


DAS INVESTMENT: Herr Barber, mit der Übernahme eines Mainfirst-Teams sowie einiger Fonds und Mandate gewinnt Laiqon 2,5 Milliarden Euro neue Assets und Zugang zu neuen Märkten. Was ist die Strategie dahinter?
Florian Barber: Als ich zu Laiqon kam, habe ich einige Leute mitgebracht. Das war für den damaligen Zeitpunkt ehrlich gesagt etwas ambitioniert. Es war von Anfang an unsere Strategie, auf der Produktseite aktiv zu werden. Dieser Multi-Manager-Ansatz ist unser klarer Fokus, und wir schließen weitere Neuzugänge nicht aus, auch wenn erst einmal nichts in der Pipeline steckt.
Sie wollen eine Alternative zu etablierten Häusern sein. Wie meinen Sie das konkret?
Barber: Ich schätze die Kollegen sehr, aber wir wollen neben Greiff oder Squad Fonds eine weitere Lösung beziehungsweise Heimat sein für ambitionierte Fondsmanager mit Unternehmergeist. Das ist unsere klare Strategie: Wir sind ein hybrider Asset Manager mit einem Multi-Manager-Ansatz. Das heißt wir vereinen aktives Fondsmanagement (IQ) und KI-basierte (AI) Investmentlösungen. Unsere KI soll neben eigenen KI- gemanagten Anlagelösungen unsere Fondsmanager bei der täglichen Arbeit unterstützen – nicht mehr. Die PMs haben bei uns keinen CIO, es gibt keine Hausmeinungen - sie sollen machen, was sie gut können, also Alpha produzieren. Dafür sind wir ihre Heimat als Unternehmen und kümmern uns um alles andere.
Wie fühlt sich das jetzt im Vertrieb an - eher wie vorgezogenes Weihnachten oder wie der Start eines Marathons?
Barber: Sowohl als auch! Emotional fühle ich mich schon wie Weihnachten und Ostern zusammen, weil es ein wichtiger Moment für uns ist. Aber jetzt geht die Arbeit erst los. Ab 2026 werden wir einen ganz anderen Aufschlag in der Industrie haben. Das ist ein super Signature-Team für uns, die uns wunderbar komplementär ergänzen. Folgerichtige wird die Öffentlichkeitsarbeit hochgefahren, egal ob Media, Social Media, PR oder Events etc., unsere Visibilität wird nochmals gesteigert werde.
Mit der Finma-Lizenz erschließen Sie sich jetzt auch den Schweizer Markt mit mehreren Billionen Euro Volumen. Wie wollen Sie dort gegen UBS und Julius Bär bestehen?
Barber: Die Schweiz ist noch kein Kernmarkt für uns, aber soll entsprechend aufgebaut werden. Deutschland und Belgien sind gemäß der AuM die größten Märkte, dann Österreich. Und Kunden wie UBS und Co. sind natürlich nicht unsere Liga, da sind wir demütig. Wir fokussieren uns eher auf kleine bis mittlere Vermögensverwalter, sowie Privatbanken. Mit dem neuen Team haben wir allerdings ein super Angebot, weil die Herren echte Alphaproduzenten sind und zum Beispiel einen MSCI World seit über 10 Jahren outperformen.
Sie haben jetzt sowohl institutionelle Mandate als auch Retail-Geschäft. Wie bringen Sie diese völlig verschiedenen Vertriebsansätze unter einen Hut?
Barber: Wir haben drei Wholesale-Retail-Gebiete, unterteilt in Nord, Mitte und Süd. Und mit Ronny Alsleben und René Frick haben zwei unserer Vertriebs-Kollegen jahrelange Mainfirst-Erfahrung. Die kennen das Geschäft in- und auswendig. Wer meinen CV kennt, entdeckt dort ebenfalls, dass ich bereits mit dem Team gearbeitet habe.
Es gibt Multi-Asset-Strategien wie Sand am Meer. Was macht die Mainfirst-Ansätze so besonders?
Barber: Multi-Asset ist mittlerweile gefühlt eine Peergroup geworden welche man als „Schlachthaus“ bezeichnen kann, da gebe ich Ihnen Recht. Was das Team Adrian, Frank und Jan-Christoph gut kann: Sie machen echtes Multi-Asset – Aktien, Renten, auch Rohstoffe in Form von Gold und Silber über ETCs, sie managen Währungen. Die Aktienquote fahren sie bis maximal 50 Prozent. Das ist ein sehr ausbalanciertes, flexibles Modell mit einem Absolute-Return-Ansatz - Zielbild sind 5 Prozent Performance im Schnitt. Die ganz klare Abgrenzung zum Wettbewerb beziehungsweise innerhalb der Peergroup ist der Growth-Schwerpunkt.
Wie lange wird die technische Integration dauern? Das sind ja verschiedene CRM-Systeme, Publikumsfonds, Spezialfonds...
Barber: Wir haben einen sehr partnerschaftlichen Deal mit der Haron Holding getätigt. Der beinhaltet, dass wir bis Mitte nächsten Jahres die komplette vorhandene Infrastruktur weiterhin nutzen können. Wir haben zwölf Monate Zeit für den Umzug, also keinen Druck. Für die Kunden ändert sich also erstmal gar nichts, was für alle Beteiligte das Wichtigste ist. Per 1. August startet das Team bei uns, die Publikumsfonds wechseln vorbehaltlich der Genehmigung ebenfalls im August. Es sei noch erwähnt, alles was das Team an Systemlandschaft und Infrastruktur benötigt, haben wir bereits in der Firma.
Sie haben eine Unternehmensanleihe mit 5,5 Prozent Coupon zur Finanzierung aufgelegt. Ist das nicht ziemlich teuer für ein profitables Unternehmen?
Barber: Das war eine wichtige Diskussion für uns intern. Entscheidend war, dass wir den Deal selbst tragen und stemmen. In der Laiqon-Historie wurden solche Deals zum Teil über Aktienaufstockungen finanziert. Das wollten wir nicht. Wir stemmen einen Teil über die Anleihe und den Rest über den generierten Free Cashflow aus den fortlaufenden Umsätzen. Das war ganz wichtig – wir brauchen von niemandem Geld, wir stemmen dies selber.
Könnte das bei Marktkorekturen zu Liquiditätsengpässen führen, wenn die Umsatzerlöse aus den übernommenen Assets sinken?
Barber: Das sind Aktienprodukte mit Growth-Aktien, die haben natürlich Volatilität. Aber wir haben sehr kaufmännisch kalkuliert, dass das alles entspannt durchläuft. Der Vertrag ist nicht nur auf eine fixe Summe X zum Tag Y reduziert, sondern beinhaltet eine branchenübliche Konstruktion in welcher gewisse Szenarien Rechnung getragen werden.
Wie integrieren Sie die vier neuen Kollegen kulturell?
Barber: Wir fahren diesen Multi-Manager-Ansatz mit verschiedenen Teams beziehungsweise Fondsmanagern, bei welcher jedes für sich eine eigene DNA hat und das ist auch gut so. Auf der Portfoliomanagement-Seite haben alle komplett freie Hand. Das neue Team sitzt in unserem Frankfurter Büro, bis auf Frank Schwarz, dieser sitzt in Zürich/Schweiz. Zwischenmenschlich begleiten wir das Team eng und haben natürlich den Vorteil, dass sich bereits einige Personen seit Jahren kennen und teilweise freundschaftlich verbunden sind.
Über den Interviewten:
Florian Barber ist Vertriebsleiter bei Laiqon Asset Management. Er verantwortet den Vertrieb sowohl im Wholesale- als auch im institutionellen Geschäft. Vor seinem Wechsel zu Laiqon war Barber in verschiedenen Vertriebspositionen in der Asset-Management-Branche tätig und kennt das Mainfirst-Team aus seiner beruflichen Historie.