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Libor-Skandal Deutsche Bank sagt „Danke“ – und kündigt

Nicht jedes Danke kommt auch von Herzen, Foto: Rainer Sturm / pixelio
Nicht jedes Danke kommt auch von Herzen, Foto: Rainer Sturm / pixelio
„Danke, dass Sie heute für dieses Gespräch zur Verfügung stehen“, ist der erste Satz in einem zweiseitigen Entwurf von Gesprächs-Vorgaben, der für die Entlassung von mindestens einem Händler im Zusammenhang mit dem Libor-Skandal verwendet wurde. Der Entwurf lag Bloomberg News vor.
Danach ist es mit den Höflichkeitsfloskeln allerdings vorbei.

Man habe entschieden, dass das Beschäftigungsverhältnis mit sofortiger Wirkung beendet werden solle, aufgrund des groben Fehlverhaltens des Mitarbeiters, das nach Ansicht der Bank schwerwiegend genug sei, um Geschäft und Ruf der Bank zu beeinträchtigen, lauteten die nächsten Vorschläge für den Sprecher. Die Entlassung werde sofort wirksam und dem Mitarbeiter stehe keine Kündigungsfrist oder Abfindung zu, hieß es darauf.

Der Text-Teil einer Reihe von Unterlagen, die interne Beratungen der Bank darüber zeigen, wie bei den Kündigungen von hochkarätigen Händlern wie Guillaume Adolph und Christian Bittar vorgegangen werden sollte, belegt, wie die Manager der Bank reagierten, als sich der Skandal um den Londoner Interbankensatz 2011 ausbreitete.

Genau wie andere Finanzinstitute, die von Enthüllungen über Manipulationen des Libor-Satzes durch Händler betroffen waren, entschied sich die Deutsche Bank rasch, Händler nach internen Überprüfungen zu entlassen. In einigen Fällen dürfte die Geschwindigkeit der Untersuchungen den hochbezahlten Bankern Grund gegeben haben, die Bank zu verklagen.

Lieber Schadensersatz als Personalüberprüfung

Die Bank kam jedoch zu dem Schluss, dass es günstiger sei, einen möglichen Schadensersatz von 70.000 Pfund wegen ungerechtfertigter Entlassung zu zahlen als eine sich länger hinziehende Personalüberprüfung durchzuführen, die Informationen ans Licht bringen könnte, die die Bank in den Libor-Ermittlungen beeinträchtigen würde, erklärte ein Anwalt der Deutschen Bank laut einer internen E-Mail gegenüber Managern der Bank.

Im April zahlte die Deutsche Bank Geldstrafen in Rekordhöhe von 2,5 Milliarden US-Dollar an mehrere Aufsichtsbehörden. Die britische Finanzaufsicht FCA warf dem Kreditinstitut vor, es habe inakzeptabel langsam und ineffektiv auf Fragen reagiert und falsche, unzutreffende oder irreführende Aussagen gegenüber der Behörde wiederholt.

Die Unterlagen - E-Mails, Briefe und vertrauliche interne Mitteilungen - waren Teil einer Stellungnahme von Alan Cloete, ehemals Leiter Zinsprodukte und Devisen bei der Bank, gegenüber der deutschen Finanzaufsicht Bafin. Cloete wollte damit Kritik der Bafin an seinem Umgang mit dem Libor-Skandal zurückweisen, indem er zeigte, wie rasch Maßnahmen ergriffen wurden. Die Deutsche Bank in London wollte keine Stellungnahme zu den Unterlagen abgeben.

Keine Stellungnahme

In den Dokumenten geht es vor allem um zwei Händler, Adolph und Bittar. Bittar erhielt 2008 einen Bonus von bis zu 90 Millionen Pfund. Gegen beide Männer liefen Ermittlungen britischer Behörden, aber keiner der beiden wurde angeklagt.

Die Anwälte von Cloete und Adolph wollten keine Stellungnahme abgeben, ein Anwalt für Bittar war nicht zu erreichen. Adolph einigte sich laut informierten Krisen außergerichtlich mit der Deutschen Bank, nachdem diese versucht hatte, einen Teil seiner Bonus-Aktien zurückzuhalten, die bereits unverfallbar geworden waren.

Detaillierte Diskussion vermeiden

Der Entwurf enthielt auch eine Liste vorgeschlagener Antworten auf Fragen der Händler, die vor dem Verlust ihrer Stelle standen. Dem Sprecher wird empfohlen, sich nicht auf eine detaillierte Diskussion über die Fakten einzulassen, die die Grundlage für die Entlassung bildeten. Er solle erklären, dass die Bank die von dem Händler vorgebrachten Punkte verstehe, aber ihm versichere, dass die Bank die vorliegenden Beweise gründlich geprüft habe und jetzt zu einem Schluss gekommen sei.

Auch auf Beschwerden des Mitarbeiters, die Bank sei nicht den üblichen Disziplinarverfahren gefolgt, war eine Antwort vorgeschlagen. Angesichts der Gespräche mit dem Mitarbeiter und der entdeckten Unterlagen sei die Bank zu dem Schluss gekommen, dass das Verhalten des Mitarbeiters grobes Fehlverhalten darstelle und daher die angemessene Maßnahme eine sofortige Entlassung sei, so der Rede-Vorschlag. Die Bank gehe davon aus, dass auch weitere Anhörungen diese Schlussfolgerung nicht ändern würden.

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