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Lebensversicherung „Entweder-oder“ in der Altersvorsorge war gestern

Thomas Keßling ist Analyst bei der Kölner Assekuranz Rating-Agentur Assekurata.
Thomas Keßling ist Analyst bei der Kölner Assekuranz Rating-Agentur Assekurata.
Das marktläufige Vorurteil, dass Lebensversicherer unkreativ seien, widerlegt ein Blick auf das aktuelle Angebot an Altersvorsorgeprodukten. Im Angesicht der Niedrigzinsphase und Solvency II entwickeln die Unternehmen neue Produktsegmente, wie beispielsweise Indexpolicen oder Hybridprodukte. Die zunehmende Produktvielfalt erschwert die Vergleichbarkeit, so dass Altersvorsorgesparer nicht mehr umhin kommen, sich bei der Auswahl mit den besonderen Produktmerkmalen auseinanderzusetzen.

In der guten alten Zeit, als die Zinsen noch höher waren, griffen Sparer auf breiter Linie auf die klassische Lebensversicherung zurück. Stärker risikoaffine Versicherungsnehmer fanden in rein fondsgebundenen Lebensversicherungsprodukten, die deutlich unmittelbarer von den Entwicklungen am Kapitalmarkt abhängig sind, eine geeignete Alternative. Heutzutage ist eine ausschließliche „Entweder-oder-Entscheidung“ nicht mehr möglich. Das Produktangebot hat sich stark erweitert und damit auch die Wahlfreiheit für die Kunden.  

Niedrigzins, Sovency II, demografischer Wandel

Auf die aktuellen Herausforderungen durch Niedrigzins, Sovency II und den demografischen Wandel reagieren die Unternehmen zunehmend mit Innovationen in der Produktlandschaft. Das Ergebnis sind Produktsegmente wie die „Neue Klassik“, Indexpolicen oder auch Hybridprodukte, die sich zwischen klassischer und fondsgebundener Altersvorsorge positionieren.

Gleichwohl nimmt nicht nur die Anzahl, sondern auch die Vielfalt an Produkten kontinuierlich zu. Die neuartigen Verträge weisen spezifische, im Detail aber auch sehr unterschiedliche Eigenschaften auf. Ein unmittelbarer Produktvergleich anhand nur eines bestimmten Kriteriums ist dabei nicht mehr möglich.

Altersvorsorgesparer werden in ihrer Entscheidungsfindung mit verschiedenen Fragestellungen konfrontiert, die sich in kategorische Produktmerkmale einreihen lassen. Dazu zählen im Wesentlichen die Garantie, die Rendite(-chancen), die Flexibilität oder auch die Kosten. Hinter diesen verbergen sich allerdings völlig unterschiedliche Mechanismen. Dies trifft insbesondere auf das Merkmal Garantie zu, denn: Garantie ist nicht gleich Garantie.

Produkte mit modifizierten Garantieversprechen

Lebensversicherer gehen vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen verstärkt dazu über, ihr Angebot an Altersvorsorgeprodukten mit einem modifizierten oder ganz ohne Garantieversprechen auszubauen. Für den Versicherungsnehmer bedeutet dies, dass er bei einem kompletten Verzicht auf eine Beitragsabsicherung im „worst case“ vollständig leer ausginge. Dass der Faktor „Sicherheit“ die Entscheidungsfindung des Kunden daher maßgeblich beeinflusst, liegt auf der Hand. Zahlreiche Studien belegen dies. Auch deshalb beinhalten neue Altersvorsorgeprodukte oftmals zumindest eine Bruttobeitragsgarantie.

Bei der Neuen Klassik und bei Indexpolicen stellen die Lebensversicherer das Garantieversprechen über - wie bei der klassischen Lebensversicherung - das konventionelle Sicherungsvermögen dar. Die Produktrendite hängt damit weiterhin maßgeblich von der Überschussbeteiligung der Versicherer ab. Dass diese infolge des aktuellen Marktumfeldes (Niedrigzinsphase, Zuführung zur Zinszusatzreserve (ZZR), etc.) zuletzt merklich abgenommen hat, wird hierbei oft ausgeklammert. Mit der bevorstehenden Absenkung des Rechnungszinses auf 0,90 Prozent zum 1. Januar 2017 wird die deckungsstockgebundene Garantieerzeugung nochmals schwieriger. Der Trend, die Bruttobeitragsgarantie vermehrt an lange Vertragslaufzeiten zu knüpfen, wird dann voraussichtlich weiter zunehmen.


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