorangegangenen Wellen der Digitalisierung die richtigen Schlüsse gezogen werden.
Die deutschen Unternehmen sind aktuell intensiv dabei, sich mit KI vertraut zu machen - essenzieller Teil der Strategie ist KI jedoch noch nicht. Etwas weniger als 10 Prozent haben die Technologie bereits in ihre Strategie integriert. Knapp die Hälfte jedoch experimentiert bereits mit generativer KI. Auch international gesehen sind Unternehmen noch zurückhaltend, die Zahlen für US-Unternehmen fallen ähnlich aus. Großunternehmen stehen der Technologie allerdings aufgeschlossener gegenüber – fast zwei Drittel der deutschen Großunternehmen experimentiert bereits. Bei der Integration in die Strategie sind aktuell die Dienstleistungsbranchen, vor allem Technologie, Immobilien und Banking führend.
Dieser Experimentiermodus ist durchaus zielgerichtet, das Potenzial der KI wird sehr hoch bewertet. Auf Sicht von fünf Jahren erwarten zwei Drittel der Unternehmen, dass KI eine wichtige oder sehr wichtige Rolle für ihren Geschäftserfolg spielen wird. Die vielfältigen Möglichkeiten von KI zeigen sich auch in den Zielen, die Unternehmen mit ihrer Anwendung verfolgen: Erhöhung der Produktivität, Senkung von Kosten, aber auch Entwicklung neuer Produkte sind die Top-Ziele. Allerdings dürfte die Entwicklung nicht problemlos verlaufen – der Mangel an Talenten in diesem Bereich wird als das größte Hindernis gesehen, gefolgt von Datenschutz- und Sicherheitsfragen.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich KI relativ schnell in der Unternehmenslandschaft verbreiten dürfte, wenn Firmen den Experimentiermodus abgeschlossen haben. Daher sind auch in nächster Zeit positive Effekte auf die Produktivität zu erwarten. Auf der Grundlage der IT-Revolution der frühen 2000er Jahre schätzt Goldman Sachs, dass mittelfristig ein zusätzliches Produktivitätswachstum von 1,5 Prozent für die USA und andere entwickelte Volkswirtschaften möglich ist. Dies könnte in einem zusätzlichem jährlichem BIP-Wachstum von 0,4 Prozent resultieren.
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