Künstliche Intelligenz KI-Betrug in der Finanzbranche: Wenn der Algorithmus zweimal klingelt
Liebe Leser, neulich saß ich in unserer Redaktion Ihres Lieblings-Finanzfachmagazins (DAS INVESTMENT), nippte an meinem Flat White (doppelter Espresso-Shot, 100 ml Hafermilch, die einzig wahre Währung für einen Montagmorgen) und las eine Nachricht, die mich beinahe mein geliebtes weißes T-Shirt mit Kaffee verziert hätte: Eine Angestellte in Hongkong hatte mal eben 25 Millionen Dollar an Betrüger überwiesen. Ihr Grund? Eine vermeintliche Anweisung ihres CFOs in einer Videokonferenz.
Jetzt höre ich Sie schon: „Baldauf, du hast doch keine Ahnung, ist doch Alltag. Wir verschieben ständig Millionen auf Zuruf.“ Aber hier kommt der Clou: Es war gar nicht ihr CFO. Es war ein Deepfake, eine digitale Marionette, die aussah und klang wie der echte CFO, aber von Cyber-Gaunern gesteuert wurde.
Herzlich willkommen in der schönen neuen Welt der KI-gestützten Finanzkriminalität! Wo selbst unerschütterliche Risikomanager nachts schweißgebadet aufwachen und von bösartigen Algorithmen träumen.
Hurra, hurra, die Demokratisierung des Betrugs ist da
Erinnern Sie sich noch an die guten alten Zeiten, als ein anständiger Finanzbetrüger noch ein MBA von einer Eliteuni und mindestens drei Maßanzüge brauchte? Vielleicht nannte er sich noch Marsalek? Nun ja, diese Zeiten sind vorbei. Heute reicht ein Laptop, eine stabile Internetverbindung und ein 20-Dollar-Abo für eine Betrugssoftware aus dem Darknet. Nur wäre von einem Betrüger-Homeoffice auf einer ICE-Fahrt von Hamburg nach München sicherlich abzuraten. Internetverbindung zu instabil.
Das Deloitte Center for Financial Services, meine liebste Glaskugel-Kassandra der Finanzwelt, prognostiziert, dass die durch KI ermöglichten Betrugsverluste in den USA bis 2027 auf sagenhafte 40 Milliarden Dollar ansteigen könnten. Von 12,3 Milliarden in 2023 – das ist ein jährliches Wachstum von 32 Prozent! Wenn Betrug bloß ein ETF wäre, ich wäre all-in.
Die Compliance-Abteilung schlägt zurück (oder versucht es zumindest)
Natürlich sitzen die geschätzten Kollegen aus Compliance und Risikomanagement nicht tatenlos herum und schauen zu, wie die Bilanzen in den digitalen Äther verdampfen. Sie rüsten auf, und zwar mit den gleichen Waffen: Künstlicher Intelligenz. Das klingt vielleicht etwas einfallslos. Tatsächlich ist es aber der richtige Weg. Denn anders geht es nicht.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
J.P. Morgan beispielsweise setzt große Sprachmodelle ein, um kompromittierte E-Mails zu erkennen. Und Mastercard hat ein Tool namens „Decision Intelligence“ entwickelt, das eine Billion Datenpunkte scannt, um zu entscheiden, ob eine Transaktion echt ist. Eine Billion! Das ist eine Zahl mit 12 Nullen! Vor dem Komma!
Mensch vs. Maschine: Das finale Duell?
Aber wissen Sie was? Trotz all dieser hochentwickelten Technologie bleibt am Ende doch der Mensch der entscheidende Faktor. Banken investieren in Schulungen für ihre Mitarbeiter, damit diese KI-gestützte Betrügereien erkennen können.
Stellen Sie sich das bildlich vor: Da sitzen gestandene Finanzprofis in Schulungsräumen und lernen, wie man einen echten CEO von einem computergenerierten unterscheidet. „Achten Sie bitte JETZT auf seltsame Augenbewegungen und unnatürliche Halsfalten!“ Ich sehe schon die (hässlichen) Powerpoint-Folien vor mir. Vielleicht sollte man in Zukunft bei Vorstandssitzungen auch einen Turing-Test durchführen, bevor man mit der Tagesordnung beginnt?
Am Ende des Tages ist es wie immer an den Märkten: Es läuft auf einen Wettlauf hinaus. Betrüger entwickeln immer ausgefeiltere Methoden, Sie entwickeln immer bessere Abwehrmechanismen. Es ist wie der ewige Kampf zwischen Bullen und Bären, nur dass die Bären jetzt KI-gestützte Roboter sind, die vielleicht aussehen wie Ihr Vorgesetzter.
Und die Moral von der Geschicht? Bleiben Sie wachsam. Wenn Ihnen das nächste Mal ein vermeintlicher Kunde eine Order über 100 Millionen gibt, fragen Sie ihn vielleicht erst mal nach seinem Lieblingsderivat. Oder lassen Sie ihn die Black-Scholes-Formel rückwärts aufsagen. Sicher ist sicher in dieser neuen, durchdigitalisierten Finanzwelt.
Und denken Sie immer daran: In einer Welt voller KI-gestützter Finanzhaie sind Sie der menschliche Rettungsschwimmer. Bleiben Sie skeptisch, bleiben Sie clever, und vor allem: Bleiben Sie menschlich. Denn das ist etwas, das selbst die beste KI (noch) nicht kann.