Robert Halver zum Börsenklima Liquiditäts-Hausse in Sommerlaune
Überhaupt, je mehr die Fed von Tapering spricht, umso weniger irritiert zeigen sich die Finanzmärkte. Sie realisieren, dass die Liquiditätsausstattung absolut hoch bleibt und die US-Notenbank keine Erschütterung der Anleihenmärkte beabsichtigt.
Die sich abflachende US-Zinsstrukturkurve in Amerika verdeutlicht diese Sichtweise. Die Angst vor einer Zinswende hüben wie drüben ist klein. Denn eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich ebenso in Europa ab.
Grafik 6: Zinsstrukturkurven USA und Deutschland

Die noch leichtere Leichtigkeit der EZB
Tatsächlich, die Zins-Ängstlichen in Europa wurden angesichts der neuen Strategie der EZB eines Besseren belehrt. Was inoffiziell längst praktiziert wird, ist jetzt auch offiziell. Lautete ihr Inflationsziel bislang „unter, aber nahe zwei Prozent“, wurde jetzt ein symmetrisches von zwei Prozent beschlossen.
Der Begriff „symmetrisch“ hat es in sich: Nach dem Vorbild der US-Notenbank wird die EZB einen gewissen Zeitraum ein Überschießen der Inflation über zwei Prozent dulden, ohne einzugreifen. Da nicht genauer erläutert wird wie lange, sichert sich die Notenbank größtmögliche Flexibilität, eine länger anhaltende ultra-lockere Geldpolitik zu betreiben.
Unter Berücksichtigung ihrer Inflationsschätzungen sind insofern Zinssteigerungen vor 2024, wenn überhaupt, ausgeschlossen. Auch einer Drosselung ihrer Anleihenaufkäufe nimmt sie damit Wind aus den Segeln. Ihre Liquiditätsschwemme wird ohnehin von ihrem Klima-Aktionsplan konterkariert. Über den Aufkauf sog „grüner Anleihen“ soll dem Klimaschutz auf die Sprünge geholfen werden. Was für ein Alibi für eine „Weiter-so-Geldpolitik“. Nichts Anderes macht in Amerika die Fed.