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Langfristzinsen sinken Janet Yellen erbt Greenspans „Rätsel“

Als der damalige Federal-Reserve-Chef Greenspan zwischen 2004 und 2006 die Leitzinsen erhöhte, stiegen die langfristigen Fremdkapitalkosten trotzdem nicht. Dies vereitelte seine Bemühungen um eine Kreditverknappung und eine Eindämmung der Exzesse, die zur schlimmsten Finanzkrise seit 80 Jahren beigetragen haben.

“Wir wollten die Federal-Funds-Rate kontrollieren, hatten aber Probleme, da die langfristigen Zinsen nicht wie bis dahin immer auf den Anstieg der kurzfristigen Zinsen reagierten”, sagte Greenspan in der vergangenen Woche in einem Interview. Während einer Anhörung vor dem Kongress im Jahr 2005 bezeichnete er dies als “Rätsel”.

Der Bondmarkt signalisiert, dass es Yellen ähnlich gehen könnte, nachdem die Fed die Märkte auf eine Zinserhöhung im nächsten Jahr einstimmt. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries ist in diesem Jahr um 0,71 Prozentpunkte gesunken, obwohl die Fed ihr Bondkaufprogramm auslaufen ließ und eine Strategie für Zinserhöhungen skizzierte. Der US-Leitzins liegt seit 2008 bei nahe Null.

Die meisten Währungshüter der Fed erwarten, dass die Notenbank den Federal-Funds-Satz, der die Kosten für Übernachtkredite unter Banken darstellt, irgendwann im nächsten Jahr anheben wird, wie aus im September veröffentlichten Prognosen hervorgeht.

Diesmal steht mehr auf dem Spiel, weil die Zinsen niedriger sind und die Renditekurve flacher ist. Eine Erhöhung der kurzfristigen Zinsen angesichts stabiler oder sinkender Langfristzinsen könnte eine Situation herbeiführen, in der die Fed “rasch eine Inversion der Renditekurve bewirkt und die Kreditschaffung ins Gegenteil verkehrt”, sagt Tim Duy, Ökonomie-Professor an der University of Oregon in Eugene.

Eine inverse Renditekurve entsteht, wenn kurzfristige Papiere höher rentieren als längerfristige Bonds. Damit wird es für Banken unattraktiv, Kredite herauszureichen, weil sie die langfristigen Kredite mit kurzfristigen Verbindlichkeiten finanzieren. Inverse Renditekurven gehen in der Regel einer Rezession voraus.

Die Fed hat laut Duy wenig Möglichkeiten, wenn die langfristigen Zinsen nach Anhebungen beim Fed-Funds-Satz nicht steigen. Es bliebe dann kaum Spielraum, den Leitzins weiter zu erhöhen und auch im Fall eines Konjunktureinbruchs bestünde kaum die Möglichkeit, ihn zu senken. “Ich frage mich, was für einen Schlachtplan sie haben”, sagte Duy.

Die Fed hat ein Instrument, das Greenspan nicht zur Verfügung stand: ein 4,49 Billionen Dollar schweres Portfolio, das in drei Runden von Aktivakäufen angesammelt wurde. Der Verkauf einiger dieser Wertpapiere könnte ein Weg sein, gegebenenfalls die langfristigen Zinsen nach oben zu treiben, sagt Michael Gapen, leitender US-Ökonom bei Barclays in New York.
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