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Umweltverschmutzung Löst Recycling das Plastikmüll-Problem?

Müllstrudel im Pazifik
Müllstrudel im Pazifik: Eine einzige Plastikflasche braucht mehr als 450 Jahre, um biologisch abgebaut zu werden. Bei Angelleinen dauert es sogar 600 Jahre. | Foto: Imago Images / ZUMA Wire
Ulrik Fugmann (links) und Edward Lees, BNP Paribas AM

In Deutschland wird fleißig Müll getrennt – recycelt und wiederverwertet werden allerdings lediglich 16 Prozent des Kunststoffs. Inzwischen existieren mehr als 200 verschiedene Kunststoffarten, die alle unterschiedliche Eigenschaften besitzen. Eine Einkaufstasche besteht beispielsweise aus einem anderen Plastik als die Kameralinse eines Smartphones. Aufgrund dieser Vielfalt gibt es beim Kunststoffrecycling keine Universallösung (siehe Grafik 1).

Grafik 1: Plastikvielfalt erschwert Recycling

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Warum ist Plastik ein Problem?

Plastik ist aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken. Weil es flexibel einsetzbar ist, können daraus unzählige Produkte hergestellt werden. Wie in Verpackungen finden sich Kunststoffe in Fahrzeugen, Elektrogeräten und sogar Häusern (Baustoffe). Doch die Allgegenwart von Plastik bringt Probleme mit sich. Denn Kunststoff ist inzwischen auch dort zu finden, wo man ihn nicht haben möchte: Auf den Straßen, in den Flüssen und in den Weltmeeren.

Der pazifische Müllstrudel – die größte Ansammlung von Meeresplastik der Welt – ist nur eines von vielen erschreckenden Beispielen. Auf einer Fläche dreimal so groß wie Frankreich schwimmen 80.000 Tonnen Plastikmüll im Nordpazifik.

Ein Großteil des Plastiks in den Ozeanen ist giftig für Meereslebewesen wie Schildkröten und erstickt nachweislich Seevögel und sogar Wale. Viele Kunststoffartikel werden nie vollständig abgebaut – sie werden nur immer kleiner, sodass die Partikel von Tieren verschluckt werden, die wiederum auf den Tellern der Menschen landen. Die Auswirkungen der Aufnahme von Plastik auf unsere Gesundheit sind noch unklar.

Schätzungen zufolge wurden seit den 1950er-Jahren mehr als 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert, von denen etwa 60 Prozent entweder auf einer Mülldeponie oder in der Natur gelandet sind.

Grafik 2: So lange dauert der Abbau von Plastik

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Was lässt sich gegen die Plastikflut unternehmen?

Die meisten Kunststoffe werden aus Petrochemikalien auf der Basis von Erdöl oder Erdgas hergestellt. Einige biobasierte Kunststoffe bestehen ganz oder teilweise aus erneuerbaren Biomassequellen wie Mais oder Holzhackschnitzeln. Das bedeutet leider nicht unbedingt, dass sie gut für die Umwelt sind. Denn auch sie sind nicht immer biologisch abbaubar. Darüber hinaus belasten aus Nahrungsmitteln wie Mais oder Zucker hergestellte Kunststoffe die Landressourcen der Welt erheblich.

Ein weiterer Weg zur Vermeidung von Plastikmüll ist es, die Verwendung von Kunststoffen einzuschränken. Das wird seitens der Politik zunehmend unterstützt:

  • China ist der weltweit größte Produzent von Plastikmüll. Im aktuellen 5-Jahres-Plan sind Maßnahmen und Ziele zur Verringerung der Produktion und Verwendung von Plastik, die Förderung biobasierter und abbaubarer Alternativen, die Verbesserung des Recyclings und die Verringerung der zu deponierenden Kunststoffmenge vorgesehen.
  • Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, Plastikabfälle bis 2025 um 50 Prozent und bis 2030 um 55 Prozent zu reduzieren. Außerdem wird Anfang 2021 eine Steuer von 0,80 Euro pro Kilogramm nicht recycelbarer Kunststoffverpackungen erhoben.
  • In den USA haben 17 der 50 Bundesstaaten mindestens eine Verordnung zum Recycling von Kunststoffen eingeführt.
  • Indien verbietet ab Juli 2022 verschiedene Einwegplastikprodukte.

Aber nicht nur die Regierungen, sondern auch viele Unternehmen leiten Schritte ein, um Einwegplastik zu reduzieren und den Anteil an recycelten Materialien in Verpackungen zu erhöhen. Mehr als 500 Unternehmen haben eine Initiative unterzeichnet, nach der Verpackungen aus 100 Prozent Plastik wiederverwendbar, recycelbar oder kompostierbar sein sollten.

Die Bedeutung des Recyclings

Die Welt wird nicht von heute auf morgen damit aufhören, Plastik zu nutzen. Ebenso wenig sind Biokunststoffe die endgültige Lösung. Anders als der britische Premierminister Boris Johnson, der im Vorfeld der Klimakonferenz November 2021 in Glasgow erklärte, dass das Recycling von Kunststoffmaterialien „nicht machbar“ sei, betrachten wir Recycling als einen wichtigen Teil der Lösung des Plastikmüllproblems.

Es gibt immer mehr innovative Technologien, die aus unserer Sicht eine wichtige Rolle bei der Verringerung von Abfällen und Kohlendioxid in der Kunststoffproduktion spielen können.

  • Mechanisches Recycling: Das Recycling von Kunststoffen erfolgt überwiegend mechanisch. Dieses Verfahren wird jedoch nur für zwei Arten von Kunststoffen verwendet: PET und HDPE, die 37 Prozent aller Kunststoffabfälle ausmachen. Beim mechanischen Recycling handelt es sich um die Herstellung von recyceltem Kunststoff aus Plastikabfall.
  • Chemisches Recycling: Bei diesem Verfahren wird die chemische Struktur von Kunststoffabfällen aufgebrochen und auf die ursprünglichen Bausteine (Polymere, Monomere oder Atome) heruntergebrochen.
  • Depolymerisation: Bei der Umkehr des Polymerisationsprozesses durch eine chemische Reaktion werden Kunststoffabfälle in ihre Vorläufermoleküle (Monomere) umgewandelt und können anschließend wiederhergestellt werden. Depolymerisation kann nur für PET, Polyamid und Polyurethan eingesetzt werden.
  • Pyrolyse: Kunststoffabfälle werden durch Erhitzen des Abfallstroms unter Ausschluss von Sauerstoff in verschiedene alkalische Kohlenwasserstoffe zerlegt. Das Endprodukt kann zur Herstellung neuer Produkte verwendet werden.
  • Vergasung: Kunststoffabfälle werden unter Einwirkung einer geringen Menge von Sauerstoff auf eine sehr hohe Temperatur erhitzt. Die dabei entstehenden Gase können dann zur Herstellung einer Reihe von Chemikalien wie Methanol, Ammoniak, Kohlenwasserstoffe und Essigsäure genutzt werden.
  • Hydrothermales Verfahren: Kunststoffabfälle werden unter hohem Wasserdruck und hoher Temperatur zersetzt. Dieses Verfahren eignet sich zur Behandlung von kohlefaserverstärkten Kunststoffen und Leiterplatten.

Aufgrund der enormen Probleme im Zusammenhang mit Kunststoffabfällen besteht dringender Bedarf, die Recyclingkapazitäten zu erhöhen. Tatsächlich deuten Studien darauf hin, dass bis 2050 etwa 60 Prozent des Plastiks recycelt werden können – das birgt enormes Wachstumspotenzial für Unternehmen, die an der Wertschöpfungskette unmittelbar beteiligt sind.

Die Environmental Strategies Group von BNP Paribas Asset Management nutzt ihr fundiertes Wissen und Verständnis über Kunststoffrecycling, um Unternehmen mit Spitzentechnologien zu identifizieren, die den weltweiten Umgang mit Plastik verändern können und Anlegern damit ein hohes Renditepotenzial bieten.

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Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.