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Besuch bei einem Weltmarktführer Kuppeln, schaufeln und verladen

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Hätte Dürr und Finanzvorstand Terlinde zu dem Zeitpunkt jemand gesagt, dass Jost im Jahr eine operative Marge von 9 Prozent erzielen würde, der Umsatz ohne Übernahmeeffekte „nur“ um 16 Prozent auf 618,7 Millionen Euro zurückgehen und der freie Cashflow um knapp 64 Prozent wachsen werde, hätten sie es nicht für möglich gehalten. Das Geschäftsmodell erweist sich aber als flexibel genug, um mit konsequenten Kostensenkungen, rigidem Forderungsmanagement und einer wenig kapitalintensiven Eigenfertigung die temporäre Corona-Lähmung der Weltwirtschaft auszuhalten.

Die „Local-for-local“-Strategie zahlt sich aus: weltweit an verschiedenen Standorten präsent zu sein, um dort direkt die lokalen Märkte zu bedienen. „Wir konnten liefern, als viele andere dies nicht konnten“, sagt Terlinde. Der regionale Umsatzmix, in dem Europa 47 Prozent, Asien-Pazifik 24 Prozent und Nordamerika 21 Prozent ausmachen, hilft mit: Der chinesische Markt hatte sich schon wieder erholt, als pandemiebedingt die Nachfrage in Europa und in Nordamerika im zweiten Quartal einbricht. Gleichzeitig hat das zugekaufte und eher nichtzyklische Geschäft mit Agrarkunden einen stabilisierenden Effekt: In Nordamerika verwandelt der Umsatzbeitrag von Ålö einen Rückgang von 23 Prozent in eine Steigerung um 6,5 Prozent.

Fakten zu den Jost Werken

per 31.12.2020

1 Organisch ohne Übernahmeeffekte.
2 Bereinigt um Sondereffekte.
Quelle: JOST

Gerade die Finanzstärke von Jost weckt Übernahmefantasien bei Portfoliomanager Liegl, der 2020 von AGI zu Lupus Alpha kam: „Definitiv gibt es weiteres Potenzial für Zukäufe, getrieben durch den relativ hohen Free Cashflow von 98 Millionen Euro.“ Liegl, der Jost bereits seit mehreren Jahren kennt, hält eine Diversifizierung im Agrarmarkt für wahrscheinlicher als im Lkw-Bereich, in dem das Komponentengeschäft nicht so vielfältig ist. „Weitere Akquisitionen könnten dort gut angedockt werden.“

„Angesichts unseres Marktanteils von mindestens 50 Prozent bei unseren Kernprodukten sind Übernahmen im Bereich der Produkte für Lkw und Anhänger nahezu ausgeschlossen“, bestätigt Terlinde im Gespräch mit Liegl. „Wir werden uns in der Landwirtschaft weiter umschauen, haben aber nichts Konkretes im Blick. Ob das wieder so groß wird wie Ålö mit 200 Millionen Euro Umsatz, ist fraglich. Auf jeden Fall suchen wir nach weiteren Wachstumsopportunitäten. Die Akquise eines Start-ups, um sich einen deutlichen Entwicklungsvorsprung einzukaufen, wäre ebenfalls eine Option.

Doch jetzt will der CFO erst einmal die Synergien nutzen, die durch den Kauf der Schweden entstanden sind: „Wir sind nun in der Phase, in der wir gemeinsam in Ausschreibungen für den Einkauf gehen und von unseren größeren Einkaufsvolumina profitieren wollen. Mit den Pflichten jeder Integration, was die Teams, Arbeitsaufteilung und Rechnungslegung angeht, sind wir durch.“

Und er will natürlich das nachholen, was Corona den Mitarbeitern bislang verwehrt hat: Reisen, damit sich die Kollegen in Neu-Isenburg und Umeå endlich einmal persönlich gegenüberstehen.

Götz Albert, Managing Partner und CIO von Lupus alpha
Foto: Markus Kirchgessner

 Perlen im Mittelstand

Small & Mid Caps bieten Anlegern den Zugang zur gesamten Produktvielfalt unserer Welt. Viele dieser Unternehmen, wie auch das Beispiel der Jost Werke zeigt, sind zwar namentlich oft unbekannt, haben jedoch häufig eine hohe internationale Präsenz und Bedeutung in ihrem Segment. Gerade im Mittelstand finden sich solche „Perlen“ mit klarer Wettbewerbsposition, die durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Patente geschützt sind. Meist handelt es sich um Nischenplayer mit fokussiertem Geschäftsmodell, überdurchschnittlichem Ertragspotenzial und hoher Innovationskraft.

Viele sind Weltmarktführer in ihrer Branche, was ihnen ermöglicht, in jedem Umfeld Gewinne zu erzielen, unabhängig von der konjunkturellen Lage. Die Vielfalt ihrer Produkte und Dienstleistungen spiegelt sich in dem Universum der rund 2.000 börsennotierten Small & Mid Caps in Europa eindrucksvoll wider. Durch sorgfältige fundamentale Analyse lassen sich daraus spannende, renditestarke Unternehmen selektieren. Wichtig ist uns dabei aber auch in Corona-Zeiten: Wir wollen nicht nur über Zahlen, Bilanzen und Finanzplanungen brüten. Wir suchen das Gespräch vor Ort und interessieren uns detailliert für die Produkte, die Technologien und Innovationen der Unternehmen. Denn nur so können wir zu einer verlässlichen Einschätzung der künftigen Entwicklung kommen.

Dieses Interview wurde uns freundlicherweise von Lupus Alpha zur Verfügung gestellt und stammt aus dem aktuellen Leitwolf-Magazin. Link zum Magazin leitwolf 007 (leitwolf-magazin.de)

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