Lupus-Alpha-Manager Markus Herrmann über europäische Nebenwerte „Verlässliche Dividendenzahler bleiben gefragt“

Markus Hermann, Manager des Lupus Alpha Dividend Champions
DER FONDS: Warum haben europäische Nebenwerte ein so starkes Kalenderjahr 2015 hingelegt?
Markus Herrmann: Im vergangenen Jahr war das Interesse an Aktien generell sehr hoch, das hat sich auch auf europäische Small Caps positiv ausgewirkt. Zudem gibt es in diesem Segment eine Reihe solider und fundamental sehr gut aufgestellter Unternehmen. Bei den Large Caps gab es hingegen einige Problembranchen, etwa den Bankensektor oder die Versorger.
Mit einem Zuwachs von 34,5 Prozent hat der Lupus Alpha Dividend Champions 2015 deutlich mehr zugelegt als andere europäische Aktienfonds. Lag der Vorteil darin, dass Sie sich auf Nebenwerte konzentrieren oder eher in der Ausrichtung auf Dividendentitel?
Sowohl als auch. Beide Strategien konnten 2015 eine gute Performance erzielen, so dass sich schwer sagen lässt, ob die eine oder die andere Strategie wesentlicher zum Erfolg beitragen hat. Generell lag und liegt unser Vorteil in der Kombination aus Small und Mid Caps und der Dividendenstrategie. Anders ausgedrückt: Der wichtigste Performancetreiber war unser aktiver Managementansatz. Durch diesen können wir Markt- und Informationsineffizienzen nutzen und damit überdurchschnittliche Renditen erzielen.
Welche Aktien im Portfolio haben 2015 am stärksten zum guten Ergebnis beigetragen?
Mit einem Plus von 129 Prozent war die Aktie von JD Sports Fashion bester Performer im Portfolio. Der britische Sportartikelhändler profitiert derzeit enorm von seinem auf stylishe Sportkleidung ausgerichteten Sortiment. Wir bleiben hier weiter investiert. Die Aktie des IT-Dienstleisters GFT Technologies konnte um 126 Prozent zulegen. GFT spürt seit geraumer Zeit eine hohe Nachfrage nach IT-Dienstleistungen für den Finanzsektor. Banken und Versicherungen müssen derzeit viel investieren, um ihre IT an die regulatorischen Rahmenbedingungen anzupassen – das sorgt für eine sehr gute Auftragslage. Diese Aktie haben wir allerdings kürzlich verkauft.
Warum?
Nach insgesamt mehr als 400 Prozent Kursgewinn seit Aufnahme in den Fonds vor gut zwei Jahren ist das Bewertungsniveau sehr hoch, so dass wir hier Gewinne realisiert haben.
Eines Ihrer jüngsten und in den vergangenen Monaten lukrativsten Investments ist Vitrolife. Was spricht für das Unternehmen?
Das schwedische Unternehmen bietet Geräte und Substanzen für die künstliche Befruchtung bei Menschen an und litt in den vergangenen Quartalen unter einer Marktschwäche in China, welche vor allem durch den chinesischen Tierkreiszeichen-Kalender beeinflusst wurde. Viele Chinesen hielten 2015 für kein geeignetes Jahr, um eine künstliche Befruchtung in die Wege zu leiten. Im dritten Quartal konnte Vitrolife allerdings zu gewohnter Wachstumsstärke zurückkehren, so dass die Aktie seit Ende September um mehr als 70 Prozent gestiegen ist.
Schauen wir nach vorn: Wie stehen die Chancen, dass europäische Nebenwerte 2016 ähnlich gut abschneiden?
Europäische Nebenwerte haben 2015 um gut 20 Prozent zugelegt. Diese Performance lag deutlich über dem langfristigen Durchschnitt von 8 Prozent. Die strukturellen Vorteile von Small Caps gegenüber Large Caps – etwa eine höhere Flexibilität und attraktivere Nischen-Geschäftsfelder – bleiben auch in den kommenden Jahren als Werttreiber erhalten. Somit sehen wir weiter Potenzial, gehen aber von einer niedrigeren absoluten Rendite als im Vorjahr aus.
Welche Rolle spielt im laufenden Jahr Ihrer Meinung nach das Dividenden-Thema?
Wir gehen davon aus, dass verlässliche Dividendenzahler weiter gesucht bleiben. Es gibt eine Reihe interessanter kleinerer Unternehmen, die sowohl eine konstante Dividenden-Historie als auch ein attraktives Kurspotenzial aufweisen. Weil sie aber längst nicht so bekannt sind wie etwa eine Nestlé oder Roche, dürften sie künftig von einer höheren Aufmerksamkeit der Investoren profitieren.
Gibt es außer GFT weitere gut gelaufene Aktien, bei denen Sie zum Jahresende Gewinne mitgenommen haben?
Wir haben uns jüngst von unseren Positionen in Tomra Systems und Alten Group getrennt. Für die norwegische Tomra Systems herrscht als führender Anbieter von Pfandrückgabeautomaten momentan Sonderkonjunktur, da die im Jahre 2006 installierten Automaten in Deutschland nun nach und nach ersetzt werden. Dieses hohe Auftragsniveau ist aber aus unserer Sicht nicht nachhaltig. Den französischen Ingenieursdienstleister Alten haben wir nach sehr guter Kursentwicklung verkauft, da wir nun kein Potenzial mehr für die Aktie sehen.
Und wo sind Sie stattdessen neu eingestiegen?
Besonderes Potenzial sehen wir bei unseren größten Positionen Cancom und Wirecard. Cancom wird weiter vom starken Cloud-Wachstum profitieren, während sich Wirecard als Dienstleister für Onlinezahlungen ebenfalls in einer schnell wachsenden Branche bewegt. Auf Branchenebene sind wir momentan vor allem im Healthcare-Segment übergewichtet, geografisch in Großbritannien und Deutschland.
Gibt es Marktphasen, in denen sich der Kauf dividendenstarker Nebenwerte in Europa besonders auszahlt?
Small Caps haben in den vergangenen elf Jahren fast immer besser abgeschnitten als Large Caps. Insofern verzeichneten sie eine deutliche Outperformance über alle Marktphasen hinweg. Generell zahlt sich der Fokus auf ertragsstarke Nischenplayer unserer Erfahrung zufolge aber insbesondere in wirtschaftlich unsicheren Zeiten aus. Verpassen Sie keinen Beitrag aus unserem wöchentlichen Online-Magazin DER FONDS und melden Sie sich hier kostenlos per E-Mail an.
Markus Herrmann: Im vergangenen Jahr war das Interesse an Aktien generell sehr hoch, das hat sich auch auf europäische Small Caps positiv ausgewirkt. Zudem gibt es in diesem Segment eine Reihe solider und fundamental sehr gut aufgestellter Unternehmen. Bei den Large Caps gab es hingegen einige Problembranchen, etwa den Bankensektor oder die Versorger.
Mit einem Zuwachs von 34,5 Prozent hat der Lupus Alpha Dividend Champions 2015 deutlich mehr zugelegt als andere europäische Aktienfonds. Lag der Vorteil darin, dass Sie sich auf Nebenwerte konzentrieren oder eher in der Ausrichtung auf Dividendentitel?
Sowohl als auch. Beide Strategien konnten 2015 eine gute Performance erzielen, so dass sich schwer sagen lässt, ob die eine oder die andere Strategie wesentlicher zum Erfolg beitragen hat. Generell lag und liegt unser Vorteil in der Kombination aus Small und Mid Caps und der Dividendenstrategie. Anders ausgedrückt: Der wichtigste Performancetreiber war unser aktiver Managementansatz. Durch diesen können wir Markt- und Informationsineffizienzen nutzen und damit überdurchschnittliche Renditen erzielen.
Welche Aktien im Portfolio haben 2015 am stärksten zum guten Ergebnis beigetragen?
Mit einem Plus von 129 Prozent war die Aktie von JD Sports Fashion bester Performer im Portfolio. Der britische Sportartikelhändler profitiert derzeit enorm von seinem auf stylishe Sportkleidung ausgerichteten Sortiment. Wir bleiben hier weiter investiert. Die Aktie des IT-Dienstleisters GFT Technologies konnte um 126 Prozent zulegen. GFT spürt seit geraumer Zeit eine hohe Nachfrage nach IT-Dienstleistungen für den Finanzsektor. Banken und Versicherungen müssen derzeit viel investieren, um ihre IT an die regulatorischen Rahmenbedingungen anzupassen – das sorgt für eine sehr gute Auftragslage. Diese Aktie haben wir allerdings kürzlich verkauft.
Warum?
Nach insgesamt mehr als 400 Prozent Kursgewinn seit Aufnahme in den Fonds vor gut zwei Jahren ist das Bewertungsniveau sehr hoch, so dass wir hier Gewinne realisiert haben.
Eines Ihrer jüngsten und in den vergangenen Monaten lukrativsten Investments ist Vitrolife. Was spricht für das Unternehmen?
Das schwedische Unternehmen bietet Geräte und Substanzen für die künstliche Befruchtung bei Menschen an und litt in den vergangenen Quartalen unter einer Marktschwäche in China, welche vor allem durch den chinesischen Tierkreiszeichen-Kalender beeinflusst wurde. Viele Chinesen hielten 2015 für kein geeignetes Jahr, um eine künstliche Befruchtung in die Wege zu leiten. Im dritten Quartal konnte Vitrolife allerdings zu gewohnter Wachstumsstärke zurückkehren, so dass die Aktie seit Ende September um mehr als 70 Prozent gestiegen ist.
Schauen wir nach vorn: Wie stehen die Chancen, dass europäische Nebenwerte 2016 ähnlich gut abschneiden?
Europäische Nebenwerte haben 2015 um gut 20 Prozent zugelegt. Diese Performance lag deutlich über dem langfristigen Durchschnitt von 8 Prozent. Die strukturellen Vorteile von Small Caps gegenüber Large Caps – etwa eine höhere Flexibilität und attraktivere Nischen-Geschäftsfelder – bleiben auch in den kommenden Jahren als Werttreiber erhalten. Somit sehen wir weiter Potenzial, gehen aber von einer niedrigeren absoluten Rendite als im Vorjahr aus.
Welche Rolle spielt im laufenden Jahr Ihrer Meinung nach das Dividenden-Thema?
Wir gehen davon aus, dass verlässliche Dividendenzahler weiter gesucht bleiben. Es gibt eine Reihe interessanter kleinerer Unternehmen, die sowohl eine konstante Dividenden-Historie als auch ein attraktives Kurspotenzial aufweisen. Weil sie aber längst nicht so bekannt sind wie etwa eine Nestlé oder Roche, dürften sie künftig von einer höheren Aufmerksamkeit der Investoren profitieren.
Gibt es außer GFT weitere gut gelaufene Aktien, bei denen Sie zum Jahresende Gewinne mitgenommen haben?
Wir haben uns jüngst von unseren Positionen in Tomra Systems und Alten Group getrennt. Für die norwegische Tomra Systems herrscht als führender Anbieter von Pfandrückgabeautomaten momentan Sonderkonjunktur, da die im Jahre 2006 installierten Automaten in Deutschland nun nach und nach ersetzt werden. Dieses hohe Auftragsniveau ist aber aus unserer Sicht nicht nachhaltig. Den französischen Ingenieursdienstleister Alten haben wir nach sehr guter Kursentwicklung verkauft, da wir nun kein Potenzial mehr für die Aktie sehen.
Und wo sind Sie stattdessen neu eingestiegen?
Besonderes Potenzial sehen wir bei unseren größten Positionen Cancom und Wirecard. Cancom wird weiter vom starken Cloud-Wachstum profitieren, während sich Wirecard als Dienstleister für Onlinezahlungen ebenfalls in einer schnell wachsenden Branche bewegt. Auf Branchenebene sind wir momentan vor allem im Healthcare-Segment übergewichtet, geografisch in Großbritannien und Deutschland.
Gibt es Marktphasen, in denen sich der Kauf dividendenstarker Nebenwerte in Europa besonders auszahlt?
Small Caps haben in den vergangenen elf Jahren fast immer besser abgeschnitten als Large Caps. Insofern verzeichneten sie eine deutliche Outperformance über alle Marktphasen hinweg. Generell zahlt sich der Fokus auf ertragsstarke Nischenplayer unserer Erfahrung zufolge aber insbesondere in wirtschaftlich unsicheren Zeiten aus. Verpassen Sie keinen Beitrag aus unserem wöchentlichen Online-Magazin DER FONDS und melden Sie sich hier kostenlos per E-Mail an.
PDF nur für Sie. Weitergabe? Fragen Sie uns.