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Lieber Neben- als Standardwerte „Viele glauben, sie stünden über dem Gesetz“

Von Lesedauer: 3 Minuten
Fondsmanager Armin Zinser: „Ich bin ein Dinosaurier“
Fondsmanager Armin Zinser: „Ich bin ein Dinosaurier“ | Foto: Prevoir Gestion

Herr Zinser, kommt es mir nur so vor, oder sind Skandale in Nebenwerten tatsächlich weniger verbreitet?

Armin Zinser: Der Schein trügt Sie nicht. Bei den Nebenwerten finden Sie logischerweise viel mehr Familienunternehmen als bei den großen Standardwerten. Dort zählt Moral noch. Ich würde das noch als gute, ehrliche Unternehmer bezeichnen die den deutschen Mittelstand immer noch auszeichnen.

Warum bauen große Unternehmen wie Deutsche Bank, Bayer und Volkswagen so viel Mist?

Zinser: Viele glauben anscheinend, sie stünden über dem Gesetz. Sie werden aber auch mit aller Macht vom Markt dazu getrieben. Es geht ja darum, Wachstum vorzuweisen, obwohl man schon sehr groß ist. Am Ende passieren die Fehler nicht nur in den Unternehmen selbst, sondern auch in der Politik, bei Aktionären, teilweise auch bei der Justiz und bei den Kunden selbst.

Oft wird beklagt, dass der europäische Aktienmarkt schrumpft.

Zinser: Das ist auch so. Es gehen weniger Unternehmen an die Börse als wieder vom Kurszettel genommen werden, auch weil die Regularien anstrengend geworden sind oder weil ein Unternehmer sich im Zweifel auch nicht ständig mit teilweise sehr jungen Analysten auseinandersetzen will. Hinzu kommt, dass kleinere, profitable Unternehmen gerne aufgekauft werden oder aus anderen Gründen vom Kurszettel verschwinden.

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Wird es schon eng?

Zinser: Nein. In Euroland gibt es immerhin noch rund 4.500 gelistete Werte, davon sind zirka 200 Stück Large Caps. Damit bleibt mir ein schönes, großes Nebenwerte-Universum von 4.300 Unternehmen. 300 davon kommen in die nähere Auswahl. 70 bis 90 im Portfolio sind am Ende für mich in Ordnung und genügen einer Diversifizierung.

Seit der Marktrichtlinie Mifid II ist Analysematerial zu Aktien nicht mehr kostenlos. Merkt man das schon?

Zinser: Ja, durchaus. Es ist nur keinem geholfen, kein einziger Privatkunde wird durch Mifid II besser beraten sein, ganz im Gegenteil. Auf der anderen Seite sind Brokerage-Gebühren doch erheblich unter Druck geraten, leider nicht für Privatkunden da die Gewinne nun eben anderswo sind, nur nicht bei den Kunden. Nebenwerte haben den Nachteil, dass sie teilweise illiquide sind – was aber auch ein Vorteil sein kann, da es zum Beispiel für einen Hedgefonds schon schwierig sein kann, sich Papiere zu normalen Kondition auszuleihen, um short zu gehen.

Was haben Sie gegen Hedgefonds? Die sorgen doch für Liquidität und faire Kurse.

Zinser: Sie können mit einer Aktienanalyse hundertmal Recht haben, wenn Hedgefonds die Aktie leerverkaufen, geht der Kurs runter. Ich schaue bei einem Unternehmen also immer auch, ob Leerverkäufe möglich sind. Ich bin ein langfristig agierender Investor und Dinosaurier, ich mag die Strategie der meisten Hedgefonds nicht und finde logischerweise auch keinen Gefallen an einem irgendwie gearteten Hochfrequenzhandel, sowie keine Derivate, mit Ausnahme von Short Futures, um Portfolios abzusichern. Man sollte nicht versuchen, mit Geld Geld zu machen, es klappt nicht auf die Dauer. Hinzu kommt, dass Sie bei Derivaten immer auch ein Emittentenrisiko haben, und in Banken investiere ich aufgrund des systemischen Risikos prinzipiell nicht. Daher veranlage ich nur in wirklich produktive Unternehmen, wo ich das Management und das jeweilige Geschäftsmodell auch wirklich kenne.

Dann hätte ich gerne Beispiele.

Zinser: Das Unternehmen M1 Kliniken hat sich auf Schönheitsoperationen spezialisiert. Zwar ist auch hier die Moralfrage sicherlich erlaubt. Aber das Geschäft läuft eben auch gut. Ein weiteres Unternehmen ist Monnalisa aus Italien. Es ist ein gut geführtes, wachsendes Familienunternehmen, das Kinderkleidung herstellt, unter anderem diese Prinzessin-Kostüme, die Mädchen so gerne anziehen. Und schließlich mag ich auch Nemetschek, das Software für Architekten entwickelt.

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