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LGT-Rohstoffexperte zur Irankrise: Ölpreis wird wieder fallen

Bayram Dincer
Bayram Dincer
Ölpreis aus fundamentaler Sicht zu hoch bewertet

Während die meisten Rohstoff-Märkte in den vergangenen Tagen eine Verschnaufpause eingelegt haben, ging es an den Ölmärkten weiter bergauf. Aus fundamentaler Sicht ist diese Entwicklung nicht gerechtfertigt. Ausreichenden Lagerbeständen steht eine nur mäßige Nachfrage nach raffiniertem Öl entgegen. Die seit fünf Monaten anhaltende Rally am Ölmarkt ist vielmehr dem geopolitischen Konflikt um das iranische Atomprogramm geschuldet. Mögliche Versorgungsengpässe im Falle der Schließung der Straße von Hormus treiben den Ölpreis.

Die Diskrepanz zwischen dem aktuellen Ölpreis und den Fundamentaldaten von Angebot und Nachfrage ist auf das Einpreisen der geopolitischen Risikoprämie zurückzuführen. Kurzfristig orientiere Investoren sind zuletzt an den Futures-Börsen massiv tätig geworden. Zusätzlich haben zahlreiche Investoren eine Absicherungsstrategie mit Call-Optionen gewählt, welche eine zusätzliche Investorennachfrage nach Erdölfutures-Kontrakten zur Folge hat. Wir erwarten im weiteren Jahresverlauf ein Auspreisen dieser geopolitischen Risikoprämie. Der Markt wird sich vermehrt auf die Fundamentaldaten fokussieren und dabei feststellen, dass ein hoher Erdölpreis nicht gerechtfertigt ist.

Politische und ökonomische Sanktionen noch nicht ausgeschöpft

Aus meiner Sicht sollte der Konflikt in absehbarer Zeit nicht militärisch eskalieren. Noch sind die politischen und ökonomischen Gegenmaßnahmen der westlichen Staatengemeinschaft nicht ausgeschöpft. Eine Verschärfung des Konflikts passt zudem nicht in die fragile Lage der Weltwirtschaft. In den USA befindet sich Präsident Barak Obama im Wahlkampf. Obwohl Obama am letzten Wochenende versichert hat, dass er nicht bluffen wird, kann keine involvierte Partei in einem Kriegsfall gewinnen. Die Rolle als ‚Peacemaker‘ beinhaltet für Obama die größten politischen Chancen. Weiter steigende Rohölpreise wären Gift für die amerikanische Volkswirtschaft sowie für die Preise an den amerikanischen Tankstellen, die sich jetzt bereits der 4 Dollar-Marke für eine Gallone nähern. Eine andere Option besteht darin, dass man wie schon im letzten Jahr die strategischen Erdölreserven anzapft bzw. freigibt, damit sich die Erdölpreise und die Situation auf dem internationalen Erdölmarkt kurzfristig entspannen.

Risikozuschläge auf den Ölpreis zu hoch

Unterstützung erhält das „De-Eskalations-Szenario“ durch die aktuellen Signale aus Washington, wo gestern der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit US Präsident Barak Obama zusammengetroffen ist. Ungeachtet der Betonung beider Politiker, sich nach wie vor alle Optionen offenzuhalten, scheint eine militärische Operation in absehbarer Zeit nicht wahrscheinlich. Vor diesem Hintergrund hält die LGT Capital Management die aktuellen Risikozuschläge zu hoch. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass der Ölmarkt das geopolitische Risiko künftig geringer bewerten und um 10 bis 15 Prozent auspreisen wird.

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