Robert Halver zum Börsenklima Liquiditäts-Hausse in Sommerlaune
Angesichts dieses geldpolitischen Strategiewechsels, der Inflation nicht mehr die frühere besondere Beachtung schenkt, erhält der Trend fallender Realzinsen international weitere Nahrung.
Marktlage – Renditeberuhigung: Die zwei Seiten der Medaille
Der Zinssparer zahlt weiter die Zeche der geldpolitischen Druckbetankung. Zinspapiere sind keine Konkurrenz für Vermögenswerte wie Aktien, die als Sachkapital von Inflation profitieren.
Grafik 7: Durchschnittsrendite (USA, Deutschland, Japan) 10-jähriger Staatsanleihen nach Inflation und Welt-Aktienmarkt

Die Kehrseite der Liquiditäts-Hausse ist ein schwächeres fundamentales Umfeld. Die Delta-Variante hat die Infektionszahlen weltweit erneut ansteigen lassen. Großbritannien feiert am 19. Juli im Rahmen eines großen Experiments „Freedom Day“ und lässt alle Corona-Einschränkungen fallen.
Fundamental-Hausse im Sommerloch
Grundsätzlich warnte der Präsident der Atlanta-Fed, Raphael Bostic, bereits, dass die Delta-Corona-Mutante zu Verunsicherungen bei Verbrauchern führen könnte. Eine mögliche Konjunkturverlangsamung wegen Vorsichtsmaßnahmen würde zwar die Notenbanken noch mehr auf den Plan rufen: „Even lower for even longer“.
Gleichzeitig signalisieren sinkende Renditen jedoch auch eine geringere Wachstumsdynamik, was der Fundamentalhausse über nachgebende Gewinne Kraft raubt. Typischerweise ist dafür die sich abflachende US-Zinsstrukturkurve der Beleg.
Grafik 8: US-Zinsstrukturkurve und US-Aktienmarkt (S&P 500)

Tatsächlich hat weltweit die Gewinneuphorie ihren Höhepunkt erreicht. Auch hier greift der Normalisierungsprozess.