Altersvorsorge in Deutschland Lebensversicherung: Warum der Garantiezins trotz Zinswende im Keller bleibt
Zinszusatzreserve erreicht Höchststand
Bei Assekurata rechnet man im Basis-Szenario für die drei kommenden Jahre daher mit Rückflüssen von jeweils 4 bis 5 Milliarden Euro. Danach dürfe das Volumen ein zweistelliges Milliardenniveau erreichen. „Unter den aktuellen Zinsbedingungen ist die ZZR für die Branche ausfinanziert“, schlussfolgert Heermann. „Selbst bei langfristig wieder fallenden Zinsen dürfte der Höchststand der ZZR aus 2021 nicht mehr erreicht werden.“
Die Rückflüsse aus der ZZR realisieren sich allerdings erst über einen langen Zeitraum. Zudem beschränken bestehende stille Lasten auf den festverzinslichen Anlagen in den Bilanzen die Ertragsflexibilität der Anbieter. „Die Kapitalanlagebestände der Versicherer sind langfristig ausgerichtet, so dass die höheren Marktzinsen erst langsam zu einem höheren Bestandszins führen“, erläutert Lars Heermann. Deshalb seien auch die aktuellen Überschuss-Deklarationen noch nicht auf breiter Linie gestiegen.
ZZR senkt Garantiezinsen im Bestand
Dennoch wirken die gestiegenen Zinsen entlastend auf die Ertragslage der Unternehmen. Ende 2022 lag der nominelle Garantiezins im Bestand der Lebensversicherer noch bei durchschnittlich 2,46 Prozent. Unter Anrechnung der ZZR fällt dieser mit 1,40 Prozent jedoch um 1,06 Prozentpunkte geringer aus, hat Assekurata in der Studie ermittelt. „Diese Zins-Anforderung können die Lebensversicherer in der Neuanlage nun wieder gut erwirtschaften“, glaubt Heermann und ergänzt: „Die Bedingungen an den Zinsmärkten passen jetzt wieder besser zu den Verpflichtungen auf der Passivseite der Lebensversicherer." Letztere sind in den vergangenen Jahren sukzessive zurückgegangen, wozu auch die Ausrichtung auf kapitaleffiziente Produkte und die Absenkungen des Höchstrechnungszinses beigetragen haben.“
Der umgangssprachlich oft auch Garantiezins genannte Höchstrechnungszins in der Lebensversicherung ist ein wichtiger Maßstab für die Kalkulation der Garantien. Er wurde zuletzt zum Jahresbeginn 2022 von 0,90 Prozent auf 0,25 Prozent abgesenkt. Die entsprechende Entscheidung des Bundesfinanzministeriums war damals vom langjährigen Niedrigzinsumfeld geprägt. Aufgrund der Tatsache, dass sich die Zinslage seitdem deutlich verbessert hat, stellt sich nun die Frage nach einer möglichen Wiederanhebung. Auch hierzu hat Assekurata die Lebensversicherer in der Marktstudie um eine Einschätzung gebeten.
„Höchstrechnungszins bleibt erstmal konstant“
Im Ergebnis erwartet ein Großteil der Teilnehmer vorerst nicht, dass der BMF aktiv wird, und rechnet frühestens ab 2025 mit einer Anhebung. Dies deckt sich mit dem aktuellen Vorschlag der Deutschen Aktuarvereinigung, den Höchstrechnungszins bis 2024 konstant zu halten. „Auch in dieser Hin- sicht ist eine Renaissance der klassischen Lebensversicherung somit noch nicht erkennbar“, sagt Lars Heermann. Falls es dann zu einer Anhebung käme, sind die Prognosen der Studienteilnehmer zur Höhe des neuen Höchstrechnungszinses allerdings sehr unterschiedlich und reichen von 0,50 Prozent bis 1,25 Prozent.