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Lombard Odier IM Trump knöpft sich Technologie und Handel vor

Von links nach rechts: Salman Ahmed, Leitender Investmentstratege, Charles St-Arnaud, Senior Investment Strategist und Jamie Salt, Analyst bei Lombard Odier Investment Managers
Von links nach rechts: Salman Ahmed, Leitender Investmentstratege, Charles St-Arnaud, Senior Investment Strategist und Jamie Salt, Analyst bei Lombard Odier Investment Managers

Nach ihrer Stabilisierung Mitte Februar kommt es an den Aktienmärkten erneut zu einer Korrektur. Bestimmend dafür sind unserer Ansicht nach die folgenden Faktoren:

  1. Verstärkte Bedenken bezüglich der US-Handelspolitik und der damit verbundenen zunehmenden Gefahr eines globalen Handelskrieges
  2. Die Folgen des Skandals um Facebook und Cambridge Analytica; das heißt gleichzeitig, die potenziellen Auswirkungen durch ein erhöhtes Maß an staatlicher Überprüfung der Geschäftsmethoden von großen Technologieunternehmen.

Darüber hinaus lasten die fortgesetzten Angriffe von US-Präsident Trump auf Amazon genauso wie Fragen um die Zahlungsmittelverwendung bei Tesla ebenfalls auf dem Technologiesektor. Doch trotz der gestiegenen Marktvolatilität und des jüngsten Aktienabverkaufs sind wir der Ansicht, dass die zugrundeliegenden globalen makroökonomischen Aussichten nach wie vor positiv sind.

Im Folgenden betrachten wir einige der jüngsten makroökonomischen Risiken im Kontext der Anlagemärkte und erörtern Entwicklungen, die Anleger unserer Meinung nach weiter im Auge behalten sollten:

Technologiewerte gerieten eher einzelwertspezifisch als makroökonomisch in den vergangenen Tagen unter erheblichen Druck, der durch den starken Kursrückgang der sogenannten ‘FAANG‘-Aktien (Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google) ausgelöst wurde. Dabei spielte das Momentum-Risiko eine Rolle. Das Potenzial für eine verstärkte regulatorische Kontrolle ist unserer Meinung nach jedoch die eigentlich treibende Kraft hinter den Kursbewegungen dieser Mega-Cap-Tech-Aktien.

Die ernsthafteste der verschiedenen Bottom-up-Geschichten ist unserer Meinung nach der Fall von Facebook, wo mögliche Änderungen der Datenschutzgesetze nach dem Skandal um Cambridge Analytica das Potenzial haben, ernsthafte Zweifel am derzeitigen Geschäftsmodell von Facebook aufkommen zu lassen – einem Modell, das vorwiegend darauf basiert, Nutzerdaten zu Geld zu machen.

Der ganze Sektor ist gefährdet

Jenseits der aufkommenden Fragen zum langfristigen fundamentalen Wert von Facebook bestehen weitergreifendere Bedenken. Es macht sich Angst breit vor tiefgreifenderen Vorschriften wie etwa der härteren steuerlichen Behandlung von E-Commerce; auch fürchten Marktteilnehmer den Ansteckungseffekt innerhalb des gesamten Sektors – und damit auch des Marktes.

Unseres Erachtens hängen diese Bedenken sowohl mit derzeitigen hohen Bewertungen als auch mit dem bisherigen Momentum zusammen. Das bedeutet, der Technologiesektor ist jüngst in Bezug auf seine Performance ein Gewinner. Wir glauben nicht, dass die derzeitigen Schwankungen (die sich möglicherweise fortsetzen) eine makroökonomische Gefahr per se darstellen, zumal die Art der verschiedenen Technologieunternehmen sehr unterschiedlich ist. Regulatorische Veränderungen, deren Umfang und Zeitpunkt noch ungewiss sind, dürften sich unserer Meinung nach wahrscheinlich auf einzelne Unternehmen konzentrieren.

Trotz „Death Spread“ andere Situation als in der Krise 2008/2009

Im Fixed-Income-Bereich hat der starke Anstieg des US-Dollar-LIBOROIS-Spreads (London Interbank Offered Rate - Overnight Indexed Swap) begonnen, viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Dieser so genannte „Death Spread“ war ein zentrales Barometer für systemische Risiken im Finanzsektor während der Krise 2008/09. Wir stimmen dem sich abzeichnenden Konsens zu, dass der derzeitige starke Anstieg dieses Spreads von marktspezifischen Faktoren getrieben wird und für den Zustand des Finanzsektors wenig aussagekräftig ist.

Wesentliche Faktoren für die derzeitige Verbreiterung des LIBOR-OIS-Spreads sind unter anderem der starke Anstieg der Emissionen von Schatzanweisungen nach der Anhebung der US-Schuldenobergrenze sowie die Rückführung von im Ausland deponierten US-Dollar von US-Unternehmen. Diese steht teilweise im Zusammenhang mit der Steuer gegen die Aushöhlung der Bemessungsgrundlage und gegen Missbrauch („Base Erosion and Anti-Abuse Tax“; BEAT), die es nach der Steuerreform von Dezember 2017 für nichtamerikanische Unternehmen teurer macht, an Offshore-Märkten US-Dollar über Cross Currency Swaps aufzunehmen. Darüber hinaus können wir keine Anhaltspunkte für ähnliche Bewegungen bei anderen Währungspaaren feststellen. Dies sehen wir als weiteren Beleg für unsere These, dass dies ein für US-Dollar spezifisches Phänomen ist.

Das wesentliche Risiko besteht unserer Meinung nach darin, dass die Schwäche des US-Dollars an Offshore-Märkten zu einer starken Aufwertung dieser Währung führt, die unseres Erachtens im aktuellen Umfeld weiteren Druck auf risikobehaftete Anlagen ausüben würde. Insgesamt betrachten wir die starken Veränderungen dieses Spreads nicht als systemisch; wir beobachten die Situation genau, um zu erkennen, ob der starke Anstieg der Finanzierungskosten von US-Dollar an Offshore-Märkten die Währungsdynamik beeinflusst.