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Kurve des Grauens Wie ein Beinahe-Ereignis die Nerven blank legte

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Das Dumme ist nur: Die Zinskurve war seit 2007 noch gar nicht invers. Lediglich die Rendite für dreijährige Anleihen war am 3. Dezember leicht über die der fünfjährigen Anleihen gestiegen. „Das Rezessionssignal muss einen Großteil der Zinskurve betreffen und zugleich durch die relevantesten Zinsdifferenzen, also zehn Jahre zu drei Monaten und zwei Jahre zu drei Monaten, bestätigt sein“, sagt Olivier de Berranger, Investmentchef der französischen Fondsgesellschaft La Financière de L’Echiquier. Er stellte fest, dass sich in Bezug auf alle möglichen Zinsdifferenzen lediglich 4 Prozent der Zinskurve umgekehrt hatten. Für ein klares Signal seien aber mindestens 50 Prozent nötig.

Jede Nichtigkeit wird heute in Echtzeit breitgetreten

Damit wird klar, wie dünnhäutig Investoren inzwischen daherkommen und sich von noch so kleinen Signalen verunsichern lassen. Das liegt natürlich daran, dass der aktuelle Aufschwung inzwischen über neun Jahre läuft, dass im Weißen Haus ein wirtschaftlich ahnungsloser Präsident sitzt und dass – im Gegensatz zu früheren Rezessionen – heute jede noch so nichtige Erkenntnis in Echtzeit über Twitter und andere Nachrichtenkanäle breitgetreten wird. In diesem Fall meinte Bloomberg, laut verkünden zu müssen, dass die dreijährige Rendite zuletzt kurz vor der Finanzkrise, also vor über zehn Jahren über der fünfjährigen notierte.

                                  Quelle: Morningstar

Die viel wichtigere Differenz, zehn Jahre minus zwei Jahre, liegt noch über null. Allerdings zeigt sie verdächtig abwärts, lag im Sommer 2018 aber auch schon mal tiefer.

Für den Fall, dass sie tatsächlich demnächst unter null tunkt, haben die Kalifornier die Folgen ermittelt. So erreichte der Aktienindex S&P 500 im Schnitt erst 19 Monate später seinen Höchststand und fuhr in der Zeit noch einen Gewinn von 22 Prozent ein. Die Zeitspanne von der inversen Zinskurve bis zur Rezession liegt zwischen 14 und 34 Monaten. Das ist zwar nicht sonderlich konkret, lässt aber den Sofortabsturz unwahrscheinlich werden. Wer sich von der Zinskurve sofort in die Flucht schlagen lässt, könnte also was verpassen. Hoffentlich auch in hektischen Zeiten wie diesen.

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