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Erste Index-Liga Linde verlässt den Dax – wer rückt auf?

Auf dem Linde-Betriebsgelände in Leuna wird Flüssiggas abgefüllt
Auf dem Linde-Betriebsgelände in Leuna wird Flüssiggas abgefüllt: Der Industriegase-Hersteller verlässt bald den Dax - freiwillig. | Foto: imago images/photothek

Jetzt haben auch die Aktionäre ihr Go gegeben: Zum 1. März 2023 will sich der Industriegase-Konzern Linde von der Frankfurter Börse zurückziehen. Mindestens rund 93 Prozent der Aktionäre hätten im Rahmen einer außerordentlichen Hauptversammlung dafür gestimmt, teilt das Unternehmen mit. Gelistet bleiben soll Linde dagegen an der New Yorker Börse. Dort ist das Papier handelbar, seit Linde 2018 den US-Konzern Praxair übernommen hatte. Deshalb bleibt Linde auch weiterhin im US-Blue-Chip-Index S & P 500 enthalten.

Dagegen scheidet Linde mit dem Frankfurter Delisting aus dem deutschen Dax aus. Ein unangenehmer Verlust, wie es viele Beobachter empfinden. Theodor Weimer, Chef der Deutschen Börse, sprach kürzlich gar von einem „Schlag ins Kontor des deutschen Kapitalmarkts“. Denn in der Riege der 40 größten hiesigen Unternehmen war der Konzern zuletzt das mit Abstand wertvollste: Mehr als 150 Milliarden Euro Marktkapitalisierung bringt Linde auf die Waage. 2021 machte das Unternehmen 31 Milliarden US-Dollar, 26 Milliarden Euro Umsatz.

Grund für den Rückzug ist irritierenderweise gerade der Umstand, dass Linde so erfolgreich ist. Das Unternehmen stieß damit immer wieder an die 10-Prozent-Grenze, die der Dax-Betreiber Deutsche Börse dem Index verordnet hat. Höchstens 10 Prozent Gewicht darf ein Unternehmen im Dax 40 einnehmen. Da Linde immer wieder an dieser Marke kratzte, waren dann auch die Betreiber von Indexfonds dazu gezwungen, Anteile an dem Unternehmen zu verkaufen. Das habe sich ungünstig auf den Kurs ausgewirkt, fand man bei Linde. Letztlich gab dies auch den Ausschlag für den Rückzug von Frankfurter Börse. Am 1. März oder um dieses Datum herum will Linde ausscheiden.

Nachfolger für Linde im Dax 40

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Da der Dax 40, wie sein Name schon verrät, aber stets 40 Unternehmen enthalten muss, wird für Linde ein Nachfolger aufrücken. Wer als Kandidat in Frage kommt, haben in einer kürzlich veröffentlichten Studie die Deutsche-Bank-Analysten Carolin Raab und Maximilian Uleer untersucht. Favorit der Analysten ist der Rüstungskonzern und Autozulieferer Rheinmetall. Grund dafür sei sein stabiles operatives Ergebnis. Laut den aktuellen Dax-Aufnahmeregeln müssen Kandidaten, die in die erste Liga aufsteigen, in den vergangenen beiden Geschäftsjahren einen positiven Umsatz vor Steuern und Abschreibungen vorweisen.

Deshalb sehen Raab und Uleer auch Rheinmetall noch vor einem weiteren möglichen Kandidaten, der Commerzbank, stehen. Diese war in der Vergangenheit schon einmal Mitglied der ersten Dax-Liga gewesen, musste ihren Platz jedoch 2018 zugunsten des Bezahldienstleisters Wirecard räumen. Als das skandalträchtige Wirecard 2020 in Schimpf und Schande wieder aus dem Index flog, rückte dafür jedoch nicht mehr die Commerzbank, sondern der Essenslieferer Delivery Hero auf. Auch dieser steht mittlerweile wieder eine Stufe tiefer, im M-Dax – mit rund 13 Milliarden Euro Marktkapitalisierung dort jedoch mit an der Spitze.

Der Konzern Rheinmetall, den neben den Deutsche-Bank-Analysten auch der Index-Analyst Yohan Le Jallé von Société Générale als mutmaßlichen Aufsteiger sieht, hat zuletzt deutlichen Auftrieb erhalten: Im Rahmen der jüngsten geopolitischen Spannung wurden Forderungen laut, die deutsche Bundeswehr zu verstärken. Bundeskanzler Olaf Scholz hat 100 Milliarden Euro als außerordentliche Finanzspritze angekündigt, die die Bundeswehr in den kommenden Jahren erhalten soll, um sich zu modernisieren. Ein nicht unerheblicher Teil davon dürfte Rheinmetall zufließen.

Chart von Rheinmetall
Chart von Rheinmetall © Wikifolio

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