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Long-short-Fonds im Crash-Test 3 Europa-Aktienfonds für steigende und fallende Börsen

Wer einen klassischen Europa-Aktienfonds sucht, muss aus hunderten Fonds den passenden heraussuchen. Weitaus übersichtlicher ist das Angebot hingegen bei solchen Fonds, deren Manager nicht nur auf steigende, sondern auch auf fallende Aktienkurse setzen können. So wurden für den aktuellen Crashtest zu dieser Kategorie unterm Strich 33 Fonds analysiert. Die Auswahl ist dennoch nicht so leicht zu treffen, denn die Strategien der Fonds unterscheiden sich teils erheblich.

So macht es einen Unterschied, ob der Fondsmanager einen offensiven Ansatz verfolgt oder ob die Anlageentscheidungen aufgrund einer marktneutralen Strategie erfolgen. Im Gesamtvergleich belegt der Blackrock European Opportunities Extension Strategies mit 200 Punkten den Spitzenplatz. Die hohe Punktzahl verdankt er vor allem den guten Resultaten im Performance-Test, die mit großem Abstand über denen der Konkurrenz liegen.

David Tovey, der den Fonds gemeinsam mit Simon Hunter managt, nutzt bei der Titelauswahl die Anlageideen des europäischen Aktienteams von Blackrock. Auf der Long-Seite stehen unterbewertete Aktien mit guten Gewinnperspektiven für die kommenden ein bis drei Jahre im Mittelpunkt der Anlageentscheidungen.

Short gehen die beiden Fondsmanager hingegen mit Aktien von Unternehmen, die gegenteilige Merkmale aufweisen und beispielsweise wegen eines schwachen Managements schlecht dastehen. Insgesamt hält das Duo im Schnitt rund 100 bis 150 Titel im Fonds, der zu mindestens 50 Prozent in Nebenwerten investiert ist.

Blackrock darf auch hebeln

Die Bezeichnung Extension im Fondsnamen steht für die Ergänzung der Long-Strategie um Short-Positionen auf Einzeltitel. Die damit erwirtschafteten Prämien legen die Manager in Long-Positionen an. Insgesamt kann das Duo das Portfolio auf 200 Prozent hebeln, aktuell dominieren britische Titel mit rund 27 Prozent das Portfolio.

Auf Branchenebene bevorzugen Tovey und Hunter momentan vor allem Industriewerte, die rund ein Drittel des Portfolios ausmachen. Der Nachteil des Siegers über alle Klassen: Er ist seit 2014 für Neuanleger geschlossen.

J.P.-Morgan-Fonds ohne Soft Close

Möglich ist hingegen der Kauf des JPM Europe Equity Plus. Wie Tovey und Hunter erzielte auch Michael Barakos mit seinem Fonds über drei und fünf Jahre eine überdurchschnittliche Performance, die ihm Rang 3 der Gesamtwertung und Platz 2 im Performance-Test beschert. „Bezahlt gemacht hat sich unter anderem die Übergewichtung beim deutschen Maschinenbauer Dürr, die Aktie legte in fünf Jahren um knapp 400 Prozent zu“, so der J.P.-Morgan-Manager.

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Er sondiert für den Fonds europaweit rund 1.800 Aktien. In die engere Wahl kommen solche, die attraktiv bewertet sind und ein positives Momentum aufweisen. Die größten Positionen sind derzeit unter anderem die Unternehmen Novo Nordisk und Nestlé, die Netto-Aktienquote beträgt aktuell 100 Prozent.

Neuanleger müssen auch beim Stresstest-Sieger Absolute Insight Equity Market Neutral draußen bleiben. Fondsmanager Andrew Cawker verfolgt mit seinem fünfköpfigen Team das Ziel, über einen rollierenden Fünf-Jahres-Zeitraum ein Ergebnis von 3 Prozentpunkten über dem Geldmarktzins zu erwirtschaften. Die eher maue Performance im Gruppenvergleich stört das Team darum auch nicht sonderlich.

Hervorzuheben ist hingegen die Drei-Jahres-Volatilität von 1,36 Prozent, die dem Fonds den Spitzenplatz im Stresstest beschert hat. Das gute Ergebnis resultiert aus der marktneutralen Strategie des Teams der britischen Gesellschaft Insight Investment, die zu BNY Mellon gehört. Die Fondsmanager setzen jeweils auf bis zu 15 sogenannte Pair Trades, bei denen jeweils ein Risiko über eine entsprechende Gegenposition abgesichert wird. Größter Pair Trade ist derzeit die mit höherer Dividende versehene B-Aktie des spanischen Pharmaunternehmens Grifols gegen die A-Aktie mit Stimmrechten.

Das Team darf grundsätzlich auch weltweit investieren, Europa bildet allerdings den Anlageschwerpunkt. Die Netto-Aktienquote variiert zwischen minus und plus 10 Prozent und beträgt aktuell 2,5 Prozent.

Long-short: Wer hat’s erfunden?

Eine Aktie zu kaufen, weil man an das Potenzial des Unternehmens glaubt – diesen auch als Long-Strategie bezeichneten Ansatz verfolgen Investoren schon lange. Die Short-Strategie wird hingegen erst seit 1949 angewandt. Als Erfinder gilt der gebürtige Australier Alfred Winslow Jones. Er arbeitete in den 40er Jahren als Journalist für das Wirtschaftsmagazin „Fortune“ und gründete 1949 mit vier Partnern den weltweit ersten Hedgefonds. Für diesen Fonds gingen Jones und Co. nicht nur Engagements in Titeln ein, denen sie Kurspotenzial zutrauten. Sie kombinierten die Long-Strategie erstmals mit Leerverkäufen und gingen mit Aktien von Firmen short, denen sie keine gute Entwicklung zutrauten. Der Erfinder der Idee starb 1989 mit 88 Jahren. Aus seiner Idee mit 100.000 US-Dollar Startkapital wurde mittlerweile eine Billionen schwere Industrie.

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