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Langfristzinsen sinken Janet Yellen erbt Greenspans „Rätsel“

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Die Herausforderungen, vor denen die US-Notenbanker heute stehen, sind ähnlich wie vor einem Jahrzehnt. Das weltweite Überangebot an Erspartem, das der damalige Fed-Gouverneur Ben Bernanke 2005 als wichtigen Grund für den Abwärtsdruck auf die Langfristzinsen nannte, ist in den vergangenen zehn Jahren noch größer geworden, berichtet George Saravelos von der Deutschen Bank in London.

Europas Überschuss in der Leistungsbilanz sei mit etwa 400 Milliarden Dollar pro Jahr “größer als der Chinas in den 2000er Jahren”. “In den nächsten Jahren werden sehr umfangreiche Käufe ausländischer Vermögenswerten durch Europäer einsetzen”, schrieb er in einem Bericht am 6. Oktober. Die wirtschaftliche Stagnation habe die Renditen in Ländern wie Deutschland und Japan reduziert, so dass Ersparnisse in die USA fließen und einen Anstieg der US-Renditen verhindern, erläutert Roberto Perli, Partner bei Cornerstone Macro in Washington.

Während zehnjährige Treasuries bei 2,32 Prozent rentieren, kommen Bundesanleihen und japanische Staatsanleihen gleicher Laufzeit auf Renditen von 0,8 Prozent beziehungsweise 0,5 Prozent. Im Gegensatz zur Phase 2004-2006, als der Dollar an Wert verlor, wird eine steigende US-Währung im aktuellen Straffungszyklus den Anreiz für Ausländer erhöhen, amerikanische Vermögenswerte zu kaufen, “was die Lage noch verschlimmert”, sagt Perli.

Ausländische Investoren haben die Käufe der Fed, die im Oktober endeten, als bedeutende Nachfragequelle für US- Staatsanleihen abgelöst, so der Präsident der Dallas Fed, Richard Fisher. “Ich bin definitiv der Ansicht, dass dies zum Druck auf die Renditekurve beigetragen hat”, sagte er gegenüber Journalisten am 3. November. Ähnlich wirke sich die mangelnde Besorgnis um einen möglichen Anstieg der Inflation aus, erklärte Fisher.

Mangelnder Inflationsdruck, eine zu stark ausgeprägte Sparneigung und eine weltweite Stagnation haben dazu geführt, dass der Aufschlag, den Investoren für unerwartete Veränderungen bei den Langfristzinsen verlangen, gesunken ist, wie aus einem Modell der New York Fed hervorgeht. Dieser Aufschlag wird durch eine Renditekomponente, die Laufzeitenprämie, gemessen.

In gleicher Weise wie die Fed-Käufe wohl die Laufzeitenprämien gedrückt haben, könnten Verkäufe von Treasuries den Abwärtsdruck umkehren, sagt Gapen. Die Möglichkeit von Treasuries-Verkäufen “gibt den Leuten Vertrauen, dass ein weiteres geldpolitisches Instrument vorhanden ist, sollte ein ernstes Problem entstehen”, erläutert er.

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