Mittelstandsanleihen „Das ist ein Wirtschaftskrimi“
DAS INVESTMENT: Herr Friedrich, die US-Notenbank hat die Zinswende eingeleitet. Das hat Folgen für die Eurozone, auch wenn die EZB die Leitzinsen nicht erhöht. Was bedeutet es für die Anleihen, die Sie mit dem Deutschen Mittelstandsanleihen Fonds kaufen, wenn die Zinsen steigen?
Hans-Jürgen Friedrich: Die Anleihen des Deutschen Mittelstandsanleihen Fonds haben derzeit einen durchschnittlichen Kupon von 6,2 Prozent. Und die Duration, also die durchschnittliche Kapitalbindungsdauer, liegt bei rund 2,5 Jahren. Das bedeutet, der Fonds hat einen ordentlichen Zinspuffer und die Zinssensitivität des Portfolios ist nicht besonders hoch. Wenn die Zinsen steigen und damit die Kurse älterer Anleihen unter Druck geraten, wird sich der Fonds von der Marktentwicklung nicht komplett abkoppeln können. Aber die Hochzinsanleihen, zu denen auch die Mittelstandsanleihen zählen, sind in einer wesentlich komfortableren Situation als etwa Staatsanleihen oder Investment-Grade-Unternehmensanleihen, die keinen Zinspuffer haben.
Die Emittenten müssen die Refinanzierung der Anleihen dann unter den neuen Bedingungen mit einem höheren Zinsniveau stemmen. Wird das dem ein oder anderen Unternehmen nicht Probleme bereiten?
Friedrich: Grundsätzlich sind die Unternehmen mit ihrem Geschäftsmodell gut aufgestellt. Sie können die fälligen Zinsen aus dem Cashflow decken und bezahlen. Wie bereits erwähnt, ist der Zinsvorsprung der Mittelstandsanleihen im Vergleich zu den anderen Anleihen deutlich. Der Emissionsbericht zum Mittelstandsanleihemarkt 2021 der IR.on belegt zudem, dass mittelständische Unternehmen mit einem durchschnittlichen Zinskupon in Höhe von 5,56 Prozent ihre Anleihen erfolgreich platzieren konnten. Der vorhandene Zinspuffer wird derzeit von vielen Investoren als ausreichend beurteilt. Darüber hinaus beobachten wir die Entwicklung der Unternehmen laufend. Auch deshalb, um sich bei Bedarf rechtzeitig von Anleihen trennen zu können. Das ist dann bei liquiden Anleihen, den Anleihen mit größerem Emissionsvolumen, einfacher als bei Anleihen mit einem geringeren Emissionsvolumen. Bei den Anleihen, die ein geringeres Emissionsvolumen haben, dauert der Verkauf etwas länger. Hier ist ein kluges Taktieren notwendig, um den Börsenkurs mit einer großen Verkaufsorder nicht unnötig zu belasten.
Beim Blick auf die Liste der Anleihen des Fonds fällt auf, dass mit der Monaco Resources Group, zu der R-Logitech, Metalcorp und Agri Resources gehören, eine einzige Unternehmensgruppe einen relativ hohen Anteil am Portfolio hat. Ist das nicht ein Klumpenrisiko?
Friedrich: Hier gibt es in der Tat eine Übergewichtung. Ich würde aber nicht von einem Klumpenrisiko sprechen. Die jüngst veröffentlichten Zahlen der Unternehmen haben die Erwartungen übertroffen. Wir befürchten eher, dass die vorhandenen Call-Optionen genutzt und Anleihen vorzeitig zurückgezahlt werden könnten. Denn so gut wie sich diese Unternehmen entwickeln, gibt es für sie die Option, günstigere Finanzierungsmöglichkeiten zu nutzen als die Anleihen mit den hohen Zinskupons.