- Startseite
-
Drei Faktoren beeinflussen die Kupfernachfrage


Wie Kupferwerkzeuge einst antiken Zivilisationen halfen, die Steinzeit hinter sich zu lassen, so spielen Kupferkabel heute eine entscheidende Rolle beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft. Das rote Metall ist für Elektrofahrzeuge und Stromnetze unverzichtbar, aber auch in der traditionellen Infrastruktur zentral, etwa für Telefonleitungen, im Sanitär- und Heizungsbau, für Lüftung und Klimatisierung. Der hieraus resultierende langfristige Nachfrageschub für Kupfer wird nicht nur durch die Energiewende, sondern auch durch Megatrends wie die rasante Urbanisierung und den weltweit zunehmenden Wohlstand verstärkt. Als das „Metall der Elektrifizierung“ steht Kupfer an der Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Zukunft – und eröffnet Anlegern spannende Anlagemöglichkeiten.
Grafik 1: Der Kupferbedarf wächst rasant

Drei Faktoren bestimmen die Kupfernachfrage
Kupfer ist haltbar, verformbar und ein hervorragender Wärme- und Stromleiter. Laut Prognosen wird die Nachfrage von heute 25 Millionen Tonnen auf 53 Millionen Tonnen im Jahr 2050 ansteigen. Dafür sind vor allem drei Faktoren verantwortlich.
Zunächst dürfte die Elektrifizierung des Verkehrs, die Nachfrage nach dem roten Metall am stärksten antreiben. Verglichen mit Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor benötigen Elektrofahrzeuge für ihre Motoren und Batterien sowie die Ladeinfrastruktur fast zweieinhalb Mal so viel Kupfer. Die Internationale Energieagentur (IEA) erwartet, dass der Absatz von E-Fahrzeugen 2023 um 35 Prozent steigt.
Der zweite Faktor ist der Kupferbedarf für Stromnetze: Prognosen gehen davon aus, dass er sich bis 2050 verfünffachen könnte. Dank der hohen Leitfähigkeit und Korrosionsbeständigkeit von Kupfer werden riesige Mengen des Metalls in der Stromverteilung und in Transformatoren eingesetzt, insbesondere in unterirdischen und unterseeischen Leitungen. Auch bei der Modernisierung veralteter Netze spielt das rote Metall eine zentrale Rolle.
Zu guter Letzt dürfte die Umstellung auf eine Stromerzeugung mit erneuerbaren Energieträgern wie Sonne und Windkraft die Nachfrage weiter erhöhen. Im Vergleich zur Gas- und Kohleverstromung wird für sie das Doppelte beziehungsweise Fünffache an Kupfer pro Megawatt Leistung benötigt.
Auch im Baugewerbe sowie in der Herstellung von Haushaltsgeräten, elektrischen Bauteilen und Mobiltelefonen wächst der Kupferbedarf. Bis 2035 werden auf diese Bereiche dem Finanzdienstleister S&P Global zufolge voraussichtlich 58 Prozent des Kupferverbrauchs entfallen. Da die Einkommen in Schwellenländern weiter steigen und immer mehr Menschen in Städte und Ballungszentren ziehen, ist Kupfer zentral, um die Nachfrage einer wachsenden Mittelschicht nach Elektronik und modernen Gebäuden zu decken.
Grafik 2: Das Angebot ist begrenzt

Kupfer ist ein weiches, rötliches Metall und wird zusammen mit Gestein aus kupferhaltigen Erzlagerstätten im Untertage- oder Tagebaubetrieb abgebaut. Weltweit sind etwa 870 Millionen Tonnen unerschlossene Kupfervorkommen bekannt, kalkuliert die International Copper Association (ICA). Bis Anfang der 2030er-Jahre könnte die Nachfrage das Angebot um mehr als sechs Millionen Tonnen pro Jahr übersteigen. Hierfür lassen sich zwei Hauptgründe anführen.
Zwei Gründe für eine steigende Kupfernachfrage
Erstens zeichnet sich die Kupferproduktion durch ein hohes geografisches Konzentrationsrisiko aus. Allein auf Chile und Peru entfallen laut IEA 40 Prozent der weltweiten Produktion. Diese beiden Länder verfügen über einige der reichsten Kupferreserven der Welt und folglich auch über einige der größten Kupferminenbetreiber. Politische Instabilität, Arbeitsrechtliche Konflikte und wirtschaftliche Probleme führen immer wieder zu Versorgungsengpässen und Preisschwankungen.
Zweitens nähern sich die bestehenden Kupferminen ihrem Fördermaximum. Wenn die Erze mit hohem Kupfergehalt erschöpft sind, werden die mit niedrigeren Gehalten abgebaut. Heute haben die Erze Kupfergehalte von 0,5 Prozent. Das ist nur noch ein Viertel dessen, was sie vor hundert Jahren aufwiesen, vergleicht BloombergNEF. Deshalb muss nun mehr Gestein verarbeitet werden, um die gleiche Menge Kupfer zu gewinnen, was die Förderkosten treibt.
Grafik 3: Sinkende Kupfergehalte

Aufgrund dieser Einschränkungen lag die weltweite Kupferproduktion 2022 mit 21,8 Millionen Tonnen lediglich 1 Million Tonnen über der in den vorangegangenen drei Jahren. Mitte der 2020er-Jahre dürfte Schätzungen zufolge der Förder-Peak erreicht sein.
Für eine sichere Versorgung gibt es zwar keine schnelle Lösung, aber technologische Neuerungen lassen hoffen. So wurden beispielsweise spezielle chemische Lösungen für die Sulfidlaugung entwickelt, die es erlauben, das Kupfer effizienter vom Gestein zu trennen und dadurch die Ausbeute zu steigern. Solche Technologien ermöglichen die Gewinnung von Primärkupfer aus Erzen mit Gehalten von weniger als 0,25 Prozent, die bislang noch auf der Abraumhalde landen.
Neben technologischen Fortschritten dürfte auch die Politik eine wichtige Rolle spielen. In den USA kündigte die Biden-Regierung die Bereitstellung von 39 Millionen US-Dollar für die heimische Versorgung mit kritischen Rohstoffen an, die für den Übergang in eine kohlenstoffarme Wirtschaft benötigt werden. Dazu gehören Kupfer, Lithium und Nickel. Die Europäische Union hat Kupfer im Rahmen des Gesetzes zu kritischen Rohstoffen als strategisch wichtig eingestuft, um Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und den Zugang zu Kapital zu erleichtern. Diese Maßnahmen könnten in den nächsten Jahren zu einer Ausweitung des Kupferangebots beitragen.
Und schließlich dürfte auch recyceltes Kupfer zu einer wichtigen Bezugsquelle werden, wenn die Primärkupferproduktion nicht weiterhin wächst. In den letzten zehn Jahren wurden mehr als 30 Prozent des weltweiten Kupferbedarfs durch Recycling gedeckt. Wir gehen davon aus, dass dieser Anteil steigen wird, da Weiterentwicklungen bei den Technologien rund um Sortierung, Trennung und Raffination höhere Rückgewinnungsraten ermöglichen. Dieser Ansatz aus der Kreislaufwirtschaft verringert zudem den Energieverbrauch und die Umweltauswirkungen, die mit der Primärkupferproduktion einhergehen.
Wie Anleger in Kupfer investieren können
Anleger, die das Kupferthema aufgreifen möchten, können ETFs in Betracht ziehen. Diese bieten ein Engagement in Kupferminenbetreibern, aber auch in Unternehmen, die neue Technologien entwickeln, um das Kupferangebot zu erweitern, wie etwa Chemikalien zur Kupferlaugung und innovative Recyclingverfahren.
Fazit
In einer zunehmend elektrifizierten, urbanisierten Welt mit zunehmendem Wohlstand wird es immer schwieriger, die Nachfrage nach Kupfer zu decken. Das wird vermutlich den Preis des roten Metalls in die Höhe treiben. Zugleich können innovative Abbau- und Verarbeitungstechnologien, staatliche Förderung und Investitionen in das Recycling helfen, das Angebot auszuweiten. Als „Metall der Elektrifizierung“ steht Kupfer an der Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Zukunft. Auch ETFs, die ein Engagement in den Kupferbergbau bieten, können „elektrisierend“ auf Portfolios wirken und Anlegern Zugang zu den Anlagechancen von morgen bieten.
Kupfer als Anlagechance: