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„Kurzsichtigkeit kostet Rendite“ Warum Anleger langfristig denken müssen

Michael Scholtis: Der Experte für Stiftungsvermögen beim Vermögensverwalter Plutos aus Taunusstein erklärt in einem Gastbeitrag, warum sich Anleger auf den langfristigen Anlageerfolg konzentrieren sollten.
Michael Scholtis: Der Experte für Stiftungsvermögen beim Vermögensverwalter Plutos aus Taunusstein erklärt in einem Gastbeitrag, warum sich Anleger auf den langfristigen Anlageerfolg konzentrieren sollten. | Foto: Plutos Vermögensverwaltung

Verlustreiches Sicherheitsdenken

Der Anlagenotstand nimmt selbst nach Jahren der Niedrigzinspolitik immer noch kein Ende. Eine 10-jährige Bundesanleihe wirft derzeit gerademal 0,1 Prozent Rendite ab und es ist keine Besserung in Sicht. Selbst mit Unternehmensanleihen kommen Investoren mit Ach und Krach auf eine Jahresrendite von 1 Prozent. Über Alternativen haben die Experten in den vergangenen Jahren reichlich aufgeklärt und Privatanleger wissen: Aktien, Rohstoffe und Immobilien können aus dem Dilemma helfen.

Doch ganz so einfach ist es für viele nicht, denn deutsche Sparer sind aktienscheu, meiden Risiken in der Kapitalanlage und denken kurzfristig. Sicherheit, Verlässlichkeit und Planbarkeit sind deutsche Tugenden, die sich auch in den Ansprüchen der Sparer an ihre Kapitalanlagen wiederfinden.

Kein Wunder also, dass Festgelder und Anleihen trotz ihrer Unwirtschaftlichkeit hoch im Kurs stehen. Doch wer so denkt, läuft Gefahr seine Ersparnisse zu vernichten. Unter Berücksichtigung der Inflation, die im Gegensatz zu den Zinsen auf dem Vormarsch ist, kommt die Anlage in vermeintlich sichere Festgelder und Anleihen klassischer Wertvernichtung gleich.

Stiftungsvermögen als Vorbild

Dabei könnten sich sicherheitsorientierte Anleger am Beispiel vieler Stiftungsinvestments so Einiges abschauen. Stiftungen müssen ihr Vermögen so anlegen, dass der Wert erhalten bleibt und aus den Erträgen der Stiftungszweck finanziert werden kann. Das kommt den Wünschen vieler Privatanleger gleich. Doch anders als diese stecken viele Stiftungen ihr Kapital in direkte Immobilien- und Unternehmensbeteiligungen, aber auch in Aktien und Immobilienfonds. Und das lohnt sich, erfolgreiche Stiftungen kommen damit auf Renditen von 5 Prozent jährlich.

Durch zwischenzeitliche Kursschwankungen ist der langfristige Werterhalt des in Aktien angelegten Vermögens in der Regel nicht bedroht, denn wer in Aktien investiert, erwirbt langfristig einen Anteil am Produktionskapital eines Unternehmens. Dass Aktienkurse schwanken und ständig wechselnden Bewertungskriterien ausgesetzt sind, liegt in der Natur der Börse. Denn die unterliegt Angebot und Nachfrage und ihre Interakteure verdienen am regen Handel der Wertpapiere. Schwankungen beleben sozusagen das Geschäft.

Die langfristige Produktionskraft und der fundamentale Wert eines gestandenen Unternehmens ändern sich jedoch nicht über Nacht. Privatanleger sollten sich deswegen von der kurzfristig orientierten Betrachtung von Tageskursen und Quartalsauszügen lösen, um sich nicht von negativen Schlagzeilen und Kursschwankungen ins Bockshorn treiben zu lassen.

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Langfristige Denke lohnt sich

Wer sich zum Beispiel hat verrückt machen lassen und nach den Verlusten im Jahr 2018 ausgestiegen ist, hat die Erholung in diesem Jahr nicht mitgemacht und ist auf seinem Minus sitzengeblieben. Oftmals sind Rückschläge bei Aktien nicht von Dauer. Bei der Betrachtung der langfristigen Charts sehen wir oft, dass der Trend nach wie vor intakt ist und Rückschläge eher zum Aufstocken genutzt werden sollten, statt zum Verkaufen.

Aktienanleger sollten langfristig an die Story ihrer Investments glauben, Rückschläge zum Nachkauf nutzen und mit Bedacht auch in Zukunftsmärkte wie „Künstliche Intelligenz“ investieren. Anleger, die ein Gefühl für mögliche Marktbewegungen und deren Beständigkeit bekommen wollen, sollten einen Blick auf das so genannte Renditedreieck werfen, das mittlerweile für verschiedenste Aktienindizes existiert. Es bildet den Anlageerfolg für alle historisch möglichen Zeiträume ab und verdeutlicht: Kurze Anlagezeiträume enden häufiger im Verlust, bei einem Investitionszeitraum ab fünf Jahren ist das Anlageergebnis fast immer positiv.

Wer bei seiner Anlage also von Jahr zu Jahr denkt, lässt sich unnötig verrückt machen. Anleger, die zum Beispiel im Jahr 2007 vor der Finanzkrise beim deutschen Leitindex eingestiegen sind und ihre Anlagen langfristig halten, verbuchten nach sechs Jahren wieder Gewinne und blicken auch zum Ende des Verlustjahres 2018 auf eine Jahresrendite von 2,5 Prozent zurück. Wer Gelegenheiten für strategische Nachkäufe genutzt hat, steht sogar noch besser da.

Stabile und ertragreiche Aktien

Bei der langfristigen Vermögensmehrung mit Aktien kommt es auf die Beständigkeit und Ertragskraft der Unternehmen an. Ein historisch stabiler Kursverlauf sei entscheidend für die Aktienauswahl, zusätzlich sollten die Unternehmen über Jahre hinweg verlässlich Erträge erwirtschaften und idealerweise auch an ihre Aktionäre ausschütten. Schon allein aus den Dividenden der 30 Dax-Titel ergibt sich eine jährliche Ausschüttungsrendite von 3 bis 4 Prozent.

Und viele defensive Aktien wie Sixt, Marine Harvest (Mowi), Straumann, Stryker und Visa erfüllten beide Kriterien. Wer bei solchen Titeln zugreift, sie langfristig hält und Kursschwankungen akzeptiert, wird am Ende zusätzlich mit Kursgewinnen belohnt. Bei Unternehmen in Zukunftsbranchen können dagegen mehr Nerven, Durchhaltekraft und der feste Glaube an den Erfolg gefragt sein.

Naturgemäß verlaufen wirtschaftliche Entwicklungen in frühen Trendphasen dynamischer. Starke Konkurrenz und Veränderungen der Investitionsbedingungen wie staatliches Eingreifen können einzelne Unternehmen stärker beeinflussen und für hohe Kursausschläge sorgen. Mit dem nötigen strategischen Denken können sich Anleger in diesen Zukunftstrends jedoch klug positionieren und Schwächephasen langfristig zu ihrem Vorteil nutzen.

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