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Ländervergleich zur Copa America Brasilien gegen Venezuela – aus Investorensicht

Brasilien gegen Venezuela ist eine ziemlich ungleiche Angelegenheit, sowohl auf dem Fußballplatz als auch außerhalb. Brasilien ist nicht nur die wohl renommierteste Mannschaft des Turniers, sondern auch die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas mit einem nominalen Bruttoinlandsprodukt von etwa 2 Billionen Dollar und einer Bevölkerung von 209 Millionen. Im Gegensatz dazu verfügt Venezuela zwar über die größten Ölreserven der Welt, die Wirtschaft leidet jedoch weiterhin. Tatsächlich befindet sich Venezuela inmitten einer humanitären Krise mit Blackouts, Hyperinflation (die Inflationsrate liegt derzeit bei 1.304.494 Prozent) und Massenarbeitslosigkeit.

Quelle: Jupiter AM

Venezuela: Zu viele Risiken, zu wenig Transparenz

Aus Anlegersicht gibt es in Venezuela wenig, das begeistert. Angesichts der enormen Menge an Öl, bleibt die Ölindustrie des Landes ein sehr wichtiger Sektor, auf den fast 95 Prozent der Exporte entfallen. Die USA haben jedoch Sanktionen gegen die Energieexporte Venezuelas verhängt, und es wird erwartet, dass die USA die wirtschaftlichen Maßnahmen gegen das Land weiter verstärken werden. Die venezolanischen Ölexporte sanken aufgrund dessen im Mai dieses Jahres um 17 Prozent.

Diese geopolitischen und wirtschaftlichen Risiken machen es uns schwer, dort zu investieren. Darüber hinaus sind nur sehr wenige Daten und Informationen für Anleger verfügbar. Ohne zuverlässige Wirtschaftsdaten ist es äußerst schwierig, die Fundamentaldaten des Landes klar einzuordnen und so in ein dort ansässiges Unternehmen zu investieren. Daher ziehen wir es vor, keine venezolanischen Unternehmensanleihen zu halten.

Alejandro Arevalo

Brasilien: Vielversprechend trotz politischer Risiken

Im Vergleich dazu sind wir von einem positiven Investitionsausblick Brasiliens überzeugt. Das heißt aber nicht, dass das Land keine Probleme hat.

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Jair Bolsonaro, der neu gewählte Präsident des Landes, treibt marktfreundliche Reformen voran, darunter einen wichtigen Plan zur Überarbeitung des brasilianischen Rentensystems. Es wird erwartet, dass die Steuereinsparungen aus der Rentenreform in den nächsten zehn Jahren zwischen 700 und 800 Milliarden brasilianischen Real liegen werden. Das dürfte die Kreditvergaben verbessern und zu mehr Unternehmenskrediten beitragen. Trotz der beruhigenden marktfreundlichen Rhetorik seitens Bolsonaro ist die Beziehung des Präsidenten zum Kongress jedoch ein wichtiger Faktor, den es zu beobachten gilt.

Für Brasilien hängen die Konjunkturaussichten von Bolsonaros Rentenreform ab. Wenn diese durch den Kongress kommt, würde sie dem Vertrauen externer Investoren einen dringend benötigten Auftrieb verleihen und die finanzielle Position des Landes stärken. Mit nur kleinen Änderungen genehmigte der Justizausschuss den Gesetzentwurf, um zum Kongress zu gehen. Die Zahlen dort signalisieren, dass die Reform im Kongress genehmigt werden sollte. Auch wir sind zuversichtlich, dass die Rentenreform verabschiedet wird und so für Brasilien den Weg für ein positives Jahr ebnet. Allerdings wird die Wirtschaft wahrscheinlich stagnieren, wenn die Reform vom Kongress verzögert werden.

Aus Investitionsgesichtspunkten bevorzugen wir weiterhin den proteingewinnenden Sektor in Brasilien. Die brasilianischen Proteinexporteure dürften von der sich ausbreitenden afrikanischen Schweinegrippe in China profitieren. Schweinefleisch ist ein wichtiges Grundnahrungsmittel in China und die Ausbreitung der Schweinegrippe wird zu weniger Angebot führen, was die Nachfrage und die Preise für andere Protein- und Schweinefleischquellen wahrscheinlich erhöhen wird. Als einer der größten tierischen Proteinproduzenten der Welt neben den USA ist Brasilien bestens positioniert, um von der Angebotsknappheit zu profitieren.

Wer wird gewinnen?

Während Brasilien letztendlich mit Gegenwind zu kämpfen hat – nämlich Reformen voranzutreiben und die Wirtschaftskonjunktur umzukehren – stellen die Krisen in Venezuela diese Faktoren in den Schatten. Venezuela steht vor einem harten Kampf, der mit schwerwiegenden geopolitischen Risiken sowie sozialen und wirtschaftlichen Unruhen einhergeht. Für Brasilien ist der wirtschaftliche Ausblick deutlich positiver – ebenso wie die Chancen auf einen Sieg. 

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