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Lebensversicherungen Versicherer spüren neues Leben in der Zinswüste

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Steigende Inflationsraten

Vor zu viel Euphorie warnen ebenso die Autoren des Map-Reports, auch wenn der insgesamt steigende Trend bei den Solvenzquoten auf krisenfeste Anbieter schließen lasse: „Die Corona-Pandemie ist noch nicht überwunden und der weitere Verlauf nicht absehbar. Gleiches gilt auch für den Krieg in der Ukraine.“

Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg
Michael Franke © Franke und Bornberg

Die ökonomischen Folgen des russischen Angriffs könnten die internationalen Finanzmärkte in diesem Jahr noch erheblich beeinträchtigen. „Wie eine weitere Eskalation das Wirtschaftswachstum zusätzlich ausbremst und Handelsbeziehungen stört, ist ungewiss“, betont Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter der Rating-Agentur Franke und Bornberg aus Hannover und Herausgeber der Branchenstudie.

„Bisher hat der Krieg die Preise von Gas, Öl und weiteren Rohstoffen deutlich in die Höhe getrieben, Lieferengpässe verschärft und die Inflation forciert. Durch den Kaufkraftverlust der Verbraucher droht nun das Neugeschäft der Versicherer einzubrechen“, warnt Franke. Dass diese Sorge nicht unbegründet ist, bestätigt das Münchener Ifo-Institut: Laut einer Anfang Juli veröffentlichten Umfrage plant fast jeder Einzelhändler für Nahrungs- und Genussmittel hierzulande aktuell höhere Preise.

Die Deutschen müssten sich also in den kommenden Monaten auf immer teurere Lebensmittel einstellen. Und auch in den übrigen Handelssparten stiegen die Preiserwartungen. „Damit dürften die Inflationsraten vorerst weiter hoch bleiben“, sagt Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser voraus.

Diese gesamtwirtschaftliche Großwetterlage verdunkele auch den Ausblick auf das Neugeschäft der Assekuranz, befürchtet Jörg Asmussen: „Falls private Haushalte weiterhin mit stark steigenden Preisen und konjunktureller Unsicherheit konfrontiert werden, dürfte sich das nominale Beitragswachstum der Lebensversicherer 2023 auf 0,2 Prozent abschwächen.“

Jörg Asmussen © GDV

Der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft erinnert daran, dass viele deutsche Verbraucher während der Corona-Lockdowns deutlich weniger konsumieren konnten. Stattdessen bildeten sie Ersparnisse, die sie unter anderem für den Ruhestand zurückgelegt haben. 

„Insbesondere aufgrund der hohen Inflation hat sich die wirtschaftliche Perspektive der privaten Haushalte nun aber eingetrübt“, beobachtet Asmussen. Pläne für die langfristig angelegte Altersvorsorge würden in Krisenzeiten nämlich tendenziell aufgeschoben. 

Falls sich die Preise bald hingegen wieder normal entwickeln würden und die Konjunktur insgesamt stabil bleibe, könnten die Lebensversicherer 2023 aber auch ein Plus verbuchen. Der Branchenverband der Assekuranz prognostiziert für dieses Best-Case-Szenario ein nominales Wachstum von bis zu 1,3 Prozent.

Ob in einer solchen Zukunft aber die klassische Lebensversicherung wieder zum Verkaufsschlager hierzulande wird, ist fraglich. Laut einer aktuellen Analyse der Unternehmensberatung Adesso dürften stattdessen Fondspolicen ohne Garantien noch wichtiger werden (siehe Charts oben).

Aktien für die Altersvorsorge

Auch DAV-Vorstand Bader verweist auf die derzeit negativen Realzinsen bei Versicherungen, die nicht in Aktien oder andere chancenreiche Anlageformen investieren. Die hohe Inflation zeige, „dass die Menschen künftig mehr statt weniger kapitalgedeckte Altersvorsorge benötigen“.

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