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LGT-Stratege: „Deutschland wächst schneller als China“

in MärkteLesedauer: 3 Minuten
Micio Kumada
Micio Kumada
Erstens stellen wir fest, dass unter dem Strich der gesamte europäische Raum stärker als erwartet wächst. Deutschlands Wachstum ist sicherlich das mit Abstand höchste und besonders beeindruckend, zumal es den größten Konjunkturmotor Europas antreibt. Auf anualisierter Basis ist das deutsche Bruttoinlandprodukt im ersten Quartal 2011 um 6,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen, nach 1,6 Prozent im letzten Quartal des Vorjahres. Zum zweiten Mal in weniger als einem Jahr ist Europas größte Volkswirtschaft damit schneller gewachsen, als alle Industrie- und Schwellenländer, die vergleichbare Daten veröffentlichen. Tatsache ist auch, dass die Länder, die 93 Prozent der Euroraum-Wirtschaftsleistung repräsentieren, schneller als erwartet expandieren. Dieser Punkt ist wichtig, weil 60 Prozent  der deutschen Exporte in EU-Länder gehen. Wenn wir Norwegen, Russland, Schweiz und Türkei dazu nehmen, dann steigt der Anteil auf 72 Prozent. Diese Länder gehören weder der EU noch der Eurozone an, sind aber eng mit Europa verflochten. Deutschland wächst so deutlich, weil im dominanten Teil seines Exportmarkts (d.h. in Europa) die Nachfrage lebhaft ist.

Hohe Wachstumsqualität fördert die Ertragskraft der Unternehmen

Zweitens wächst Europa derzeit schneller als alle anderen Industrieländer und in einigen Fällen sogar schneller als die Schwellenländer. Dies ist wichtig, weil die höhere Qualität des Wachstums die Ertragskraft von Unternehmen und den längerfristigen Wohlstand fördert. Europas Industriestaaten wachsen mit vergleichsweise geringem Inflationsrisiko, begrenztem Kreditwachstum und ohne nennenswerte Anzeichen spekulativer Blasenbildung in potentiell unproduktiven Wirtschaftsbereichen, wie etwa bei Wohnimmobilien. Es ist sogar denkbar, dass Deutschland aktuell schneller wächst als China. China publiziert keine vergleichbaren Daten, aber der Vergleich mit Brasilien verweist auf diese Möglichkeit. Sicher ist aber: Europa erreicht dieses Wachstum bei stagnierender oder rückläufiger Kreditvergabe (diese schrumpfe im vergangenen Jahr im Schnitt um 0,9 Prozent). In China wächst die Kreditvergabe hingegen weiterhin jeden Monat um durchschnittlich 19 Prozent. Abhängigkeit der europäischen Wirtschaft von den Schwellenländern sinkt Drittens dürfte Europa weiter die Erwartungen übertreffen, auch bei einer möglichen Wachstumsabkühlung in den Schwellenländer, da es weniger abhängig von den Emerging Markets ist, als weithin angenommen wird. Die Bedeutung der europäischen Nachfrage beispielsweise für das deutsche Wachstum ist gestiegen. Exporte in Emerging Markets sind im letzten Jahrzehnt viel schneller gewachsen als Exporte nach Europa. Dies schließt jedoch konjunkturelle Stärkephasen in den traditionellen Märkten Deutschlands nicht aus. So stiegen im März laut dem deutschen Bundesamt für Statistik die Exporte in die EU-Länder erstmals stärker als die Ausfuhr in die anderen Regionen.

Europas Stärke wird unterschätzt

Wir haben in der vergangen Zeit oft argumentiert, dass die europäische Wirtschaft trotz der Schuldenprobleme an der Euro-Peripherie stark ist. Die europäischen Daten der letzten Woche bestätigen unsere Ansicht, dass Europas Stärke unterschätzt wird. Die Peripherie-Schuldenprobleme und ihre möglichen Auswirkungen auf den europäischen Bankensektor mahnen zwar weiter zu einer gewissen Vorsicht an den breiten Aktienmärkten. Trotzdem dürften die europäischen Volkswirtschaften weiterhin positiv überraschen. Je länger dieser Trend anhält, desto besser sind die Chancen für eine glaubwürdige und nachhaltige Lösung der Staatsverschuldungsprobleme.

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