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LBBW-Manager im Gespräch „Jetzt ist es Zeit, in Rohstoffe einzusteigen“

Frank Schallenberger leitet die Devisen-und Rohstoffanalyse bei der Landesbank Baden-Württemberg, Foto: Patrick Hipp
Frank Schallenberger leitet die Devisen-und Rohstoffanalyse bei der Landesbank Baden-Württemberg, Foto: Patrick Hipp
DAS INVESTMENT: Ihr aktueller Commodity Report ist gerade erschienen. Hat es Spaß gemacht, ihn zu schreiben?
Frank Schallenberger: Ganz ehrlich, aus Investorensicht ist das Ganze derzeit kein großer Spaß. Aber die Preise sind jetzt tief genug gefallen, um einzusteigen. Es lohnt sich wieder. Zu welchem Schluss kommen Sie in Ihrem Bericht? Dass es bald genug ist mit den fallenden Preisen. Die Nachfrage ist intakt, die Dynamik auf der Angebotsseite nimmt dagegen ab. Die großen Minen- und Ölunternehmen haben ihre Investitionsbudgets gekürzt. Und wenn das passiert und die Nachfrage weiter zulegt, dann steigen die Preise. An diesem Punkt könnten wir gerade stehen. Von anderen Analysten hört man dagegen ziemlich missmutige Kommentare nach dem Motto: Kein Ende des Abwärtstrends in Sicht. Ich bin durchaus ein Freund der „contrary opinion“. Natürlich ist der Griff in das bekannte fallende Messer vermutlich keine gute Idee. Kurzfristig ist es schwer, sich gegen einen Trend zu stellen. Aber die Wende wird demnächst kommen, davon bin ich überzeugt. Einige Investmentbanken haben ihren Rohstoffhandel eingedampft. Wann schließt die LBBW Ihre Abteilung? Ich hoffe gar nicht. Das wäre nämlich sehr schade. Wir haben unter unseren Kunden eine Menge Mittelständler, die auf Rohstoffe angewiesen sind. Zum Beispiel Elektronikunternehmen, die Silber verarbeiten, Kleidungsproduzenten, die Baumwolle brauchen, Kabelhersteller, die Kupfer kaufen müssen, und so weiter. Ihnen helfen wir bei Preisprognosen und bieten Instrumente an, mit denen sie Preisrisiken absichern. Das ist eine zweite sehr wichtige Schiene unserer Arbeit jenseits von reinen Investitionen und Fondsmanagement. Viele Anleger haben sich mit Milliardenbeträgen aus dem Markt zurückgezogen. Ist das gut oder schlecht für Ihre Arbeit? Es ist tatsächlich deutlich ruhiger geworden. Nach vier Jahren mit fallenden Preisen hat kaum noch jemand den Markt auf dem Radar. Die meisten Investoren sind beim Blick auf die Performance ihrer Rohstoffanlagen natürlich nicht begeistert. Aber es ist eben auch spannend, die Leute von einer bevorstehenden Trendwende zu überzeugen. Denn die Frage lautet: Glaubt überhaupt noch jemand an steigende Preise nach vier Jahren Baisse? Welcher Rohstoffpreis wird sich denn zuerst erholen? Man konnte in den vier vergangenen Jahren beobachten, dass in fast allen Sektoren die Preise gleichmäßig gesunken sind. Wahrscheinlich gehen sie jetzt auch recht gleichmäßig wieder hoch. Das kennt man ja auch von Aktien, wenn der Gesamtmarkt zulegt, steigen eben auch die meisten Einzeltitel. Das spricht für die These, dass Rohstoffinvestoren die Preise hochgetrieben hatten und sie danach durch ihren Ausstieg auf breiter Front einbrechen ließen.
Ja, die These, dass Spekulanten die Preise maßgeblich mitbeeinflussen, ist bekannt. Ich halte sie aber für falsch. Kurzfristig haben die Spekulanten sicherlich einen Einfluss auf die Preise – langfristig halte ich das aber für nahezu ausgeschlossen.
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