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Lebensversicherungsreformgesetz Der Druck auf Provisionen wächst

in VersicherungenLesedauer: 5 Minuten
Deutschland ist Fußball-Weltmeister. Die Nation freut sich und ist stolz, für viele ist es wohl das Highlight des Jahres 2014. Andere wiederum nutzen den Triumph als perfektes Ablenkungsmanöver. Denn ganz nebenbei und in einem Affentempo hat der Bundestag ein Gesetz verabschiedet, das den Markt für Lebensversicherungen umzukrempeln verspricht.

Am 27. Mai legt das Bundesfinanzministerium (BMF) den ersten Entwurf für das Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) vor, am 4. Juli – also nur fünf Wochen später – ist das Ding bereits beschlossene Sache. Und verändert einiges. Vor allem ein Detail hat es in sich: Der Höchstzillmersatz bei Lebensversicherungen sinkt zum 1. Januar 2015 von 40 auf 25 Promille.

Das bedeutet, dass die Versicherer in den ersten fünf Vertragsjahren von den Beitragszahlungen ihrer Kunden maximal 2,5 Prozent abziehen dürfen, um die Abschlusskosten des Vertrags zu bezahlen. „Damit strapaziert der Gesetzgeber ausgerechnet den Beratungsweg, der am neutralsten und wichtigsten für die breite Mehrheit der Bevölkerung ist – die Makler“, sagt Maxpool-Chef Oliver Drewes.

Kein harter Provisionsdeckel

Zwar zielt das Gesetz nach den Worten der CDU-Bundestagsabgeordneten Anja Karliczek nicht darauf ab, Versicherungsvermittlern die Provision zu kürzen. Dennoch läuft es genau darauf hinaus, meint Norbert Porazik, Geschäftsführer des Maklerpools Fonds Finanz.

Letztlich habe sich der Gesetzgeber mit dem LVRG „nur etwas geschickter verhalten, als es damals beim PKV-Deckel der Fall war“. Geschickter ist die Regelung, weil „die Produktgeber nach wie vor frei in der tatsächlichen Gestaltung ihrer Courtagehöhe sind“, sagt Markus Kruse. Der Geschäftsführer von Assekurata Solutions: „Es stellt sich lediglich die Frage nach der Finanzierung.“

Aber genau die ist gar nicht so einfach. Sondern vor allem teuer. Zumindest, wenn es über die 25 Promille hinausgehen soll. Wenn der Versicherer 25 Promille zillmert, dem Berater aber 60 zahlt, muss er den Rest vorfinanzieren, indem er einen kleinen Teil von jedem Beitrag nimmt.

„Das ist wie ein Darlehen“, sagt Mark Ortmann. „Und so finanzstark sind die meisten Versicherer nicht, dass sie sich das leisten könnten“, so der Geschäftsführer des Ita Instituts für Transparenz weiter. Wie wird die Branche also reagieren? 

Die meisten von DAS INVESTMENT.com dazu befragten Versicherungsgesellschaften kalkulieren noch und wollen sich derzeit nicht festlegen.  „Einige Anbieter haben schon verlautbaren lassen, dass sie vorerst keine Senkung der Courtage vornehmen und damit diese Kosten selbst schultern wollen“, heißt es vom Maklerpool Jung, DMS & Cie.

Davor warnt allerdings Ita-Chef Ortmann. Seiner Ansicht nach werden die Provisionen sinken müssen: „Wenn die Vertriebe schlau sind, werden sie die Versicherer nicht zwingen, weiterhin Provisionen auf hohem Niveau zu zahlen, sondern ihre Prozesse und Vergütungsformen überdenken.“

Stelle sich später heraus, dass die Provisionen gleich hoch geblieben sind, werde es sicher nicht bei dieser Regulierung bleiben: „Die nächsten Schritte werden klare Kostenbegrenzungen und schließlich das Provisionsverbot sein.“

Keine Änderung der Provision ist nur das eine Extrem. Der Maklerpool Jung, DMS & Cie. geht aber auch davon aus, dass es Versicherer geben wird, die die gesetzliche Reduzierung des Höchstzillmersatzes eins zu eins umsetzen und damit die Courtage faktisch um 15 Promille oder noch stärker senken werden.

Viele Marktteilnehmer halten einen Zwischenschritt indes für die wahrscheinlichste Lösung. Die einmalige Provisionszahlung bei Vertragsabschluss wird gesenkt, die laufende Provisionszahlung dafür erhöht. Das plant laut Informationen des „Versicherungsjournals“ zumindest die Süddeutsche Lebensversicherung.

Und auch die Stuttgarter kann sich demzufolge eine Entwicklung in diese Richtung vorstellen. Bei Standard Life arbeitet man ebenfalls schon an einer Lösung, die faire Abschlussvergütungen für Makler gewährleisten soll. „Bereits im Herbst werden wir im Bereich der Einmalbeiträge eine solche Variante auf den Markt bringen“, sagt Vertriebschef Marco Ambrosius.
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