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Fintech-Experte der Sutor Bank „Libra macht Kryptowährungen massentauglich“

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Hürde Aufsichtsrecht

Auf Seiten der Hürden steht die aufsichtsrechtliche Komplexität weit oben. Insbesondere in einem internationalen Umfeld potenzieren sich die juristisch-regulativen Fragestellungen: Wie müssen Nutzer identifiziert werden, welche Anti-Geldwäsche-Pflichten müssen eingehalten werden, welche Steuervorschriften gelten, ist der Token als  Zahlungsinstrument oder als Security Token anzusehen, was wiederum unterschiedliche Regulierungsvorschriften nach sich zieht. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass im Facebook-Konsortium zwar wichtige Akteure des globalen Finanzsystems sind, aber keine Banken. Das könnte damit zu tun haben, dass das gesamte Libra-Setup ihnen am meisten wehtut, aber auch damit, dass sie die aufsichtsrechtlichen Komplikationen scheuen, die durch eine Mitgliedschaft im Konsortium entstehen können. 

Staatlicher Widerstand

Schon heute gibt es von Staat zu Staat unterschiedliche Regelungen für Kryptowährungen. Nun kommt hinzu, dass gerade die Staaten, für deren Bürger der Libra am interessantesten sein könnte – etwa die inflationsgeplagte Türkei –, am wenigsten Interesse daran haben, dass eine leicht zugängliche Parallelwährung entsteht, die sich durch die staatliche Geldpolitik nicht beeinflussen lässt. Mit zusätzlichen gesetzlichen Widerständen muss daher in vielen Ländern gerechnet werden, die etwas gegen eine breite Kapitalflucht in den Libra haben.  

Möchte man Facebook auch noch Zahlungsdaten anvertrauen?

Eine der größten Hürden für den Libra-Erfolg wird Facebook selbst sein. Es gibt wenig Zweifel daran, dass Facebook technisch das Libra-System aufbauen kann. Aber zumindest in den entwickelten Ländern schlägt Facebook ohnehin ein großes Maß an Misstrauen entgegen: wegen seiner Macht an sich, wegen des Umgangs mit Daten, die an die Werbeindustrie verkauft werden, sowie der zahlreichen Datenskandale. Die Verbindung der bereits auf den Plattformen kursierenden Daten mit den dann verfügbaren weltweiten Zahlungsdaten sorgt schon jetzt für dystopische Befürchtungen: Was wird Facebook mit dem Wissen, das aus der Vernetzung der Daten entsteht, wohl anstellen? Auch wenn im Whitepaper ausdrücklich betont wird, dass Finanz- und Personendaten getrennt voneinander gehalten werden.

Nicht zuletzt widerspricht das Facebook-Konzept dem, was die Krypto-Community mit der Erfindung des Bitcoin eigentlich erreichen wollte: ein offenes, dezentrales Zahlungssystem. Mit Libra wird man nun ein multizentrales Währungsnetzwerk in der Hand eines Konsortiums kommerzieller Privatunternehmen haben.

Übrigens hat die Sutor Bank vor drei Jahren gemeinsam mit einer E-Mobility-Plattform und einem Berliner Startup einen der ersten Stablecoins entwickelt, mit dem Elektroautobesitzer Strom an privaten Ladesäulen bezahlen konnten. Das Projekt war damals in mehrfacher Hinsicht seiner Zeit voraus. Mittlerweile scheint die Zeit für einen massentauglichen Stablecoin gekommen zu sein.


Über den Autor:
Hartmut Giesen ist bei der Sutor Bank für digitale Geschäftsmodelle zuständig. Zu seinen Aufgaben gehören die Geschäftsentwicklung im Bereich Fintech, der Auf- und Ausbau der Sutor-Banking-Plattform und die Betreuung interner Digitalisierungsprojekte.

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