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Trends und Startups Der Lindy-Effekt: Warum Anleger nicht auf junge Firmen setzen sollten

Super Mario in einem Nintendo-Geschäft
Super Mario in einem Nintendo-Geschäft: „Ein Beispiel für ein Unternehmen, das unter Beweis gestellt hat, dass es Krisen überstehen kann, ist der japanische Videospiel- und Konsolenentwickler“, so Lindken. | Foto: Imago Images / Mika Volkmann

Wer am Kapitalmarkt investieren und dabei nicht spekulieren möchte, betrachtet in der Regel einen langen Anlagehorizont. Ziel sollte es stets sein, sich langfristig an Unternehmen zu beteiligen, um am zukünftigen Gewinnwachstum zu partizipieren. In den letzten Jahren, als Notenbanken die Märkte kostenlos mit Liquidität versorgt haben, waren Wachstumswerte für Aktionäre besonders attraktiv. Diese meist aus der Technologiebranche stammenden Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie über ein junges Geschäftsmodell verfügen und aktuell keine nennenswerten Gewinne erzielen. Investoren versprechen sich aber für die kommenden Jahre ein enormes Wachstumspotenzial.

 

Diese Annahme erscheint im ersten Moment sehr intuitiv: Wer sein Depot für die nächsten Jahrzehnte ausrichten möchte, setzt auf junge, moderne Unternehmen, die – entsprechend dieser Annahme – in der Zukunft noch äußerst lange Gewinne erzielen werden. So wie man bei einem jungen Menschen erwartet, dass dieser noch viel länger leben wird als ein deutlich älterer Mensch. Bei Unternehmen ist dieser Zusammenhang jedoch genau umgekehrt.

Was ist der Lindy-Effekt?

Dieses als Lindy-Effekt bezeichnete Phänomen besagt, dass die zukünftige Lebenserwartung von Ideen oder Technologien proportional zu deren aktuellem Alter ist. Für ein junges Unternehmen, das erst seit fünf Jahren existiert, beträgt die zukünftige Lebenserwartung also fünf Jahre. Bei einer 100 Jahre alten Firma würde man wiederum erwarten, dass diese weitere 100 Jahre überleben wird.

Natürlich waren alle alten Unternehmen auch einmal jung und wer beispielsweise von Anfang an in das US-amerikanische Software-Unternehmen Microsoft investiert hat, kann heute auf eine unglaubliche Wertentwicklung zurückblicken. Statistisch gesehen ist es aber leider so, dass von den vielen jungen Unternehmen nur sehr wenige nachhaltig wachsen und viele sogar wieder ganz verschwinden.

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Die Wahrscheinlichkeit, diese wenigen Unternehmen zu identifizieren, wenn sie noch jung sind, ist sehr gering. In der jüngsten Vergangenheit konnte man sehr gut beobachten, wie Aktien von unprofitablen Unternehmen sehr gefragt waren und hohe Kursgewinne erzielt haben. So konnte beispielsweise der auf diese Aktien spezialisierte ARK Innovation ETF nach dem Corona-Crash seinen Wert innerhalb weniger Monate mehr als vervierfachen. Dies geschah jedoch in einer Zeit, in der Notenbanken die Märkte quasi unbegrenzt mit Liquidität versorgten. Als die Inflation anstieg und die Geldpolitik nach sehr langer Zeit wieder deutlich restriktiver wurde, gerieten diese Aktien stark unter Druck und der ARK Innovation ETF verlor all seine Gewinne wieder.

Die Kurse von etablierten Unternehmen sind in dieser Zeit ebenfalls stark gefallen und konnten sich dieser Entwicklung auch nicht gänzlich entziehen. Als Aktionär sollte man sich dieser kurzfristigen Schwankungen bewusst sein und die langfristige Entwicklung der Unternehmen nicht aus den Augen verlieren. So stellt sich aber die berechtigte Frage, ob viele dieser unprofitablen und hoch verschuldeten Technologiewerte auch noch in zehn oder 20 Jahren existieren werden.

 

Als Beispiel für ein Unternehmen, das bereits unter Beweis gestellt hat, dass es ähnliche Krisen überstehen kann, sei hier der japanische Videospiel- und Konsolenentwickler Nintendo genannt. Dieser wurde bereits 1889 gegründet und produzierte damals ausschließlich Spielkarten. In der über 130 Jahre alten Unternehmensgeschichte sah sich Nintendo verschiedenen Wirtschafts- und Finanzkrisen gegenübergestellt, wurde mit kontinuierlichem technologischem Wandel konfrontiert und hat zwei Weltkriege überdauert. Die Tatsache, dass Nintendo sein Geschäftsmodell über all die Jahre immer wieder erfolgreich umstellen und anpassen konnte, macht es für langfristige Investoren sehr interessant. Denn aufgrund des Lindy-Effekts kann man davon ausgehen, dass Nintendo auch die nächsten 130 Jahre überstehen wird.

Über den Autor:

Christopher Lindken ist Portfoliomanager bei der Gap Vermögensverwaltung in Köln. Weitere Stationen in seinem Lebenslauf waren HSBC und Targobank.

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