Verkehrte Welt für viele ETF-Anleger: Nachdem die meisten Börsenindizes im vergangenen Jahr von Rekord zu Rekord geeilt waren, geht es nun rasant abwärts. Der MSCI World, Lieblingsindex vieler Börseneinsteiger, hat den März mit einem Minus von 8 Prozent abgeschlossen. Auch an den erfolgsverwöhnten US-Börsen hagelte es Minuszeichen – für den S&P 500 ging es 9,5 Prozent bergab, beim Nasdaq 100 waren es -11,4 Prozent und beim zuvor noch gefeierten „Heilige Amumbo“ satte -29,3 Prozent auf Monatssicht. Damit sind alle großen US-Indizes seit dem Amtsantritt von Donald Trump kräftig gefallen.

Doch auch an den internationalen Börsen herrscht Krisenstimmung. Der 7. April zeigt sich als wahrlich schwarzer Börsenmontag. Der Dax startete mit einem Minus von 10 Prozent in den Handelstag und lag in der Spitze bis zu 21 Prozent unter seinem Rekordhoch von 23.476 Punkten aus dem März. Damit ist der deutsche Leitindex jetzt definitionsgemäß in den Bärenmarkt eingetreten. Auch der europäische Leitindex Stoxx 600 Europe notierte am Montag 6 Prozent unter dem Wert vom Freitag (4. April 2025), nachdem in der Vorwoche bereits ein Minus von 8,4 Prozent zu Buche stand. 

Am heftigsten betroffen: die Stars der vergangenen Börsenrally. Dazu zählen insbesondere Rüstungsaktien. Für Rheinmetall ging es am frühen Montagmorgen von 1.282 auf 989 Euro bergab. Auch konjunktursensible Titel wie Adidas, Airbus und die Bankenbranche kamen unter die Räder.

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Ebenso dramatisch sieht die Lage in Asien aus. Hier verloren die Indizes am 7. April in der Spitze bis zu 10 Prozent an Wert. Für den japanischen Nikkei 225 ging es bis zu 9 Prozent bergab. Der CSI 300, der die größten Werte der Festlandbörsen in Shanghai und Shenzhen abbildet, fiel bis zum Montagmittag um mehr als 6 Prozent. Der Hongkonger Hang-Seng-Index stürzte im Verlauf des Handelstags um mehr als 10 Prozent ab. Der Tech-Hang-Seng-Index, der die wichtigsten Technologiewerte in Hongkong umfasst, verlor am Montag sogar zweistellig und lag bis zum Mittag bis zu 13,5 Prozent im Minus.

Chaotische Zollpolitik: Die Gründe für die Kursverluste

Als Ursache für die Kursverluste kann die Zoll- und Wirtschaftspolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump genannt werden – der Crash wurde also unmittelbar durch eine politische Entscheidung ausgelöst und unterscheidet sich damit auch von anderen Krisen.

Trumps erratische Politik, inklusive ständig neu verkündeter Zölle und chaotischer Einsparbemühungen hat nicht nur im Ausland, sondern auch an den US-Märkten für reichlich Unsicherheit gesorgt und die Kurse in den Keller geschickt. Denn: Höhere Zölle verteuern Importgüter, was die Inflation anheizt, während gleichzeitig der internationale Handel beeinträchtigt wird, was das Wirtschaftswachstum bremst. Besonders betroffen sind exportorientierte Volkswirtschaften und Unternehmen mit globalen Lieferketten. 

Diese bereits chaotische Situation hat sich seit dem 2. April, von Trump selbst als „Liberation Day“ bezeichnet, noch einmal verschärft. Mit der Ankündigung, Zölle auf Importe aus fast allen Ländern zu verhängen, schickte der US-Präsident die weltweiten Börsen auf Talfahrt. Länder wie China reagierten darauf ihrerseits ebenfalls mit Zöllen.

Ökonomen sorgen sich vor einem eskalierenden Handelskonflikt und einer weltweiten Rezession. Erste Marktteilnehmer warnen angesichts der Kursrutsche bereits vor Finanzinstabilität infolge der Zollpolitik.

Börsenbeben: Wie Sie sich als langfristiger Anleger richtig verhalten

Die Turbulenzen an den Finanzmärkten haben viele Anleger verunsichert. Die Performancedaten leuchten rot – sollten Sie Ihre Strategie lieber ändern? Warum es gerade in volatilen Zeiten so wichtig ist, einen kühlen Kopf zu bewahren und wie Sie am besten vorgehen.

Langfristige Perspektive im Blick behalten

Auch wenn kurzfristige Schwankungen beunruhigend sein können, zeigt die Historie, dass sich Aktienmärkte langfristig nach oben bewegen. „Wir haben das mal für den MSCI World durchgerechnet“, erklärt Thomas Kehl von Finanzfluss im Podcast „Expedition Investment“. „Über alle Perioden ab 13 Jahren, egal welche man ausgesucht hat, gab es keine Laufzeiten, die eine Negativrendite hatten. Im schlechtesten Fall hatte man eine kleine positive Rendite, aber nie eine negative. Wenn man dann noch ein, zwei Jahre dranhängt hat, ist man in der Regel auch wieder sehr nah am Durchschnitt dran. Deswegen sagt man oft: 10 bis 15 Jahre sollte man Zeit haben, bis man sein Geld wieder braucht, weil man dann auch die Chance hat, Finanzkrisen, die völlig normal sind am Kapitalmarkt, auszusitzen.“

 

Wenn Sie langfristig Vermögen aufbauen wollen, verkaufen Sie Ihre Wertpapiere jetzt also nicht aus Panik. Kursrückschläge gehören an der Börse dazu. In Krisen zu verkaufen, ist in der Regel der sicherste Weg, um Verluste einzufahren.

Finanzielle Entscheidungen nicht aus Angst treffen

Das musste auch Julian-André Winter schmerzhaft erfahren. In der Finanzkrise 2008 hat der Geschäftsführer des digitalen Vermögensverwalters „easyfolio“ 12.000 Euro verloren, wie er bei „Expedition Investment“ erzählt. Winter hat bereits als Schüler angefangen, für eine Apotheke Medikamente auszufahren. Das Geld, das er dabei verdiente, investierte er nach einem Praktikum bei der Volksbank in einen global gestreuten Aktienfonds.

„Natürlich muss man im Nachhinein fragen, war es das richtige Produkt, war es die richtige Beratung und die Betreuung danach gab es natürlich auch nicht mehr“, sagt Winter heute. „Dann kam irgendwann die Finanzkrise, die Emotionen und es fehlte die hilfreiche Hand, damit umzugehen. Das führte dann dazu, dass man zum schlecht möglichsten Zeitpunkt seinen Fonds, sein Investment verkauft hat und das waren dann diese knapp 12.000 Euro Verlust.“

„Wenn man dann aber sieht, okay, hättest du ein paar Monate gewartet, dann wäre es schon viel besser. Hättest du ein bis zwei Jahre mehr gewartet, dann hättest du kaum noch einen Verlust gemacht, ist das natürlich sehr ärgerlich.“

Heute rät er Anlegern dazu, ruhig und besonnen zu bleiben, wenn die Kurse fallen. Sich unbedingt mit anderen Menschen aus dem Finanzsektor auszutauschen und viel zu recherchieren. Und: Die eigenen Emotionen zwar zuzulassen und zu verarbeiten, aber finanzielle Entscheidungen nicht aus Angst heraus zu treffen.  

Hans-Peter Erb, Professor für Sozialpsychologie an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg, rät zudem, sich schon vor dem Investieren zu fragen, wie lange man einen ETF halten will, wenn er nicht so läuft, wie man sich das vorgestellt hat, um Panikentscheidungen zu vermeiden. 

The trend is your friend – oder doch nicht?

Die Morningstar-Studie „Mind the Gap“ zeigt, dass Anleger oft zu spät in erfolgreiche Fonds einsteigen – nämlich dann, wenn die Kurse bereits gestiegen sind und dann zu früh wieder aussteigen, weil sie es nicht schaffen, die Durststrecken auszusitzen. Dies führt häufig zu Enttäuschungen, wie das Beispiel des iShares Global Clean Energy ETF zeigt. Dies führt zu einer Diskrepanz zwischen der Fondsperformance und der tatsächlichen Rendite der Anleger.

Buy-and-Hold-Strategie als sichere Bank

Eine wichtige Erkenntnis der Studie ist daher, dass Anleger konsequent an der Buy-and-Hold-Strategie festhalten und gleichzeitig breit diversifizierte Portfolios mit geringeren Schwankungen bevorzugen sollten. Damit lassen sich oft bessere Renditen erzielen. Wer allerdings jeder Börsennachricht hinterherläuft und mit hochvolatilen Produkten jedem Trend nachjagt, übersieht, dass Börsennachrichten vor allem auf vergangenen Entwicklungen basieren und vergangene Kursbewegungen erklären. An der Börse geht es aber um die Zukunft. 

 

Hin und her macht Taschen leer: Häufiges Handeln vermeiden

Studien zeigen, dass zu aktives Handeln die Rendite schmälern kann. Die aktivsten Händler bleiben im Schnitt 6,5 Prozent pro Jahr hinter dem US-Markt zurück. Halten Sie stattdessen lieber an Ihrer langfristigen Strategie fest, auch wenn es an den Märkten mal turbulent zugeht. Nicht umsonst besagt eine bekannte Börsenweisheit: „Hin und her macht Taschen leer.“

Depot und Strategie regelmäßig überprüfen

Auch wenn zu häufiges Handeln kontraproduktiv ist, lohnt es sich, das Portfolio vierteljährlich oder jährlich zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen. So stellen Sie sicher, dass Ihre Anlagestrategie weiterhin zu Ihren Zielen passt und Ihr Depot trotz Kursschwankungen ausbalanciert bleibt.

Diversifikation: Qualität und Streuung als Absicherung

In Phasen wirtschaftlicher Verlangsamung entwickeln sich Wachstumswerte und Qualitätstitel oft besser als Substanzwerte. Eine breite Streuung über verschiedene Märkte, Sektoren und Anlageklassen kann helfen, Risiken zu minimieren.

Insbesondere dem MSCI World wird oft vorgeworfen, dass sein Name irreführend sei, da der Index von US-Unternehmen dominiert wird.

Wenn Sie bislang ausschließlich in einen ETF auf den MSCI World investieren, könnten Sie daher darüber nachdenken, zusätzlich in einen Europa- und einen Schwellenländer-ETF oder -Fonds beziehungsweise in weitere Anlageklassen wie Anleihen, Gold oder Bitcoin zu investieren. Auf diese Weise decken Sie einen größeren Teil der wirtschaftlichen Welt ab und können Schwächephasen der US-Wirtschaft durch mögliche Rallys in den aufstrebenden Märkten, auf dem alten Kontinent oder bei anderen Anlageklassen ausgleichen.

Billig nachkaufen: Verwerfungen als Chance nutzen

Statt in Panik zu verfallen, können Sie niedrigere Kurse nutzen, um bei hochwertigen Aktien nachzukaufen oder neu einzusteigen. „Heute weiß ich, dass in jeder Krise auch eine Chance liegt. Daher habe ich immer ein bisschen Geld zurückgelegt, dass man in solchen Situationen nutzen kann, um günstig nachzukaufen“, sagt Julian-André Winter.

Auch als Sparplaninvestor haben Sie einen Vorteil, wenn Sie Ihre Sparrate nicht ändern. Denn: Für den gleichen Betrag bekommst du nun mehr Anteile.

Keine Panik: Langfristige Strategie beibehalten

In turbulenten Börsenzeiten ist es entscheidend, nicht in Aktionismus zu verfallen udn in Panik zu verkaufen. Anleger sollten lieber an ihrer langfristigen Strategie festhalten, Kursschwächen zum günstigen Einstieg nutzen sowie auf Qualität und breite Streuung setzen. Auf diese Weise können Sie auch Schwächephasen gestärkt überstehen und langfristig von den Chancen der Finanzmärkte profitieren.