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LBBW-Marktexperte „Die große Party ist ganz klar vorbei“

Von in RentenfondsLesedauer: 4 Minuten

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Trump ist doch unkalkulierbar. Die Strafzölle kamen unerwartet.

Absolut, aber die Strafzölle sind eher ein Randszenario. Für das Risiko einer Eskalation haben wir eine Wahrscheinlichkeit von 20 Prozent angesetzt. Zu 80 Prozent gehen wir also davon aus, dass wir hier eine Lösung bekommen. Es gibt Anzeichen in China, dass man den Amerikanern entgegenkommen will. Dort hat man begriffen, dass man Trump einen Erfolg gönnen muss.

Das Thema Handelsstreit ist nur eine kurzfristige Irritation, wir müssen an den Märkten eben lernen, mit der Trump-Volatilität umzugehen. Trump hat einen anderen Stil und geht neue Wege: Erst drohen und dann einen Deal abschließen. Aber am Ende braucht auch er einen Deal, die Finanzmärkte, vor allem die US-Aktienmärkte, sind ihm nicht egal.

Alles schaut auf die Inflation, die derzeit von den Güterpreisen unten gehalten wird, während die Dienstleistungen teurer geworden sind. Was wird die EZB machen?

Die EZB ist der Fed ungefähr vier Jahre hinterher. Damals hat die Fed zunächst das Tapering der Anleihekäufe eingeläutet, dann Leitzinserhöhungen beschlossen. Im letzten Herbst hat die Fed schließlich die Re-Investition ihrer Anleihefälligkeiten reduziert. Das als Muster für die EZB gesehen bedeutet, dass es noch eine ganze Zeit lang dauern wird, bis wir zu einer restriktiven Geldpolitik der EZB gelangen, zumal dies stets voraussetzt, dass die Konjunktur die ganze Zeit über weiterläuft.

Sollten wir 2020 eine spürbare Konjunkturabkühlung bekommen, wird sich die EZB sehr schwer tun, die Leitzinsen nach oben zu nehmen. Damit die Zinsen am kurzen Ende überhaupt deutlich nach oben kommen, brauchen wir noch über eine längere Zeit eine gute Konjunktur. Die EZB wird also vorsichtig bleiben – beginnen mit kleinen Zinsschritten ab Mitte 2019 – solange ihr nicht die Inflation davonläuft.

Was heißt das für die Assetklassen?

Die große Party ist ganz klar vorbei, aber hallt noch etwas nach. Die Frage ist: Wann springt man vom Surfbrett ab? Wenn die Welle am Auslaufen ist! Noch ist es unserer Ansicht nach zu früh, unsere Dax-Prognose für Ende 2018 liegt bei 14.000. Wir halten sie nach wie vor aufrecht, glauben in unserem Hauptszenario weder an einen Handelskrieg noch an ein starkes Ansteigen der Inflation. Daher bleiben Aktien weiterhin attraktiv auf der Suche nach Rendite – es gibt unter diesen Voraussetzungen kaum Alternativen.

Sind die Bewertungen der Märkte derzeit realistisch?

Die amerikanischen Märkte sehen wir weiter als relativ teuer an, die europäischen Märkte sind nach unserem Ermessen fair bewertet. Mit der Aussicht, dass die Unternehmensgewinne noch etwas weiter steigen werden, halten wir es für durchaus wahrscheinlich, dass wir ein Dax-Niveau von 14.000 erreichen werden. Mit den Gewinnschätzungen, die wir heute haben, würde dies einem fairen Dax-Niveau entsprechen.

Ab Mitte 2019 wird es dann wieder interessant, wenn es dann voraussichtlich zu einer Wachstumsabschwächung kommt. Und dann könnte ein Einbruch erfolgen, aber auf kurze Sicht bleiben wir positiv gestimmt.

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