Leiterin Asset Allocation bei Candriam Darum ist Gold kein sicherer Hafen
Nadège Dufossé, Leiterin Asset Allocation bei der Candriam Investors Group
Vier Jahre lang führte Gold ein Schattendasein, jetzt erstrahlt es in neuem Glanz. Ihren Höchstpreis erreichte die Feinunze Gold am 6. September 2011 mit 1.921 US-Dollar, derzeit wird sie mit 1.205 US-Dollar gehandelt, 37 Prozent unter dem Allzeithoch (Preis am 15. Februar 2016). Ist dem Edelmetall deshalb für dieses Jahr eine Rallye zuzutrauen? Können sich Investoren vielleicht mit Gold vor den Turbulenzen am Aktienmarkt schützen?
Realzinsen und Dollarkurs: keine weitere Unterstützung für den Goldpreis
Um diese Fragen zu beantworten, betrachten wir jene Faktoren näher, die im Allgemeinen als maßgeblich für den Goldpreis gelten. Der erste – und verlässlichste – ist der amerikanische Realzins, der sich in der Vergangenheit relativ zuverlässig umgekehrt proportional zum Goldpreis entwickelt hat. Seit Jahresanfang sind die Realzinsen in den USA etwas zurückgegangen und haben den Goldpreis in der Tat gestützt. Die Frage ist, ob dies so bleibt. Dazu müsste die US-Wirtschaft in eine Rezession abrutschen, was zwar nicht ausgeschlossen ist, aber nicht unserem Basisszenario entspricht, in dem wir eher von einer Erholung ausgehen. Vom Realzins allein ist also keine weitere Unterstützung für den Goldpreis zu erwarten. Dass er fällt, ist aber ebenfalls unwahrscheinlich, denn dazu müssten die Zinsen in den USA erheblich steigen. Das wäre wiederum nur denkbar, wenn die Wirtschaft auf Hochtouren liefe, und davon gehen die Märkte derzeit nicht aus.
Als zweiten Faktor nennen Analysten häufig den Dollarkurs: Gewöhnlich fällt der Goldpreis, wenn der Dollar steigt, und umgekehrt. Sollte sich der Dollar 2016 stabilisieren, was wir in unserem Basisszenario annehmen, dürfte der Goldpreis hiervon unbeeinträchtigt bleiben. Auch hängt die Entwicklung der amerikanischen Währung vor allem vom Realzins ab, womit wir wieder beim ersten Punkt wären.
Gold als sicherer Hafen?
Allgemein gelten weltpolitische Unwägbarkeiten als weiterer wichtiger Faktor, zumal Gold in Krisenzeiten als sicherer Hafen par excellence angesehen wird. Tatsächlich stimmt das nur teilweise: Europa hat während der letzten Gold-Baisse schwere Zeiten erlebt, ohne dass dies den Goldpreis in nennenswerter Weise beeinflusst hätte. Man denke nur an die Griechenlandkrise.
Gold entfaltet seine Schutzfunktion nur, wenn weltpolitische Risiken auf den Aktienmarkt durchschlagen und eine Korrektur einläuten. Im Gegensatz zu risikobehafteten Anlagen bleibt Gold dann stabil und steigt sogar leicht im Wert, wie wir Anfang 2016 beobachten konnten. Allerdings ist dieser Effekt im Allgemeinen zeitlich begrenzt und zeigt sich zudem nicht in jeder Krise: Weder 1981/82 noch 1998 wurde Gold seiner Rolle als sicherer Hafen gerecht. Anders ausgedrückt, die Korrelation zwischen wachsender Unsicherheit und steigendem Goldpreis ist alles andere als stabil.
Bei anderen Rohstoffen gilt das Verhältnis von Angebot und Nachfrage generell als wichtiger Indikator für die weitere Preisentwicklung, beim Gold spielt es nur eine untergeordnete Rolle. Vor allem hat die Förderung nur einen geringen Einfluss auf den weltweiten Goldbestand. Nach Angaben des World Gold Council belief sich der Bestand Ende 2014 auf 183.600 Tonnen, während im selben Jahr nur 4.400 Tonnen gefördert wurden (4.258 Tonnen im Jahr 2015). Die Prognosen lassen für 2016 eine stabile Förderung erwarten. Längerfristig gehen einige Analysten von tendenziell rückläufigen Förderkapazitäten aus (Goldverknappung), allerdings hätte das nur einen marginalen Einfluss auf den Goldpreis, wie sich am angeblichen Ende des Öls erkennen lässt.
Fazit: Mit gut diversifizierten Strategien permanent absichern
Die Nachfrage war 2015 ähnlich hoch wie im Vorjahr; nur im vierten Quartal ist sie um 4 Prozent gestiegen, vor allem wegen des wachsenden Bedarfs von Zentralbanken und Investoren. Sie spielen vor allem seit der Erfindung von Gold-ETPs (Exchange Traded Products) eine immer wichtigere Rolle. Da ETPs fortlaufend notiert werden und einen großen Teil des Metallhandels ausmachen (Umsatzvolumen 2013: 915 Tonnen bei rund 4.200 Tonnen jährlicher Förderung), kann man sie sozusagen als Momentum-Produkte betrachten. Gold wird je nach Gefühl gekauft oder verkauft. Da bei der Auflegung neuer Gold-ETPs Gold gekauft wird, entsteht eine Preisspirale nach oben – oder im gegenteiligen Fall nach unten. Um diesen Schwankungen aus dem Weg zu gehen, ist eine permanente Absicherung gefragt: Investoren, die ihr Portfolio schützen wollen, sollten eher über gut diversifizierte Strategien nachdenken, die sie je nach Risikoneigung mehr oder weniger defensiv ausrichten können, anstatt sich von Gold als einzige Absicherung abhängig zu machen.
Realzinsen und Dollarkurs: keine weitere Unterstützung für den Goldpreis
Um diese Fragen zu beantworten, betrachten wir jene Faktoren näher, die im Allgemeinen als maßgeblich für den Goldpreis gelten. Der erste – und verlässlichste – ist der amerikanische Realzins, der sich in der Vergangenheit relativ zuverlässig umgekehrt proportional zum Goldpreis entwickelt hat. Seit Jahresanfang sind die Realzinsen in den USA etwas zurückgegangen und haben den Goldpreis in der Tat gestützt. Die Frage ist, ob dies so bleibt. Dazu müsste die US-Wirtschaft in eine Rezession abrutschen, was zwar nicht ausgeschlossen ist, aber nicht unserem Basisszenario entspricht, in dem wir eher von einer Erholung ausgehen. Vom Realzins allein ist also keine weitere Unterstützung für den Goldpreis zu erwarten. Dass er fällt, ist aber ebenfalls unwahrscheinlich, denn dazu müssten die Zinsen in den USA erheblich steigen. Das wäre wiederum nur denkbar, wenn die Wirtschaft auf Hochtouren liefe, und davon gehen die Märkte derzeit nicht aus.
Als zweiten Faktor nennen Analysten häufig den Dollarkurs: Gewöhnlich fällt der Goldpreis, wenn der Dollar steigt, und umgekehrt. Sollte sich der Dollar 2016 stabilisieren, was wir in unserem Basisszenario annehmen, dürfte der Goldpreis hiervon unbeeinträchtigt bleiben. Auch hängt die Entwicklung der amerikanischen Währung vor allem vom Realzins ab, womit wir wieder beim ersten Punkt wären.
Gold als sicherer Hafen?
Allgemein gelten weltpolitische Unwägbarkeiten als weiterer wichtiger Faktor, zumal Gold in Krisenzeiten als sicherer Hafen par excellence angesehen wird. Tatsächlich stimmt das nur teilweise: Europa hat während der letzten Gold-Baisse schwere Zeiten erlebt, ohne dass dies den Goldpreis in nennenswerter Weise beeinflusst hätte. Man denke nur an die Griechenlandkrise.
Gold entfaltet seine Schutzfunktion nur, wenn weltpolitische Risiken auf den Aktienmarkt durchschlagen und eine Korrektur einläuten. Im Gegensatz zu risikobehafteten Anlagen bleibt Gold dann stabil und steigt sogar leicht im Wert, wie wir Anfang 2016 beobachten konnten. Allerdings ist dieser Effekt im Allgemeinen zeitlich begrenzt und zeigt sich zudem nicht in jeder Krise: Weder 1981/82 noch 1998 wurde Gold seiner Rolle als sicherer Hafen gerecht. Anders ausgedrückt, die Korrelation zwischen wachsender Unsicherheit und steigendem Goldpreis ist alles andere als stabil.
Bei anderen Rohstoffen gilt das Verhältnis von Angebot und Nachfrage generell als wichtiger Indikator für die weitere Preisentwicklung, beim Gold spielt es nur eine untergeordnete Rolle. Vor allem hat die Förderung nur einen geringen Einfluss auf den weltweiten Goldbestand. Nach Angaben des World Gold Council belief sich der Bestand Ende 2014 auf 183.600 Tonnen, während im selben Jahr nur 4.400 Tonnen gefördert wurden (4.258 Tonnen im Jahr 2015). Die Prognosen lassen für 2016 eine stabile Förderung erwarten. Längerfristig gehen einige Analysten von tendenziell rückläufigen Förderkapazitäten aus (Goldverknappung), allerdings hätte das nur einen marginalen Einfluss auf den Goldpreis, wie sich am angeblichen Ende des Öls erkennen lässt.
Fazit: Mit gut diversifizierten Strategien permanent absichern
Die Nachfrage war 2015 ähnlich hoch wie im Vorjahr; nur im vierten Quartal ist sie um 4 Prozent gestiegen, vor allem wegen des wachsenden Bedarfs von Zentralbanken und Investoren. Sie spielen vor allem seit der Erfindung von Gold-ETPs (Exchange Traded Products) eine immer wichtigere Rolle. Da ETPs fortlaufend notiert werden und einen großen Teil des Metallhandels ausmachen (Umsatzvolumen 2013: 915 Tonnen bei rund 4.200 Tonnen jährlicher Förderung), kann man sie sozusagen als Momentum-Produkte betrachten. Gold wird je nach Gefühl gekauft oder verkauft. Da bei der Auflegung neuer Gold-ETPs Gold gekauft wird, entsteht eine Preisspirale nach oben – oder im gegenteiligen Fall nach unten. Um diesen Schwankungen aus dem Weg zu gehen, ist eine permanente Absicherung gefragt: Investoren, die ihr Portfolio schützen wollen, sollten eher über gut diversifizierte Strategien nachdenken, die sie je nach Risikoneigung mehr oder weniger defensiv ausrichten können, anstatt sich von Gold als einzige Absicherung abhängig zu machen.
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