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Neustart in Lateinamerika: So profitieren Anleger (Analyse)

Mit einer Bevölkerung von 650 Millionen Menschen, 20 Ländern und 4.000 Unternehmen ist Lateinamerika ein riesiges Anlageuniversum mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 2 Billionen US-Dollar. Seit 2010 wurde die Region von Anlegern jedoch aufgrund wirtschaftlicher und politischer Umwälzungen vernachlässigt. Zu Beginn dieses Jahrzehnts erlebte Brasilien seine schlimmste Rezession, während Argentinien nach dem Ausfall seiner internationalen Staatsanleihen eine Umschuldung vornehmen musste. Auch Kabinettsumbildungen und ein Amtsenthebungsverfahren in Peru, der Sieg eines rechtsextremen Kandidaten in Chile und der Rechtsruck in Brasilien warfen Fragen hinsichtlich Investitionen in der Region auf.
Nearshoring als Chance für Lateinamerika

2022 folgte jedoch der Umschwung. Auf einmal begann die Region von den Veränderungen in der geopolitischen Landschaft zu profitieren. Als der Krieg die Ukraine lahmlegte und russische Aktivitäten eingefroren wurden, kam die große Chance der lateinamerikanischen, da viele Importländer auf ihre Ressourcen angewiesen waren. Die Region profitierte zusätzlich vom Phänomen des „Nearshoring“, also der Verlagerung von Lieferketten zurück in die Region.
Auch 2023 war Lateinamerika ein Lichtblick in einem ansonsten eher trüben Jahr für die Schwellenländeranleger. Die Aktienmärkte der Region gehörten zu den stärksten der Welt. Obwohl sie in der Vergangenheit von der Stärke des chinesischen Wachstums und den Rohstoffpreisen abhängig waren, erzielte die Region 2023 eine überdurchschnittliche Performance – obwohl die chinesische Wirtschaft schwächelte und die Preise für Öl und landwirtschaftliche Güter fielen.
Aus diesem Grund sind wir bei Carmignac der Ansicht, dass der jüngste wirtschaftliche und geopolitische strukturelle Rückenwind, der die Region unterstützt hat, auch in den kommenden Monaten und Quartalen anhalten wird.
Neuer, stärkerer Start nach schwierigem Jahrzehnt?
Der MSCI Latin America Index erzielte 2023 eine Rendite von 25,1 Prozent in US-Dollar und übertraf damit leicht den MSCI World, der knapp über 24 Prozent zulegte. Die breiteren Schwellenmärkte, gemessen am MSCI Emerging Markets Index, erzielten in diesem Zeitraum eine Rendite von weniger als 9,8 Prozent, die durch das gedämpfte Wirtschaftswachstum in China und die Kapitalabflüsse angesichts der attraktiven Bargeldzinsen in den Industrieländern beeinträchtigt wurde. Ein Großteil der Stärke Lateinamerikas kam aus Mexiko, wo der MSCI Mexico Index im Jahr 2023 um 41,5 Prozent zulegte, gefolgt von Brasilien mit einem Plus von 33,4 Prozent.
Bei Carmignac sind wir der Meinung, dass es drei Hauptfaktoren für die starke Performance in der Region gibt:
1. Günstige wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Obwohl Länder wie Argentinien mit einer dreistelligen Inflation (254 Prozent im Januar 2024) in die Schlagzeilen geraten sind, hat sich die Inflation in der gesamten Region abgeschwächt. Viele Zentralbanker der Region haben während der Covid-19-Pandemie mit einer aggressiven Straffung der Geldpolitik begonnen. Infolgedessen erreichte die Inflation in Lateinamerika im März 2023 einen Höchststand von 24 Prozent und ist seitdem auf das Niveau von 2021 gesunken. Durch den frühen Beginn der Straffung, sind die politischen Entscheidungsträger nun in der Lage, mit der geldpolitischen Lockerung zu beginnen oder sie fortzusetzen, um ihre Wirtschaft zu stützen – ein Segen für lateinamerikanische Aktien.
Darüber hinaus könnte der Dollar nach einem Jahrzehnt des „King Dollar“ etwas von seinem Schwung verlieren. Abgesehen von der Stärke des Dollar-Index, der soliden Exporttätigkeit und den steigenden Exportpreisen verbessern sich die Handelsbedingungen der lateinamerikanischen Länder, was zu einer Verbesserung ihrer Handelsbilanzen führt. Dies dürfte ihre Währungen gegenüber dem US-Dollar stützen.
2. Günstiges politisches Umfeld
Zum ersten Mal seit langer Zeit ist das politische Umfeld in der Region weniger besorgniserregend und die politischen Risiken werden zunehmend geringer. In den meisten Ländern sind die Wahlen bereits gelaufen. In Brasilien haben sich die Sorgen um den linken Präsidenten Lula da Silva gelegt, da der Mitte-Rechts-Kongress Kontrollen durchführte, um die Fortsetzung der orthodoxen Geldpolitik des früheren Finanzministers Paulo Guedes zu gewährleisten.
In Argentinien wurde der Sieg von Javier Milei von den Märkten begrüßt, in der Hoffnung auf eine restriktivere Politik und Haushaltskürzungen, die die wirtschaftlichen Fundamentaldaten des Landes verbessern dürften. Wir sehen in Argentinien eine potenzielle Trendwende, wenn es Milei gelingt, die Wirtschaft zu stabilisieren. Angesichts der Herausforderungen, mit denen das Land konfrontiert ist, sind wir allerdings der Ansicht, dass es noch zu früh ist, um ein klares Urteil über Argentinien zu fällen und unser Engagement aufzubauen, weshalb das Land auf unserer Beobachtungsliste bleibt.
In Mexiko stehen die beiden Spitzenkandidaten für die Präsidentschaftswahlen 2024 jetzt fest. Die Favoritin auf den Sieg ist Claudia Sheinbaum, Vorsitzende der amtierenden Partei Morena. Ihre Kampagne basiert darauf, den vom derzeitigen Präsidenten Lopez Obrador eingeschlagenen Weg fortzusetzen, der eine bemerkenswert orthodoxe Steuer- und Währungspolitik verfolgt. Die andere Spitzenkandidatin ist Xochitl Galvez, die aus einem Mitte-Rechts-Bündnis kommt, das als marktwirtschaftlich orientiert gilt. Beide Kandidaten sind sich darüber im Klaren, dass die geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China für Mexiko große Chancen bieten und wollen die Chancen des Nearshoring nutzen.
Mexiko – Nutznießer der Nearshoringtrends
Mexiko hat sich als bedeutender Gewinner der geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China erwiesen. Langfristig könnte der „Nearshoring“-Trend, der globale Unternehmen dazu veranlasst, ihre Lieferketten näher an den Heimatstandort zu verlagern, die US-Investitionen in Mexiko erheblich steigern. In den vergangenen fünf Jahren ist der Anteil der Investitionen in die Wirtschaft von 16 auf 24 Prozent gestiegen, wobei laut IWF ausländische Direktinvestitionen in Höhe von mehr als 11 Milliarden US-Dollar geplant sind. Diese beziehen sich auf den Automobilsektor, Elektrofahrzeuge und Batterien, Schaltkreise und Automatisierung und sorgen für ein starkes Wachstum, von dem der Aktienmarkt profitiert.
Brasilien - ein vielversprechender Markt
Die brasilianische Wirtschaft profitiert nachweislich von den Reformen Bolsonaros und Guedes. Dank der orthodoxen Wirtschaftspolitik begann die brasilianische Zentralbank bereits im März 2021 mit der Anhebung der Zinssätze, viel früher als die US-Notenbank oder die Europäische Zentralbank ( EZB). Infolgedessen ist die Inflationsrate des Landes stark gesunken. Dies ermöglichte der Zentralbank eine Umkehr ihrer Geldpolitik, was für die Aktienmärkte eine willkommene Entwicklung war.
Darüber hinaus6 profitiert die brasilianische Wirtschaft als wichtiger Rohstoffexporteur von der Verbesserung der Agrar- und Erdölproduktion. Das Wachstum der Landwirtschaft ist ein Segen für die Wirtschaft und eine weitaus stärkere strukturelle Triebkraft, als allgemein angenommen wird. Der Sektor macht direkt 8 Prozent des BIP aus, beeinflusst indirekt aber rund 30 Prozent des BIP. Private Unternehmer haben viel in Technologie investiert und die Erträge in den vergangenen 30 Jahren um 3 Prozent pro Jahr gesteigert, was dem Doppelten des Durchschnitts anderer Länder entspricht. Mit zwei Ernten pro Jahr, manchmal sogar drei, ist die brasilianische Landwirtschaft sehr wettbewerbsfähig und trägt zum Wirtschaftswachstum bei.
Was das Erdöl betrifft, so produziert Brasilien derzeit drei Millionen Barrel Öläquivalent pro Tag. Es wird jedoch erwartet, dass die Produktion bis 2029 fünf Millionen übersteigt, was die brasilianische Zahlungsbilanz und damit die brasilianische Währung, den Real, erheblich stützen wird. Der rekordhohe Handelsbilanzüberschuss von 90 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 dürfte auch 2024 bestehen bleiben.
Engagement in Lateinamerika neu bewerten
Lateinamerikanische Aktien sind in globalen Portfolios untergewichtet. Angesichts der aktuellen Entwicklungen sind wir jedoch der Meinung, dass Anleger ihr Engagement in der Region, insbesondere in Brasilien und Mexiko, neu bewerten sollten.
So befindet sich der mexikanische Aktienmarkt etwa auf einem Allzeithoch, während seine Gewichtung im MSCI Emerging Markets Index auf einem Allzeittief liegt (2,7 Prozent). Dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Indizes die Veränderungen, die wir in den Schwellenländern beobachten, erst spät widerspiegeln.

Wir beabsichtigen, unsere Investitionen in der Region weiter aufzustocken, da wir überzeugt sind, dass Lateinamerika von strukturellen Trends, einschließlich der Verlagerung von Produktionsanlagen nach Nordamerika, und von wirtschaftlichem Rückenwind, wie der anhaltenden Nachfrage nach Rohstoffen, profitieren wird. Darüber hinaus wird die Region auch von der Revolution im Bereich der sauberen Energie profitieren, da sie zu den größten Produzenten von grünen Metallen gehört.
Gegenwärtig haben wir unser regionales Engagement in unseren EM-Aktienportfolios auf mehr als 22 Prozent erhöht. Investitionen in Lateinamerika ermöglichen eine Diversifizierung der Anlagen weg vom technologielastigen Asien; ein wertvolles Merkmal in Zeiten hoher Zinsen und geopolitischer Unsicherheit.
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