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Loys-Vorstand im Interview Christoph Bruns: „Die Eurozone gleicht einer Bananenrepublik“

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Schwenken wir einmal auf Europa um: Sie haben kürzlich den Brexit als einen Segen für Europa bezeichnet.

Bruns: Das ist in mancherlei Weise so. Es war wie ein Weckruf. Die Europäische Union war seit Längerem schon auf abschüssigem Gelände unterwegs. Insbesondere weil sie sich schwertut, die eigenen Verträge einzuhalten. Und immer so weitermachen wie bisher, geht nicht mehr. Das zeigt das britische Votum. Es herrscht eine antieuropäische Stimmung im Volk, und das nicht nur in Großbritannien. Aber andere Länder sind ja nicht gefragt worden. Die Rebellion in der belgischen Region Wallonien bezüglich CETA ist ebenfalls Ausdruck dieser Befindlichkeit.

Das führt nun in Brüssel dazu, dass man nachdenken muss, ob es so weitergehen kann: Ob man immer mehr Kompetenzen nach Brüssel verlagert und immer mehr Geld in die Institutionen der EU fließen lassen sollte. Es sieht nicht so aus. Wir haben in der Flüchtlingskrise erlebt, wie unsolidarisch die Europäische Union funktioniert. Es werden Sonntagsschwüre abgegeben. Sobald Solidarität erforderlich ist, halten sich viele nicht mehr an die Regeln. Und das öffnet den Menschen die Augen.

Sie haben einmal gesagt, dass man reformunwillige Länder auch aus der EU ausschließen sollte.

Bruns: Vielleicht sollte man das mal eskalieren lassen ... Bei Griechenland bestand eine Chance, aber die Regierungschefs der EU haben sich für ein Durchwurschteln entschieden, obwohl sie genau wissen, dass das Land ein Dauersanierungsfall ist.

Nach EU-Vertrag ist ein Austritt von Ländern aus der Gemeinschaft aber gar nicht vorgesehen.

Bruns: So ist es. Deshalb brauchen wir eine richtige strukturelle Reform. Klar ist aber, dass es so nicht weitergehen kann. Wenn man seine eigenen Verpflichtungen nicht einhält, wird Europa zum Club. Alle nehmen nur ihre Rechte wahr – vor allem finanzieller Natur –, aber nicht ihre Pflichten. Das wird nicht gutgehen. Das Problem ist, dass dadurch innerhalb Deutschlands Kräfte erwachsen, die rebellieren. Die Politik nimmt diese Tendenzen durchaus wahr, aber man bekommt es nicht geregelt.

Ich prognostiziere, dass wir Veränderungen kriegen werden. Europa – das sind jetzt 27 Länder: Man muss sich überlegen, wie man weitermachen will. Entweder vereinbart man Verträge wie Schengen oder das Dublin-Abkommen. Dann muss man sich aber auch daran halten. Sonst ist Europa tot. Wir brauchen eine neue Verfassung. Wenn Länder austreten wollen, soll das eben so sein. So geht es jedenfalls nicht weiter – und zwar, weil der Druck in Deutschland und anderen Ländern, von der Straße und von gewissen Gruppen, zu groß werden wird.

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